(Un)erfüllter Kinderwunsch "Manchmal war mir Benes Optimismus zu viel": Ariana Baborie über ihre Kinderwunschbehandlung – und ihre lang ersehnte Schwangerschaft

Ariana Baborie und Benedict Herzberg versuchen schon lange, ein Kind zu bekommen. Nach jahrelanger Kinderwunschbehandlung  ist Ariana endlich schwanger
Ariana Baborie und Benedict Herzberg versuchen schon lange, ein Kind zu bekommen. Nach jahrelanger Kinderwunschbehandlung  ist Ariana endlich schwanger
Ariana Baborie und ihr Partner Bene Herzberg wünschen sich schon lange ein Kind. Nun ist die Moderatorin endlich schwanger – nach zweieinhalb Jahren Kinderwunschbehandlung. Ein Gespräch über die Tücken des Kinderkriegens, Kontrollverluste und die Vorfreude auf das Baby. 

Ariana Baborie ist für ihre lockere und lustige Art bekannt. Die Moderatorin hat immer einen frechen Spruch auf den Lippen, ob auf der Bühne, im Fernsehen oder Radio. In ihrem neuen Podcast "Mom & Dadjokes" aber, den sie mit ihrem Partner Bene Herzberg betreibt, schlägt die Comedienne ernste Töne an: Es geht um ihre Kinderwunschbehandlung. Inzwischen ist Baborie tatsächlich schwanger, doch der Weg zum Wunschkind war hart. Im Interview sprechen sie und Herzberg über die Hürden, die sie überwinden mussten, und verraten, was ihnen Hoffnung gemacht hat.

Erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft von Ariana. Wie fühlen Sie beide sich, nachdem Sie einen so langen Weg zurückgelegt haben?
Bene Herzberg: Ich fühle mich jetzt immer besser damit. Nicht dass ich es angezweifelt hätte, ich merke nur, dass ich es mit der fortschreitenden Schwangerschaft mehr realisiere. Da wir in Behandlung waren, wussten wir es superfrüh, etwa ab der zweiten Woche. Es war nur sehr lange unsicher. Deswegen hatten wir nicht diesen einen Moment, in dem sich unser komplettes Leben geändert hat. Wir hatten viel Zeit, uns gedanklich darauf einzustellen. Wir sind jetzt in der 16. Woche. 

Ariana Baborie: Wie vieles andere bei dieser Kinderwunschgeschichte habe ich mir den Moment anders vorgestellt. Ich hatte gedacht, sobald ich schwanger bin, tut sich der Himmel auf, ein Heiligenschein kommt nach unten und Engelschöre singen. Ich habe tatsächlich geglaubt, dass ich neun, zehn Monate auf Wolken schwebe. 

Aber?
Baborie: Absurderweise fühle ich mich neutral, weder positiv noch negativ. Es fühlt sich ganz natürlich an. Es ist gar nicht so aufregend, wie ich dachte. Ich laufe nicht mit Tränen in den Augen durch die Gegend, aber natürlich habe ich mich riesig darüber gefreut. Nur haben wir die Nachricht mit Vorsicht genossen und sehr lange abgewartet. Es gab einige Hürden zu nehmen, wie auch bei natürlichen Schwangerschaften: Ist da eine Fruchthöhle? Schlägt ein Herz? Schafft es die zwölfte Woche? Deswegen habe ich meine Euphorie gezügelt. Jetzt können wir uns darauf einstellen und uns freuen. 

Herzberg: Die Neutralität des Gefühls bei Ariana ist eine positive Sache. Es hätte auch sein können, dass sie aus dem Behandlungsstress in die nächste Angst geht. 

Baborie: Ich fühle mich angekommen und habe nicht mehr diesen drängenden Wunsch, den ich zweieinhalb Jahre verfolgt habe. Ich kann mein normales Leben leben – ohne die ständigen Besuche in der Kinderwunschklinik, das Blutabnehmen, die Spritzen und die OPs. Jede Frau geht anders damit um, aber ich fühle mich durch die Behandlungszeit nicht traumatisiert. Die Phase in meinem Leben ist abgeschlossen. Jetzt kommt die nächste, und die ist schön. 

Zwischen Optimismus und Kontrollverlust

Was war im Rückblick das Härteste auf dem Weg zum Wunschkind?
Baborie: Für mich war es hart, die Kontrolle abzugeben. Und dann die Zeit, man wusste ja nie: Wie lange dauert es noch? Und wird es von Erfolg gekrönt sein? Niemand konnte das sagen. Dass man selbst nichts dafür tun kann, ist hart. Meine Therapeutin und unsere Kinderwunschärztin haben uns immer gesagt, dass es für Leute wie mich, die ein Kontrollthema haben, wirklich schwierig ist. Man kann die bestmöglichen Umstände schaffen und alles dafür tun, dass die optimalen Bedingungen bestehen. Aber ob die Natur am Ende mitspielt, das ist Glückssache.

