Kardinal Wetter zum Missbrauchsskandal "Vergib uns unsere Schuld!"

Der frühere Münchner Erzbischof Friedrich Kardinal Wetter hat die Kirche angesichts des Missbrauchs-Skandals zur Erneuerung aufgerufen.

Kardinal Friedrich Wetter hat die Erneuerung der Kirche gefordert. Die Vorgänge der letzten Wochen und Monate zeigten, dass die Kirche ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen müsse, sagte Wetter am Pfingstsonntag im Münchner Liebfrauendom in Anspielung auf den Missbrauchsskandal. "Die Kirche muss sich erneuern, das heißt, wir müssen uns erneuern." Der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen sieht im Pfingstwunder Hoffnung für die derzeitige Krise der Kirche, wie er in seiner Sonntagspredigt sagte.

Der frühere Münchner Erzbischof Wetter, der seit 25 Jahren Kardinal ist, sagte: "Die Geschichte lehrt uns: Erneuerungen der Kirche haben stets von innen begonnen, mit der Umkehr der Herzen." Es gehöre zum katholischen Glauben, dass die Kirche heilig sei. In letzter Zeit seien Vorgänge offenkundig geworden, die mit Heiligkeit nicht zu tun hätten, sondern deren Gegenteil, nämlich Versagen und Sünde. "Die Kirche ist nicht heilig durch uns, sondern durch die Gegenwart des Heiligen Geistes in ihr", erklärte Wetter. "Darum müssen wir jeden Tag beten: Vergib uns unsere Schuld!"

Der Fuldaer Bischof Algermissen erinnerte an die Situation, in der sich die Jünger nach der Kreuzigung von Jesus befunden hätten: "Wie soll es weitergehen ohne Jesus Christus? So fragen sich die Jünger nach dem Schock des Karfreitags. Haben wir ohne den Herrn überhaupt noch eine Perspektive?" Diese Krise sei nicht weniger existenziell gewesen als die Krise, "die wir heute spüren", sagte er. "Als Kirche stehen wir an einem Punkt, wo wir spüren: Es wird nicht einfach alles so weitergehen können, wie wir es gewohnt sind."

Kardinal Karl Lehmann hob die Gemeinschaft der Kirche hervor. "Kirche braucht immer diese unverbrüchliche Gemeinschaft der ihr angehörenden Menschen. Aber sie verschließt sich nicht in sich selbst. Sie verkapselt sich nicht in ihren eigenen Nischen. Sie wird wirklich hinaus in alle Welt gesandt", sagte er im Mainzer Dom. Die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten sei eine einzige große Einübung in das Kirchewerden. "Pfingsten ist das Geburtsfest der Kirche. Darum feiern wir das Pfingstfest als tiefste Folge der Auferstehung Jesu."

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