Nach ihrer Niederlage bei der Urwahl zur Spitzenkandidatur der Nord-SPD für die Landtagswahl 2027 in Schleswig-Holstein wird Serpil Midyatli ihr Amt als SPD-Landesvorsitzende aufgeben. Sie habe dem Landesvorstand ihre Entscheidung mitgeteilt und den scheidenden Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer als Nachfolger vorgeschlagen, dem sie am Wochenende bei der Urwahl unterlegen war, heißt es in einem Schreiben der Politikerin an die SPD-Mitglieder, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Sie sei sich mit Kämpfer einig, dass die Übergabe des Landesvorsitzes geordnet erfolgen solle. "Im Februar 2026 wird ein außerordentlicher Landesparteitag den Vorsitz neu wählen. Bis dahin wird Ulf als unser Spitzenkandidat alle Vorbereitungen treffen, die jetzt anstehen. Und ich werde mich darum kümmern, einen guten Übergang möglich zu machen", versprach die 50-Jährige.
Kämpfer hatte sich in Urwahl als SPD-Spitzenkandidat durchgesetzt
Die Nord-SPD will mit Kämpfer als Spitzenkandidat in die Landtagswahl 2027 ziehen. Er soll den amtierenden Ministerpräsidenten Daniel Günther von der CDU herausfordern. Bei dem Mitgliederentscheid hatte Kämpfer sich klar mit 79,76 Prozent gegen die SPD-Landeschefin (20,24 Prozent) durchgesetzt.
In einer gemeinsamen Videobotschaft an die SPD-Mitglieder dankte Kämpfer Midyatli "für diese vielen Jahre unermüdliche Arbeit für die SPD". Ihr Umgang mit dem Ausgang der Urwahl beweise Größe. "Ich bin stolz, Spitzenkandidat zu sein, und ich bin bereit, auch die Verantwortung als Landesvorsitzender zu übernehmen", sagte er.
Als Spitzenkandidat und "hoffentlich auch als breit getragener Landesvorsitzender" werde er mit der Landtagsfraktionschefin und Oppositionsführerin Midyatli ein "Super-Team" bilden. "Zusammen sind wir unschlagbar - wir beide und wir als SPD in Schleswig-Holstein", sagte Kämpfer.
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Sonderparteitag soll neuen Landesvorsitzenden im Februar wählen
Den Übergang an der Spitze des Landesvorstands wolle er fair gestalten. "Und ich schlage vor, dass wir im Februar einen Sonderparteitag machen mit den Wahlen und bis dahin genauso fair wie bisher partnerschaftlich den Weg bereiten", sagte Kämpfer.
Midyatli appellierte an die Geschlossenheit der Genossinnen und Genossen, "denn wir haben noch einiges vor uns, und das wollen wir auf jeden Fall dann auch jetzt gut vorbereiten".
Schon während des Mitgliederentscheids habe sie versichert, dass sie - sollte Kämpfer gewinnen - alles dafür tun werde, damit er der nächste Ministerpräsident wird, sagte Midyatli.
Zum Mitgliederentscheid waren nur Midyatli und Kämpfer angetreten. 6.228 SPD-Mitglieder im Norden hatten ihre Stimme abgegeben. Darunter waren 6.157 gültige Stimmen. Damit ist das Ergebnis nach Angaben der Partei für die Delegierten eines Listenparteitags bindend.
Kämpfer war Umweltstaatssekretär bei Habeck
Der 53-jährige Kämpfer war früher Umweltstaatssekretär unter dem damaligen schleswig-holsteinischen Umweltminister Robert Habeck (Grüne). Seit 2014 ist er Kieler Oberbürgermeister, will aber in der Stadt nicht erneut als Verwaltungschef kandidieren.
Midyatli wurde 2019 an der Spitze der Nord-SPD gewählt - als Nachfolgerin von Ralf Stegner. Ebenso lange ist sie auch stellvertretende Bundesvorsitzende. Seit 2023 ist sie Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag.
Midyatli kam 1975 als Kind türkischer Einwanderer in Kiel zur Welt und wuchs in der Stadt an der Förde auf. 2000 trat sie in die SPD ein. Die zweifache Mutter und Muslima hat sich neben der Politik auch als Unternehmerin verwirklicht.