Affenpocken-Impfung Weltweit gibt es nur einen zugelassenen Impfstoff gegen Affenpocken – und der kommt aus Bayern

Schild mit Firmenlogo von Bavarian Nordic
Das deutsch-dänische Unternehmen hat eine große Forschungsabteilung in Martinsried bei München 
© Sven Hoppe/ / Picture Alliance
Der weltweit einzige Impfstoff gegen Affenpocken kommt aus Martinsried bei München. Die Forschung an ihm geht auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 zurück.

Als die Mitarbeiter:innen von Bavarian Nordic vor 20 Jahren damit begannen, an einem Affenpocken-Impfstoff zu forschen, konnten sie nicht ahnen, wie groß die Nachfrage heute danach sein würde. Wie überraschend und unerwartet die aktuelle Entwicklung ist, zeigt ein Gespräch des Pressesprechers Rolf Sass Sørensen mit dem Bayerischen Rundfunk.

In einer rund 3.300 Quadratmeter großen Anlage in Martinsried bei München arbeiten etwa 125 Menschen an der Forschung, Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen für Bavarian Nordic. "Der Standort Martinsried liegt in einer der führenden europäischen Biotechnologie-Regionen – der Biotech-Region München, Deutschland", heißt es auf der Website des Unternehmens. Seinen Hauptsitz hat es in Dänemark.

Affenpocken-Forschung als Folge von 9/11 entstanden

Dass das deutsch-dänische Unternehmen intensiv an der Entwicklung verschiedenen Pocken-Impfstoffe arbeitet, hängt mit dem 11. September 2001 zusammen. Nach jenen Anschlägen befürchtete die damalige US-Regierung Angriffe mit biochemischen Waffen, unter anderem mit Pockenviren. Daher sollte die komplette US-Bevölkerung gegen Pockenviren geimpft werden – und Bavarian Nordic erhielt den Auftrag zum Entwickeln eines Impfstoffes.

Obwohl der ursprüngliche Plan nie umgesetzt wurde, forschten die Mitarbeiter:innen in Martinsried weiter an unterschiedlichen Pocken-Impfstoffen, zum Teil auch gegen Affenpocken. Der von ihnen entwickelte Impfstoff Jynneos wurde 2019 zugelassen und ist damit der bislang einzige Impfstoff gegen Affenpocken. Allerdings ist Jynneos nur in den USA als Affenpocken-Impfstoff zugelassen. In der EU ist das gleiche Präperat unter dem Namen Imvanex nur für Pocken zugelassen.

Deutsche unter 40 Jahren oft nicht gegen Pocken geimpft

Auch ältere Pocken-Impfstoffe können gegen Affenpocken helfen. "Es gibt mehrere Pocken-Impfstoffe, die auch einen gewissen Schutz vor Affenpocken bieten. Der ursprünglichen Pocken-Impfstoff ist nicht mehr erhältlich, Menschen unter 40 bis 50 Jahren sind somit in der Regel nicht geimpft, da die Pocken-Impfung in den 70er Jahren eingestellt wurde, nachdem die Krankheit als ausgerottet galt. In der EU ist ein Pocken-Impfstoff zugelassen, der modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA) beinhaltet. In UK wird engen Kontaktpersonen derzeit eine Impfung angeboten", schreibt die Virologin Sandra Ciesek auf Twitter.

Auf die Frage, wieso gerade alle von Affenpocken sprechen, twitterte sie: "Seit Anfang/Mitte Mai 2022 wurden mehrere Fälle von Affenpocken gleichzeitig in mehreren nicht endemischen Ländern festgestellt. Dies war bisher nicht typisch für Affenpocken. Derzeit wird von der WHO untersucht, ob das Virus seine Eigenschaften (Übertragung) verändert hat oder ob es eine Erklärung gibt, wie das Virus fast gleichzeitig in die verschiedenen Länder in Europa und den USA kommen konnte."

Affenpocken – was Sie über die Krankheit wissen müssen
Affenpocken – was Sie über die Krankheit wissen müssen
© Michael Bihlmayer/ / Picture Alliance
Affenpocken: Was Sie über die Krankheit wissen müssen
© Teaserbild: Picture Alliance/Michael Bihlmayer

Deutschland sichert sich 40.000 Dosen des Impfstoffes

Den von Bavarian Nordic entwickelte Impfstoff Jynneos soll in den USA an Personen verimpft werden, die engen Kontakt mit Infizierten hatten. In Deutschland sind Impfungen laut Bundesgesundheitsminister Lauterbach vorerst nicht geplant. Nichtsdestotrotz habe Deutschland 40.000 Impfdosen bestellt, um vorbereitet zu sein.

Dem Pressesprecher des Impfstoffunternehmens zufolge soll die Produktion am Hauptstandort im dänischen Hellerup hochgefahren werden. Zudem plane Bavarian Nordic, weiter zu expandieren und auch Vorräte in anderen Ländern anlegen. "Wir wollen helfen", sagt Sørensen.

Quellen: BR24, Bavarian Nordic

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