Regionales aus der Natur Quittentee und Pechsalbe – Kräuterwissen in Lüneburger Heide

Lavendelpäckchen, Weißdornlikör oder antibiotische Salbe eignen sich hevorragend als Weihnachtsgeschenke. Foto: Philipp Schulze/
Lavendelpäckchen, Weißdornlikör oder antibiotische Salbe eignen sich hevorragend als Weihnachtsgeschenke. Foto
© Philipp Schulze/dpa
In der Waldkräuterey in Amelinghausen gibt Marion Putensen ihr Wissen über heimische Kräuter weiter. Lavendel-Päckchen, Weißdornlikör oder antibiotische Salbe eignen sich als Weihnachtsgeschenke.

Quittenkonfekt, Blütenkekse und Weißdorn-Elixir: Marion Putensen von der Waldkräuterey in der Lüneburger Heide kreiert ihre Weihnachtsgeschenke aus den Pflanzen der Umgebung. "Wenn wir mal zurückgehen würden und überlegen, was ist Weihnachten, dann sind es nicht Präsente für viel Geld, sondern Geschenke, die mit Liebe gemacht sind", sagt die Ausbilderin für Kräuterfachfrauen und -männer. 

"Geschenke aus der Natur" heißt das Thema des zweitägigen November-Seminars in der verwunschenen Holzhütte im Wald am Lopausee bei Amelinghausen. Zehn Teilnehmerinnen und zwei Teilnehmer treffen sich ein Jahr lang einmal im Monat zum Intensiv-Wochenende. Im Sommer steht eine Abschlussprüfung an. 

Menschen die Natur näherbringen

Mandeln mit Wildkräutern in kleinen Cellophan-Päckchen hat Erik Schütte aus Neustadt am Rübenberge abgepackt. Er arbeitet in der Luftfahrt, ist durch seine Frau auf Wildkräuter aufmerksam geworden. "Ich möchte einmal Kräuterwanderungen anbieten, um Menschen die Natur wieder nahezubringen", erzählt er beim gemeinsamen Verköstigen der selbst hergestellten Lebensmittel. 

Vermeintliches Unkraut wie Brennnesselblätter und -samen als Vitamin-C- und Eisenlieferanten sind seine Favoriten. Heimische Samen liegen im Trend als Superfood, berichtet Putensen. Für den Teepunsch verwendet sie getrocknete Quitte gegen Erkältungen: "Die Frucht kann man ganz verwerten, die Kerne helfen Schleim zu lösen."

Ess-Zigarren für Udo Lindenberg

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Besonderen Anklang finden Törtchen in allen Frucht-Variationen, dekoriert mit Blattgold oder Minze, die Tina Herzog gezaubert hat. Sie hat in der Patisserie gelernt, ihre letzten Arbeitsstellen lagen in den Luxushotels Adlon in Berlin und Atlantik in Hamburg. Für Udo Lindenberg kreierte sie mehrmals ausgefallene Torten oder essbare Zigarren, erzählt sie. 

Der Liebe wegen zog es sie ins Emsland nach Haselünne, wo sie sich selbstständig gemacht hat und auf Bestellung arbeitet. Mit ihren kleinen Kunstwerken gewann sie kürzlich den Titel "Master of Sweets" in einem RTL-Format, bei dem die besten Patissiers des deutschsprachigen Raumes gegeneinander antraten.

Mit der Fortbildung in der Heide will sie ihren Horizont erweitern. "Ich habe gerade ein Buch geschrieben, das die alten Grundrezepte meiner Oma als Grundlage nimmt. Man kann sie immer erweitern und verändern", erzählt Herzog über den Titel "Garten, Wald & Wiese". 

Kursgebühr für kulinarische Grundlagen und Fakten

Der Kurs in der Heide kostet 2.600 Euro – gut angelegtes Geld, findet Tina Herzog: "Das ist eine Entscheidung, die sich zu 100 Prozent gelohnt hat. Ich wollte eine fundierte Ausbildung, nicht so esoterisch, sondern kulinarisch", meint Herzog. "Die Fakten sind mega-interessant." 

So züchtet und sammelt sie schon länger Wildkräuter, die sie früher gekauft hat. Bestes Beispiel ist die Vitamin-C-haltige Vogelmiere, die sogar im Oktober/November noch als Unkraut im Norden zu finden ist. 

Märchen mit Kräuterwissen erzählen

Auch Anke Heins aus Celle wird ihr neues Wissen verwenden können. Sie ist Märchenerzählerin und kann sich vorstellen, viele Kräuter einfließen zu lassen. "Das gibt mir einen anderen Blickwinkel auf die Märchen", erzählt die 62-Jährige.

So soll etwa der Weißdorn bei Dornröschens langem Schlaf eine Rolle gespielt und sie beschützt haben. Zum Adventszauber am ersten Dezember-Wochenende in der Waldkräuterey tragen alle Kursteilnehmer etwas bei, vom Erlös fahren sie zusammen auf Kräuter-Entdecker-Tour nach Thüringen. "Wir tauschen uns gegenseitig aus, das ist das Tolle an der Sache", sagt Putensen. 

Die zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin wird im Januar mit dem Kurs einen ganzen Weihnachtsbaum zerlegen und verwerten. "Es ist egal, ob es Kiefer, Fichte oder Tanne ist – wir verwerten alles." Im Februar stehen antibiotische Mittel wie die schmerzlindernde Pechsalbe aus Baumharz auf dem Programm. Die Heilpflanzenkunde mit den heimischen Gewächsen beinhaltet auch die Naturkosmetik.

dpa