Corona bestimmt seit nun bald einem Jahr unseren Alltag massiv. Das schlägt auch auf unsere Stimmung: Immer mehr Menschen sind es leid, von Covid-19 zu hören und sich einschränken zu müssen. Das ergab eine aktuelle Umfrage von Wissenschaftlern des Cosmo-Projektes "Covid-19-Snapshot-Monitoring".
Mehr als die Hälfte – 55 Prozent der Befragten – empfinden ihre persönliche Situation im Moment als belastend. Besonders betroffen sind jüngere Menschen. 64 Prozent der unter 30-Jährigen fühlen sich einsam, ängstlich oder angespannt. Doch damit sind sie nicht allein. Auch Alleinwohnende fühlen sich laut den Wissenschaftlern einsamer und hoffnungsloser.
Das nimmt zurzeit auch der Kölner Psychologe Stephan Grünewald wahr. Nach der langen Lockdown-Zeit äußerten Bürgerinnen und Bürger aus allen Altersgruppen das zunehmende Gefühl, "dass ihnen das Leben durch die Finger rinnt und sie unwiederbringlich ihre Jugend oder die Freude des Alters verpassen", erklärt Grünewald. Vor allem der scheinbar ausbleibende Erfolg trotz aller gebrachten Opfer zermürbe die Menschen, denn noch immer ist die Infektionszahl hoch und ein Ende des zweiten Lockdowns nicht in Sicht.
Das Vertrauen in die Politik sinkt
Die unbefriedigende Situation wirkt sich auch auf das Vertrauen in die Bundesregierung aus. Nur noch 40 Prozent der Befragten sind von der Regierung überzeugt. Das ist der bisher schlechteste Wert seit Erhebungsbeginn im März 2020. Denselben sinkenden Trend beobachten die Expertinnen und Experten auch für das Vertrauen in staatliche Institutionen des Krisenmanagements.
Im Allgemeinen stellen die Cosmo-Forscher fest: Wer sich eher belastet fühlt, neige dazu, die Maßnahmen übertrieben zu finden und sich und andere weniger zu schützen. Das wird auch im Hinblick auf die derzeit geschlossenen Kitas und Schulen deutlich. Die Zustimmung zur Aufrechterhaltung der Schließungen variiert je nach Einrichtung zwischen 43 Prozent (Krippen und Kitas) und 56 Prozent (Universitäten). Besonders betroffene Eltern sehen die Aufrechterhaltung der Schließungen kritisch und wünschen sich andere Lösungswege.

Corona-Hygienevorschriften werden weitgehend eingehalten
Trotz geringerem Vertrauen und dem Wunsch nach Veränderung habe sich das Verhalten der Befragten im Umgang mit den Corona-Regeln nicht verändert. Nach wie vor halten 88 Prozent die Abstandsregelung von 1,50 Meter ein. 91 Prozent gaben an, regelmäßig eine Alltagsmaske zu tragen. Auch die derzeitigen Reglungen zum Treffen eines anderen Haushalts berücksichtigen 84 Prozent der Umfrageteilnehmer stetig. Obwohl es laut Medienberichten in den letzten Wochen regelrechte Besucherströme in Wintergebiete wie in den Nationalpark Harz gab, stellen die Cosmo-Forscher fest, dass der Verzicht auf Feiern, Reisen und Besuche öffentlicher Orte, welcher bereits vor dem Teil-Lockdown eingesetzt habe, seitdem relativ stabil blieb.
Mehr als die Hälfte will sich impfen lassen
Außerdem gaben mehr als die Hälfte (56 Prozent) an, dass sie sich (eher) gegen Covid-19 impfen lassen. Im Vergleich zu Anfang Dezember ist das eine Steigung von acht Prozent. Vor allem bei Befragten, die auf die Sicherheit der Impfung vertrauen, konnten die Forscher eine erhöhte Impfbereitschaft wahrnehmen. Ebenso sind Männer und ältere Befragte laut den Experten einer Corona-Impfung gegenüber aufgeschlossener als andere Umfrageteilnehmer. Eine Impfpflicht lehnen die Befragten hingegen deutlich ab. Nur 27 Prozent sind der Meinung, dass Personen mit bestätigter Corona-Immunität Privilegien haben dürfen.
Letztlich appellieren die Cosmo-Wissenschaftler, dass in einigen Punkten mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden müsse. Das betreffe vor allem die Corona-Warn-App. Denn nur die Hälfte der Umfrageteilnehmer nutzt die App und sieht diese als ein effektives Mittel zur Pandemie-Eindämmung an. Dies könne auch auf eine generelle Wissenslücke hindeuten. Beispielsweise wissen nur 70 Prozent der Befragten, was Aerosole sind und wie die kleinen Partikel in der Luft das Corona-Virus übertragen können. Wer nicht wisse, dass Covid-19 auch über Aerosole übertragen wird, zeige insgesamt ein geringeres Schutzverhalten, warnen die Experten.
Weitere Quelle: Nachrichtenagentur DPA