Gedenktag in Israel 100 Holocaust-Überlebende mahnen mit 100 Worten zur Erinnerung

Der israelische Präsident Jitzchak Herzog legt an der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem einen Kranz nieder  
Der israelische Präsident Jitzchak Herzog legt an der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem einen Kranz nieder  
© Amir Cohen / Associated Press / Picture Alliance
Israel hat am Donnerstag der sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden gedacht. Überlebende der Shoah mahnten mit 100 Worten zur Erinnerung. 

In einer Videobotschaft zum Holocaust-Gedenktag Yom Ha Schoah rufen Überlebende aus verschiedenen Ländern und in verschiedenen Sprachen an diesem Donnerstag zum Gedenken auf. Zugleich ist die in 100 Worten von 100 Überlebenden auf Englisch, Hebräisch, Deutsch, Polnisch, Russisch, Ukrainisch und anderen Sprachen vorgetragene Mahnung eine Warnung vor Hass und Gleichgültigkeit. "Wir müssen uns an die Vergangenheit erinnern, oder sie wird unsere Zukunft", fordern die Überlebenden in ihrer Botschaft, die von der Claims Conference organisiert wurde. Die Organisation vertritt die Ansprüche von Holocaust-Überlebenden gegen Deutschland.

Seit dem Krieg in der Ukraine organisiert die Claims Conference den Transport von oft hochbetagten und gesundheitlich beeinträchtigten Überlebenden aus dem Krisengebiet. Drei von ihnen, die 84 Jahre alten Galina Abramowa, Tetjana Schuraljowa und Laryssa Dsujenko, die mittlerweile in Frankfurt in einem Altenheim leben, gehören zu den Mitwirkenden des Videos. "Der Aufruf der Überlebenden ist eine Erinnerung daran, dass wir keine Zuschauer sein müssen", sagte Gideon Taylor, Präsident der Claims Conference, in einer in New York veröffentlichten Stellungnahme.

Namen von Opfern des Holocaust im Parlament verlesen

Israel hat am Donnerstag der sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden gedacht. Am Vormittag heulten für zwei Minuten landesweit die Sirenen. Autos hielten auf den Straßen an, Menschen standen still und gedachten der Toten.

Anschließend begann eine Gedenkveranstaltung in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, an der auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas teilnahm. Die Politikerin legte dabei einen Kranz im Namen des Bundestags nieder. Danach wohnte sie als erste hochrangige Repräsentantin aus Deutschland einer Zeremonie im Parlament bei, bei der die Namen von Opfern des Holocaust verlesen wurden.

In der Knesset entzündete Bas bereits zuvor eine Kerze im Gedenken auch an die vor 80 Jahren aus ihrer Heimatstadt Duisburg deportierte Jüdin Irma Nathan. Sie wurde 1942 von den Nazis ermordet. Auch ihr Mann und die beiden Kinder wurden von den Nazis getötet. Die deutschen Nationalsozialisten und ihre Helfershelfer ermordeten während des Zweiten Weltkrieges insgesamt sechs Millionen Juden.

"Selbst die schlimmsten Kriege heutzutage sind nicht der Holocaust"

Bei der offiziellen Eröffnungszeremonie in Yad Vashem am Mittwochabend hatte Israels Regierungschef Naftali Bennett die Einzigartigkeit des Holocaust betont. "Selbst die schlimmsten Kriege heutzutage sind nicht der Holocaust und sind nicht vergleichbar mit dem Holocaust", sagte er laut einer Mitteilung. "Die Nazis strebten danach, alle Juden zu jagen und jeden einzelnen von ihnen auszurotten."

In Israel leben nach Behördenangaben noch 161.400 Holocaust-Überlebende. Das Durchschnittsalter betrage 85,5 Jahre, hieß es. Mehr als 1000 Betroffene seien sogar älter als 100 Jahre. Den Angaben zufolge lebten Ende 2020 weltweit 15,2 Millionen Juden, die meisten davon – 6,9 Millionen – in Israel.

DPA
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