Herzberg: Da ich von Grund auf optimistisch bin, war ich mir sicher, dass es irgendwann klappt. Für mich war das Härteste, zu merken, wie Ariana sich damit fühlt und wie schwierig es für sie war. Ich war zwar beteiligt, aber nur sekundär. Ich war auf eine Art machtlos. 

Trotzdem haben Sie das Ganze jahrelang mitgemacht. Was hat Ihnen Hoffnung gegeben?
Baborie: Mir hat Bene Hoffnung gegeben. Er hat immer gesagt: Das wird schon klappen, es ist nur eine Frage der Zeit. Wenn nicht dieser Versuch klappt, dann der danach. Es gibt auch Dokus und Reportagen, die ich mir angeschaut habe: Darin gab es viele, die eine deutlich schlechtere Diagnose hatten als wir. Mir fehlt ein Eileiter, ansonsten war alles in Ordnung. Deshalb dachte ich mir: Paare mit so viel schlechteren Startbedingungen schaffen es, dann müssen wir es doch auch schaffen.

In Ihrem Podcast nehmen Sie die Hörer mit durch den ganzen Prozess, den Sie seit 2020 mit Ton-Aufzeichnungen begleiten. Warum haben Sie sich dazu entschieden, so offen über Ihre Kinderwunsch-Reise zu sprechen?
Baborie: Das Thema war damals ein Tabuthema und ist es heute noch. Ich war geschockt, dass wir auf einmal in dieser Situation steckten und uns Hilfe holen mussten. Keiner meiner engsten Freunde oder Freundinnen musste in eine Kinderwunschklinik. Sie sind alle nach maximal drei Monaten schwanger geworden, haben also alle ihre Kinder auf natürlichem Weg gezeugt. Es gab für mich niemanden, mit dem ich mich austauschen konnte. Wir beide hören gern und viel Podcasts und haben nach Podcasts und Youtube-Kanälen von Leuten gesucht, die so sind wie wir. Wir wollten hören, wie diese Menschen ihre Situation erklären, damit wir uns weniger alleine fühlen. Doch es gab nichts. Irgendwann haben wir gesagt: Genau das, was fehlt, machen wir – in der Hoffnung, dass die Hörerinnen und Hörer Unterstützung darin finden. 

Herzberg: Ariana hätte den Podcast auch mit einer Expertin oder Ärztin machen können. Aber wir wollten das Ganze als Paar erzählen, mit allen Höhen und Tiefen, das Thema öffnen, raus aus der Tabuzone und zeigen, dass auch Männer darüber reden. 

Die Kinderwunschbehandlung ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. Was macht das viele Auf und Ab mit einer Partnerschaft?
Herzberg: Wir haben gelernt, viel miteinander zu kommunizieren. Ariana ist so viel näher dran: Sie macht die ganze Behandlung durch, holt mich gleichzeitig aber ab und informiert mich immer wieder, damit ich nicht abgehängt werde. Durch den Podcast haben wir uns immer wieder hingesetzt und eine Stunde oder mehr darüber geredet. So haben wir es noch einmal verarbeitet. Wir wussten von Anfang an, dass wir zusammen in dem Boot sitzen. Es hat uns als Paar mehr gestärkt, als dass es uns auseinandergerissen hätte.

Baborie: Ich habe auch das Gefühl, dass es uns zusammengebracht hat. Doch das schließt nicht aus, dass wir nicht auch schwierige Zeiten hatten. Benes Optimismus war etwas, wodurch es in unserer Partnerschaft geknirscht hat. Nach Rückschlägen oder negativen Ergebnissen ging es mir meist so, dass ich meinen Frust rauslassen, wütend sein und alles rausweinen wollte. Manchmal war mir Benes Optimismus zu viel, wenn er gesagt hat: Das war blöd, aber beim nächsten Mal! 

Wie haben Sie diesen unterschiedlichen Umgang mit Rückschlägen gelöst?
Baborie: Ich habe ihm dann gesagt, dass ich den Optimismus toll finde, er uns weiterzieht, aber nach einem negativen Ergebnis brauche ich kurz Raum für mich, um meine Wut, Trauer und Verzweiflung rauszulassen. Mir hat außerdem geholfen, dass ich meine Therapeutin hatte. Bei ihr habe ich gemerkt, wie belastend das Thema sein kann. Ich hatte gar nicht das Bedürfnis, darüber zu sprechen, aber sie hat einfach nachgefragt und im Gesprächsverlauf kamen dann doch viele Ängste, Sorgen und Verzweiflung zum Vorschein. Das war superwichtig für mich. Ich würde jedem raten, sich Hilfe zu suchen, damit man über diese Situation sprechen kann. 

Der realistische Blick auf das Elterndasein

Was kann ungewollt kinderlosen Paaren noch helfen?
Baborie: Ich wünsche mir mehr Wissen! Uns wurde jahrzehntelang erklärt, wie wir uns davor schützen, ungewollt schwanger zu werden. Nie hat jemand gesagt, dass es schwierig werden könnte, überhaupt schwanger zu werden. Selbst unter optimalen Bedingungen bei einem normalen Zyklus liegen die Chancen einer Schwangerschaft nur bei 30 Prozent. Ich wusste zuvor auch nicht, dass jede zehnte Frau einen Abgang in ihrem Leben hat. Wir sollten in Schulen und im Rahmen der Aufklärung daran arbeiten, dass das als Thema stattfindet. 

