Besonderer Festakt: Hessen feiert an diesem Donnerstag das 70-jährige Bestehen seines Frauengefängnisses in Frankfurt. Genau genommen gibt es ein Doppeljubiläum: Das dazugehörige Mutter-Kind-Heim ist vor wenigen Monaten 50 Jahre alt geworden.
Justizminister Christian Heinz (CDU) teilt der Deutschen Presse-Agentur hinsichtlich Frauen hinter Gittern mit: "Hessen ist sehr früh schon neue Wege im Justizvollzug gegangen, daraus hat sich gerade in den Anstalten im Laufe der Jahre eine besondere Expertise entwickelt, die sehr gefragt ist."
Minister: Mutter-Kind-Heim ist das erste seiner Art gewesen
Die Justizvollzugsanstalt (JVA) III in Frankfurt-Preungesheim für Frauen zähle zu den bekannteren Gefängnissen in Deutschland - auch wegen des Mutter-Kind-Heims, einst bundesweit das erste seiner Art. Beide Einrichtungen zeigen laut Heinz, "wie Strafe und Resozialisierung in Einklang zu bringen sind".
Abgesehen von Frankfurt sitzen in Hessen nur noch in einer kleinen Zweigstelle der JVA Kassel I Frauen hinter Gittern. Auffällig: Der Anteil der weiblichen Gefangenen ist bundesweit überaus niedrig im Vergleich zur Zahl der inhaftierten Männer.
Weibliche Gefangene im Alter von 16 bis 78
In Hessen gab es am Stichtag 17. September laut dem Justizministerium 4.316 männliche und nur 273 weibliche Gefangene. Von diesen Frauen waren die meisten - 240 - in Frankfurt-Preungesheim inhaftiert, mit einer dortigen Altersspanne von 16 bis 78 Jahren. Viele leiden unter Suchtproblemen.
Die JVA III in Preungesheim ermöglicht jungen Frauen, den Hauptschul- oder Realschulabschluss nachzuholen. Hinzu kommen Möglichkeiten, eine Ausbildung hinter Gittern zu absolvieren. Die meisten Gefangenen arbeiten, beispielsweise in der eigenen Wäscherei, aber auch für externe Arbeitgeber. Ihr Lohn ist sehr niedrig.

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Mütter mit Kleinkindern hinter Gittern
Das Mutter-Kind-Heim in Frankfurt-Preungesheim befindet sich als Teil des offenen Vollzuges außerhalb der Gefängnismauer. 18 Mütter mit ihren Kindern im Vorschulalter kann es laut Justizministerium aufnehmen. Im geschlossenen Vollzug können bis zu fünf Mütter mit ihren Kleinkindern zusammenleben.
Justizminister Heinz hat vor einiger Zeit hierzu formuliert: "Wir geben Müttern die Chance, gemeinsam mit ihren Kindern auch während ihrer Haftstrafe zu leben. So ist es möglich, in den ersten Jahren der Kinder ein enges Verhältnis zwischen Mutter und Kind aufrecht zuhalten und zu stärken."
Tradition bis ins 19. Jahrhundert zurück
Das Gefängnis ist um 1889 auf einem Acker der seinerzeit noch selbstständigen Gemeinde Preungesheim eröffnet worden - schon damals auch mit einer Frauenabteilung mit 85 Haftplätzen. Es gab bereits Krankenzimmer, Schulräume und Werkstätten sowie Warmwasserheizung, Petroleumbeleuchtung und Frischwasser mit Handpumpen.
Frühe Hinrichtungen
Von 1945 bis 1953 war die Anstalt laut Justizministerium ein Militärgefängnis - und von 1955 an eine JVA für Frauen. Seit 1904 gab es dort zudem Hinrichtungen. Bis 1945 wurden auch zahlreiche Beteiligte am Widerstand gegen die NS-Gewaltherrschaft exekutiert. Darauf weist ein Mahnmal hin.