"Antiziganismus" in der EU Roma als Sündenböcke der Weltwirtschaftskrise

Die Situation der zwölf Millionen Roma in Europa stand am Donnerstag im Blickpunkt einer EU-Konferenz in der spanischen Stadt Cordoba.

Die Situation der zwölf Millionen Roma in Europa stand am Donnerstag im Blickpunkt einer EU-Konferenz in der spanischen Stadt Cordoba. Die Teilnehmer suchten nach Wegen und Möglichkeiten, um Diskriminierung und Armut der in allen 27 EU-Staaten vertretenen Minderheit zu überwinden.

EU-Justizkommissarin Viviane Reding sagte, die Roma seien ein Teil des sozialen Gefüges Europas und hätten viel zur gemeinsamen Kultur beigetragen. "Man denke nur an den Flamenco hier in Spanien, an Musik und Kunst in der spanischen Gesellschaft", sagte Reding in ihrer Eröffnungsansprache. Sie beklagte, dass sich der Lebensstandard der Roma in den vergangenen Jahren verschlechtert habe. "Zu viele Roma-Kinder sind immer noch auf den Straßen anstatt in der Schule."

Den Angehörigen der Minderheit werde vielfach eine gerechte Teilhabe am Arbeitsmarkt verwehrt, und viele Frauen seien Opfer von Gewalt und Diskriminierung. Am Rande der Konferenz sagte der amerikanische Geschäftsmann George Soros, die Roma müssten als Sündenböcke der Wirtschaftskrise herhalten. In mehreren Ländern versuchten rechtsgerichtete Parteien vor diesem Hintergrund, die Stimmung gegen Zigeuner zu schüren. Als Beispiel nannte er die Lega Nord in Italien.

Cordoba liegt in Andalusien, wo etwa jeder zweite der 600.000 Zigeuner in Spanien lebt. Der Tag der EU-Konferenz fällt mit dem Welttag der Roma zusammen; er erinnert an den ersten internationalen Kongress der Roma am 8. April 1971.

In Berlin erklärte der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, der Kampf gegen den "Antiziganismus" ergebe sich als Auftrag aus der Geschichte und für die Zukunft. Er forderte die Bundesregierung auf, einen Plan zur besseren Integration von Roma- und Sinti-Kindern zu entwickeln und die Abschiebung von Roma-Flüchtlingen aus dem Kosovo zu stoppen.

APN
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