Mordanschlag auf Einsatzkräfte Gegenseitig gerettet - Ratinger Anschlagsopfer geehrt

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zeichnet Einsatzkräfte mit der Rettungsmedaille des Landes aus, die im Mai 2023 Opfer e
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) zeichnet Einsatzkräfte mit der Rettungsmedaille des Landes aus, die im Mai 2023 Opfer eines Mordanschlages in einem Ratinger Hochhaus wurden. Unter ihnen ist der 32-jährige Polizeioberkommissar Enver G. (Mitte). Foto
© Henning Kaiser/dpa
In einem Hochhaus in Ratingen werden Einsatzkräfte 2023 Opfer eines Anschlags. Von einem Feuerball getroffen und erleiden sie zum Teil schwerste Verbrennungen. Jetzt wurden sie geehrt.

Zweieinhalb Jahre nach dem Mordanschlag auf Einsatzkräfte in einem Ratinger Hochhaus hat NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) neun Betroffene mit der Rettungsmedaille des Landes geehrt. Sie erhielten die Auszeichnung für ihr "mutiges, heldenhaftes Handeln und für ihre gegenseitige Unterstützung in einer hochdramatischen Lage", erklärte Wüst. Zwei der neun Geehrten waren nicht anwesend. 

"Nur durch die gute Koordination dieser Evakuierung, die Disziplin aller Beteiligten und die Rücksichtnahme auf die Schwerstverletzten konnten alle diesen heimtückischen Angriff überleben", sagte der Regierungschef. 

Wüst erinnerte, dass es bei dem Routineeinsatz am 11. Mai 2023 um eine scheinbar hilflose Person ging. "Der Briefkasten quillt schon über, vor der Wohnungstür häuft sich alte Post. Die Beamten nehmen Verwesungsgeruch wahr." Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst treffen ein.

Angriff ohne jede Vorwarnung

Beim Betreten der Wohnung erfolgte ein Angriff auf die Einsatzkräfte ohne jede Vorwarnung. "Der Bewohner der Wohnung schüttet eine große Menge brennbarer Flüssigkeit aus und zündet sie an. Der Boden des Laubengangs und die Kleidung der Einsatzkräfte fangen sofort Feuer", verdeutlicht Wüst. 

Die Einsatzkräfte flüchten durchs Treppenhaus aus dem 10. Stock hinunter. "Dabei stellen sie sicher, dass jeder Einzelne es vor die Haustür schafft und die Schwerverletzten zuerst evakuiert werden." Vor dem Haus unterstützten sich alle gegenseitig beim Ablöschen und Versorgen der Verletzten bis weitere Rettungskräfte eintrafen. "Für die Einsatzkräfte bestand akute Lebensgefahr", sagte er. Sie erlitten teils lebensgefährliche Verletzungen.

Das Motiv: Hass auf den Staat

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Dass Rettungs- und Einsatzkräfte angegriffen und zu Opfern werden, komme immer häufiger vor. Wüst: "Es ist unsere Aufgabe als gesamte Gesellschaft, uns dieser Entwicklung entschieden entgegenzustellen."

Das Landgericht Düsseldorf verurteilte den Täter im Dezember 2023 wegen versuchten Mordes in fünf Fällen zu lebenslanger Haft. Die Richter stellten die besondere Schwere seiner Schuld fest. Als Motiv nannte das Gericht Hass auf den Staat. 

Bei den Ermittlungen war in der Hochhauswohnung eine teilweise skelettierte Leiche in einem Rollstuhl sitzend entdeckt worden. Es war die Mutter des später verurteilten Mannes, die bereits seit Wochen tot war.

dpa