Die weltweite Kindersterblichkeit hat sich einem Unicef-Bericht zufolge in den vergangenen zwei Jahrzehnten fast halbiert. Die Zahl der Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren sank demnach von mehr als zwölf Millionen im Jahr 1990 auf 6,9 Millionen im vergangenen Jahr, wie das UN-Kinderhilfswerk am Donnerstag in New York und Köln mitteilte. Die Fortschritte sind jedoch sehr ungleich verteilt. Und das von der Staatengemeinschaft vereinbarte Millenniumsziel, die Kindersterblichkeit bis zum Jahr 2015 um zwei Drittel zu senken, sei noch weit entfernt. Nach neuen Berechnungen von Unicef starben 2011 jeden Tag immer noch rund 19.000 Kinder unter fünf Jahren. Das Risiko für Kinder, an vermeidbaren oder behandelbaren Krankheiten zu sterben, ist demnach insbesondere in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara und in Südasien sehr hoch. Dort wurden im vergangenen Jahr 80 Prozent der Todesfälle registriert. In Sierra Leone, dem Land mit der höchsten Kindersterblichkeit, erlebten 2011 dem Bericht zufolge pro 1000 Lebendgeburten 185 Kinder nicht ihren fünften Geburtstag. Zum Vergleich: In Deutschland waren es drei von 1000.
Fünf Länder kamen im vergangenen Jahr zusammen auf die Hälfte der Todesfälle: Indien (24 Prozent), Nigeria (elf Prozent), Demokratische Republik Kongo (sieben Prozent), Pakistan (fünf Prozent) und China (vier Prozent). Die meisten Todesfälle sind laut Unicef auf fünf Ursachen zurückzuführen: Lungenentzündung (18 Prozent), Frühgeburtskomplikationen (14 Prozent), Durchfallerkrankungen (elf Prozent), Komplikationen bei der Geburt (neun Prozent) und Malaria (sieben Prozent).
Jeder dritte Todesfall wegen Unterernährung
Dagegen machten einige Entwicklungsländer bedeutende Fortschritte: So drückte Laos seine Kindersterblichkeitsrate zwischen 1990 und 2011 um 72 Prozent, Osttimor um 70 Prozent, Liberia um 68 Prozent und Bangladesch um 67 Prozent.
Jeder dritte Todesfall bei Kindern hänge mit chronischer und akuter Unterernährung zusammen. Fortschritte gebe es vor allem wegen des erfolgreichen Kampfs gegen ansteckende Krankheiten. So ging die Zahl der Kinder, die an Masern starben, den Angaben zufolge von geschätzten 500.000 im Jahr 2000 auf 100.000 im Jahr 2011 zurück. Die Zahl der an Durchfallerkrankungen gestorbenen Kindern sank demnach im gleichen Zeitraum um ein Drittel von 1,2 Millionen auf 0,7 Millionen - insbesondere infolge von besserer Hygiene und Trinkwasserversorgung.
"Mit Impfungen, imprägnierten Moskitonetzen und besserer Geburtshilfe stehen kostengünstige Methoden bereit, die Leben retten können", sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland. Deshalb sei es "nicht hinnehmbar, dass in Ländern wie Sierra Leone, Somalia, Mali oder Tschad immer noch jedes fünfte bis sechste Kind nicht überlebt". Der Unicef-Exekutivdirektor Anthony Lake erklärte, es bleibe noch viel zu tun.