Was sollte sich strukturell für Betroffene unbedingt ändern?
Herzberg: Da gibt es ein paar Dinge – wie die finanzielle Unterstützung. Nur heterosexuelle Paare, die verheiratet sind, bekommen von der Krankenkasse Unterstützung, und das auch nur begrenzt. Für alle anderen ist es kategorisch ausgeschlossen. Für viele Paare bedeutet das, dass sie heiraten müssen, um sich die Behandlung zu ermöglichen, obwohl sie es gar nicht vorhatten. Andere müssen die Behandlung aus finanziellen Gründen abbrechen oder können sie erst gar nicht beginnen.

Baborie: Es sollte mehr Möglichkeiten geben, sich Rat zu suchen, um zu gucken, welche Entscheidung man treffen sollte. Es gibt eine breite Palette an Tests, Untersuchungen oder Operationen, die man machen kann. Gebe ich dafür so viel Geld aus? Lege ich mich noch einmal auf den OP-Tisch? Wir wussten auch nicht so richtig: Wo informieren wir uns? Wer gibt Hilfestellung bei Fragen? Natürlich hat unsere Ärztin versucht, uns einen Rat zu geben. Aber wenn man in der Kinderwunschbehandlung ist, möchte man zu weiteren Kliniken, Ärztinnen oder Ärzten gehen, um sich eine Zweit- oder Drittmeinung zu holen. Doch das ist nicht leicht, anders als bei einem Bandscheibenvorfall. 

Wie könnte man dieses Problem lösen?
Baborie: Ich habe kein Idealrezept, was für eine Stelle oder Institution man dafür einrichten müsste. Ich sehe aber auch am Feedback unserer Hörerinnen und Hörern, dass es da einen Mangel gibt. Sie schreiben uns herzzerreißende Nachrichten: "Endlich redet jemand darüber", "Endlich kann ich mal hören, wie andere mit dem Thema umgehen", "Endlich bin ich nicht allein mit meinen Ängsten". 

Wie stellen Sie beide sich das Leben mit Kind vor? 
Baborie: Ich bin durch meine Freundinnen und Freunde, die schon Eltern sind, relativ gut und realistisch darauf vorbereitet, was so passiert: Schlafmangel, Zahnen, Geschrei, keine Freundinnen oder Freunde treffen, zu nichts mehr kommen. Wenn sie von ihrem Alltag erzählen, nimmt man das mit. Da habe ich manchmal fast ein bisschen Angst und denke: Das wird hart und wir müssen die Ärmel hochkrempeln. Es ist vielleicht ganz gut, dass wir da nicht so romantisch rangehen. Ich glaube, dass es trotzdem sehr schön und surreal wird. Wir haben so lange darauf gewartet. Ich freue mich total und kann es oft nicht glauben, dass das wirklich da ist, worauf ich zweieinhalb Jahre gewartet habe. Ich könnte mir vorstellen, dass es mit dem Leben mit Kind genauso ist. 

Herzberg: Ich glaube, es wird lustig. (beide lachen) Natürlich ist man todmüde und das ist schlimm, aber das hält man dank Hormonen alles aus für sein Kind.

Baborie: Das hoffe ich sehr, denn all meine Freundinnen sagen mir mit diesem glasigen Blick: Du guckst dein Kind an und durch die Hormone liebst du es einfach über alles, sodass alles überstanden werden kann. Ich brauche diese Hormone, um durch diesen Höllentrip zu kommen. (lacht)

Herzberg: Ich glaube fest daran. Ich habe das durch unseren Hund gemerkt: Mit ihm war in der Anfangsphase auch alles super anstrengend, man musste ständig nachts raus. Ich habe das fast gerne gemacht, weil ich das für das kleine Hundewesen gemacht habe. Das muss für das eigene Kind ja noch stärker sein. Ich bin bereit.

Worauf freuen Sie sich am meisten?
Baborie: Auf diesen Moment, wenn das Kind da ist. Das kenne ich auch von meinen Freundinnen: Sie haben mir gesagt, dass sie es nicht realisiert und verarbeitet haben, dass ein Kind in ihrem Bauch wächst, bis das Kind da war. Selbst dann nimmt man es in den Arm und denkt sich: Das war in meinem Bauch?! Das hilft mir auch dabei, mich nicht ganz falsch zu fühlen. 

Und wenn das Kind dann da ist? 
Baborie: Ich freue mich auf die ersten Male: Darauf, das Kind zum ersten Mal im Arm zu haben. Darauf, dieses Menschlein kennenzulernen. Auf das nach Hause kommen und die erste Nacht zuhause. Diese lange Phase des Wünschens, Planens und des dafür Kämpfen ist dann geschafft. 

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