Bauernproteste in Berlin "Ampel weg!" und "Hau ab": Drohen die Proteste aus dem Ruder zu laufen?

Ein Demonstrant hält eine bengalische Fackel in der Hand. Dahinter ein Schuld: Schluss mit dem Gehampel
Mit bengalischen Fackeln gegen den Auftritt von Finanzminister Christian Lindner. Beim Bauernprotest in Berlin war die Stimmung aufgeheizt
© Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Beim großen Bauernprotest vor dem Brandenburger Tor wird Finanzminister Christian Lindner minutenlang niedergebrüllt. Die Stimmung ist aufgeladen, Böller explodieren, vereinzelt kommt es zu Festnahmen. Szenen eines hitzigen Tages.

Theresa Schmidt steht vor tausenden aufgebrachten Bauern auf der Bühne und bittet Finanzminister Christian Lindner (FDP) zu sich ans Rednerpult. Schmidt, Vorsitzende der Landjugend, packt zwei Karten aus, eine gelbe und eine rote. "Herr Lindner", sagt sie, "Sie sind auch Fußballfan." Als wolle sie sagen: Sie wissen ja, was jetzt kommt.

"Das ist die letzte Warnung, die ich hier ausspreche", sagt Schmidt und zeigt Lindner die gelbe Karte. Man befinde sich gerade in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. In der zweiten Hälfte, sagt Schmidt, müsse die Regierung die geplanten Kürzungen ersatzlos zurücknehmen. "Letztlich können wir nur noch zur roten Karte kommen, wenn Sie das jetzt nicht umsetzen."

Die Bauernlobby ist machtvoll

Die Bauernverbände als Schiedsrichter der Spitzenpolitik. Zugegeben, das wirkt ein bisschen vermessen. Andererseits ist die Bauernlobby machtvoll, das hat sie in den vergangenen Wochen erneut bewiesen. Nach einer ersten Protestwoche im Dezember nahm die Bundesregierung einen Teil der geplanten Sparmaßnahmen zurück. Landwirtschaftliche Fahrzeuge bleiben weiterhin von der Steuer befreit. Und die Agrardieselrückvergütung soll nach den neuen Plänen der Bundesregierung nicht auf einen Schlag, sondern schrittweise abgeschafft werden.

Den Bauernverbänden geht das nicht weit genug. Sie fordern die vollständige Rücknahme der Sparmaßnahmen, sonst: Rote Karte, Platzverweis.