Die Leipziger Künstlerin Juliane Noack starb im März bei dem Absturz der Germanwingsmaschine. Sie war im dritten Monat schwanger. Ihr Lebensgefährte, der 26-Jährige David Nowak, hat jetzt mit den Eltern von Noack, ihrer Galeristin Katrin Eitner und Freunden einen gemeinnützigen Verein gegründet, um Künstler zu fördern. Mit stern-Redakteurin Kerstin Herrnkind sprach Nowak über das Leben nach der Katastrophe.
Herr Nowak, Sie wollen im Namen von Jule Noack nun Künstler fördern. Warum?
Ein Ereignis wie der Absturz, bei dem Jule, unser ungeborenes Kind und 149 andere Menschen ums Leben gekommen sind, hat keinen Sinn und kann keinen Sinn haben. Aber wir sind auf der Suche danach und wollen deshalb neuen Sinn schaffen.
Und deshalb wollen Sie Künstler fördern?
Genau. Wir glauben, dass das in Jules Sinn gewesen wäre. Sie hatte als Künstlerin bereits einiges vorzuweisen, einen Graduiertenpreis, das Stipendium einer Kunststiftung. Sie hatte auch eine Galeristin gefunden, mit der sie an einer ersten Einzelausstellung arbeitete. Eines ihrer Stücke steht in einem holländischen Museum. Trotzdem konnte sie von ihrer Kunst nicht leben - so wie viele Künstler. Deshalb soll die Stiftung jungen Künstlern und Künstlerinnen den Start erleichtern. Die Stiftung soll jedes Jahr Stipendien für junge Kunstschaffende vergeben. Vornehmlich sollen Künstler und Künstlerinnen gefördert werden, die sich mit Schmuckkunst, Skulptur und Rauminterventionen konzentrieren. Das waren auch die Themen, an denen Jule gearbeitet hat. Julianes Eltern und ich werden Geld, das wir vielleicht von der Lufthansa als Schadenersatz bekommen, in die Stiftung geben. Darüber hinaus hoffen wir aber auch, weitere Unterstützer zu finden.
Der Absturz der Germanwingsmaschine war kein Unglück. Co-Pilot Andreas Lubitz flog die Maschine nach den Ermittlungen der französischen Staatsanwaltschaft absichtlich gegen ein Bergmassiv. Was empfinden Sie für Lubitz?
Ich habe Tage gebraucht, um wirklich zu begreifen, was der Co-Pilot da getan hat. Wie er das Vertrauen, seiner Passagiere missbraucht hat. Und dann fing dieser Zorn an, in mir zu keimen. Es hat mich unglaublich zornig gemacht, rasend fast schon. Ich habe viele Gläser zerdrückt oder an die Wand geschmissen. Ein Wunder, dass ich mich nie geschnitten habe. Und dann diese Ohnmacht, den Zorn nicht entladen zu können. Ich kann nur hoffen, dass sich dieser Zorn irgendwann verwandelt.
Lubitz war vermutlich schwer depressiv und ein kranker Mann. Hilft Ihnen das?
Nein. Auch wenn der Co-Pilot vielleicht ein gequälter Mensch war, was er getan hat, war vielfacher Mord, das darf nicht verwässert werden. Es war feige. Es war anmaßend. Er hatte kein Recht, das zu tun. Und es gibt dafür auch keine Rechtfertigung.
Sie waren in Begriff mit Jule eine Familie zu gründen. Nun ist sie tot. Wie lebt man mit einem solchen Schicksalsschlag weiter?
Meine Welt ist an diesem Tag zerbrochen. Und so fühlt es sich auch noch immer an. Es gibt eine Zeit davor, und die Zeit danach. Alles fühlt sich anders an. Der Blick auf mein Leben, auf die Welt ist ein anderer. Ich bin gläubiger Christ, das hilft mir. Zu hoffen, dass der Tod nicht das Ende ist. Dass es etwas gibt, das dieser Vergänglichkeit trotzt.
Wer David Nowak beim Aufbau einer Jule-Noack-Stiftung zur Künstlerförderung helfen will, kann dies mit einer Spende an den Förderverein tun. Konto DE92 8607 0024 0590 5641 00 bei der Deutschen Bank in Halle.
Mehr über Jule Noack und den Verein auch unter www.julianenoack.de.