Nach dem Tod der früheren hessischen Wissenschaftsministerin und FDP-Landeschefin Ruth Wagner drückt der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) seine Trauer und seinen Dank gegenüber seiner einstigen Stellvertreterin aus. "Ruth war von ganzem Herzen eine Liberale, eine Frau mit Haltung", betont Koch und ergänzt: "Ich persönlich habe ihrem Vertrauen und ihrer Standfestigkeit sehr viel zu verdanken". Zuvor hatte der FDP-Landesverband Wagners Tod im Alter von 85 Jahren bestätigt.
Damit spielt Koch wohl auf das für seine politische Karriere brisante Jahr 2000 an, als in Hessen die CDU-Spendenaffäre hochkochte. Es war Ruth Wagner, die den damals noch jungen Ministerpräsidenten im Amt hielt.
Wagner rettete Koch den Kopf
Entgegen der öffentlichen Meinung und gegen den Willen ihrer Bundespartei hielt die damals 59-Jährige unter großem Druck an der Koalition mit der CDU fest und rettete damit Roland Koch den Kopf an der Spitze der Hessischen Landesregierung.
Wagner war damals Ministerin für Wissenschaft und Kunst und stellvertretende Ministerpräsidentin. Nach ihrer Überzeugung gehörte Koch in der Schwarzgeldaffäre nicht zu den "Tätern", sondern habe aktive Aufklärungsarbeit betrieben, versicherte sie ihrer Partei.
Nicht "am Katzentisch" Platz nehmen
Nach der Hessischen Landtagswahl 2003 sorgte Ruth Wagner für einen weiteren Paukenschlag. Nachdem die CDU die absolute Mehrheit geholt hatte, Koch der FDP aber aus Dankbarkeit trotzdem den Fortbestand der Koalition anbot, lehnte Wagner entschieden ab. Die FDP nehme nicht "am Katzentisch" Platz, erklärte Wagner. Mit dieser Entscheidung widersetzte sie sich Teilen der Hessen-FDP und zwang sie gegen ihren Willen in die Opposition. Zu den Gegnern gehörte damals auch Wagners späterer Nachfolger Jörg-Uwe Hahn.