Schwimmendes Denkmal Höhere Sanierungskosten: Wie geht es weiter mit der "Greif"?

Noch steht die "Greif" in der Schiffbauhalle auf dem Volkswerftgelände in Stralsund. Foto: Stefan Sauer/dpa
Noch steht die "Greif" in der Schiffbauhalle auf dem Volkswerftgelände in Stralsund. Foto
© Stefan Sauer/dpa
Die "Greif", das einzige in der DDR gebaute Segelschulschiff, wird saniert und könnte bald wieder ins Wasser. Doch wird sie auch wieder segeln? Damit befassen sich erneut Greifswalder Stadtvertreter.

Wird der bald 75 Jahre alte Traditionssegler "Greif" trotz gestiegener Sanierungskosten in Zukunft wieder in See stechen? Mit dieser Frage befasst sich am Montag die Greifswalder Bürgerschaft. Fast drei Millionen Euro zusätzlich müsste die ohnehin klamme Stadt bereitstellen, wie das Rathaus bereits Mitte Oktober bekanntgegeben hatte.

Das Schiff, das als Denkmal von nationaler Bedeutung eingestuft ist, ist bereits seit 2022 zur Sanierung in Stralsund und steht dort derzeit in der großen Schiffbauhalle. Die Masten stehen, der Rumpf hat einen neuen, strahlend weißen Anstrich, die Decksaufbauten sind montiert. Laut Stadt kann die "Greif" voraussichtlich zum Jahresende die Halle verlassen und wieder ins Wasser.

Auch Jan Tebbe-Simmendinger vom beteiligten Unternehmen Strela Shiprepair sagt, der schwierige Teil sei geschafft. Man sehe "nicht nur Licht am Ende des Tunnels, sondern man sieht auch schon, wie der Ausgang aussieht." Es stehen laut Stadt allerdings noch Ausrüstungsarbeiten an: Navigation, Elektrik, Heizung, Sanitär und Lüftung sowie der Innenausbau.

Die zuvor veranschlagten insgesamt rund 4,46 Millionen Euro reichen laut Stadt nicht aus. Die ursprüngliche Planung stamme von 2020. Kosten seien deutlich gestiegen. Die Pleite des zwischenzeitlich beauftragten Unternehmens Fosen in Stralsund sorgte für Verzögerungen und zusätzliche Kosten. Bislang beträgt der städtische Anteil der Sanierungskosten 1,7 Millionen Euro. Der größte Anteil der Kosten wird bislang hingegen über Spenden oder Fördermittel von Bund und Land abgedeckt. Eine Aufstockung würde den Eigenanteil der Stadt deutlich erhöhen.

Seetüchtig, fest im Museumshafen oder Verkauf?

Eine Beschlussvorlage der Stadtverwaltung sieht die Fortführung der Grundsanierung und die Bereitstellung der zusätzlichen Mittel vor. Als Alternative wird unter anderem der Abbruch der Sanierung beschrieben und der Verbleib der "Greif" im Greifswalder Museumshafen als Museumsschiff, das aber nicht auf Fahrt geht.

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Damit droht laut Stadtverwaltung gegebenenfalls eine Rückzahlung von Fördermitteln in Millionenhöhe. Als weitere Alternative wird der Abbruch der Sanierung mit anschließendem Verkauf skizziert. In der Vorlage wird allerdings bezweifelt, ob Käufer gefunden würden. Selbst wenn würde der Erlös nicht den bisherigen Investitionen entsprechen – so die Erwartung.

Einem von der Fraktion Christlich Demokratisch Konservative eingebrachtem Änderungsantrag zufolge soll vor einer Entscheidung zunächst abgeklärt werden, ob eine Rückzahlung von Fördermitteln ausgeschlossen werden kann.

Die Fraktion SPD/Die Linke schlägt vor, die Mittel zwar bereitzustellen, die Nutzung des Schiffes aber zu überdenken, um das Schiff künftig kostendeckend zu betreiben. Vorstellbar sei etwa die Nutzung als Charterschiff, als mietbarer Veranstaltungsort für Feierlichkeiten oder als Außenstelle des Standesamtes für Trauungen.

Einziges in der DDR gebautes Segelschulschiff

Das 1951 in Rostock gebaute Schiff ist das einzige in der DDR gebaute Segelschulschiff. Es wurde auf den Namen des ersten DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck getauft. 1991 übernahm die Stadt Greifswald das Schiff und benannte es in "Greif" um. 2020 waren unerwartet große Schäden an der Außenhaut festgestellt worden. Die Bürgerschaft hatte sich aber 2020 für eine Zukunft der "Greif" unter Segeln und eine Sanierung ausgesprochen.

Der Förderverein Rahsegler Greif hat im Rahmen einer Online-Petition für die Fortführung der Sanierung bis Freitag mehr als 2.700 Unterschriften gesammelt. Der Verein Tall-Ship Friends Deutschland ruft in einem Schreiben Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder (Grüne) dazu auf, sich in der Bürgerschaft für die "Greif" einzusetzen.

Der Vorsitzende Volker Börkewitz verweist dabei auch auf eine Bundesstiftung, die seiner Aussage nach 2026 die Arbeit aufnehmen soll. Über diese Stiftung seien jährlich bis zu zehn Millionen Euro für den Erhalt von Traditionsschiffen abrufbar. "Es wäre daher fatal, diese Option nicht wahrnehmen zu wollen."

dpa