ZDF-Doku "Der Ausbruch" Verdaddelt, vertuscht, verschleppt: Hat Inkompetenz die Corona-Pandemie erst möglich gemacht?

Corona-Opfer wird abtransportiert
Eines von Millionen Corona-Opfern. 
© ZDF/ Fei Maohua/ / DPA
Millionen Menschen kostete die Corona-Pandemie das Leben, sie veränderte die Welt. War diese Entwicklung wirklich unumgänglich? Eine neue Dokumentation rekonstruiert die ersten Corona-Wochen minutiös – sie zeichnet ein desaströses Bild. 

Am Anfang waren es nur Gerüchte. Gerüchte über eine ominöse neue Krankheit. Es ging um eine Stadt in China, einen Fischmarkt. Viel mehr wusste man nicht. Dann kam die Pandemie. Michael Wech ist für die Dokumentation "Der Ausbruch – War die Pandemie vermeidbar?" auf Zeitreise gegangen, zurück zu den Anfangstagen der Corona-Pandemie. Dafür ist er um die Welt gereist, hat mit führenden Forschern und Ärzten gesprochen, mit Menschen, die hinter den Kulissen arbeiteten und solchen, die an vorderster Front gegen das Sterben ankämpften. Im Fokus seiner Recherchen steht eine Frage: Hätte die Pandemie verhindert werden, das Leben von Millionen gerettet werden können?

Der Kalender schrieb den 11. März 2020 als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Breaking News auf Twitter teilte. Covid-19, war in der Eilmeldung zu lesen, kann als Pandemie bezeichnet werden. Doch wie eilig hatte es die Behörde wirklich gehabt, die Öffentlichkeit über die Gefahren von Covid-19 aufzuklären? Tatsächlich handelte es sich um eine Eilmeldung, die mit der Schneckenpost aufgegeben worden war. Denn immerhin waren seit der Entdeckung der Krankheit bereits zehn Wochen vergangen – Januar, Februar, März. Zehn Wochen, die entscheidend für den Pandemieverlauf waren, sagen führende Experten heute. Sie sagten es auch damals. Warum aber dauerte es trotzdem so lange, bis Alarm geschlagen wurde? Wechs Film beleuchtet die Schlüsselmomente in diesen ersten Wochen. Er befasst sich mit Behörden, die Informationen zurückhielten, mit Fehleinschätzungen und Verzögerungen, mit Ignoranz, Klein- und Schöngerede. Und es werden die Geschichten von Menschen erzählt, die diese Wochen hautnah miterlebten und mitprägten.

Corona-Pandemie: "Menschen fielen wie Laub von den Bäumen"

Menschen wie der Arzt Li Wenliang aus Wuhan. Der schon im Dezember 2019 im Chat mit Kollegen und Kolleginnen von seinen Sorgen bezüglich des neuartigen Virus berichtete. Zum Unbill der chinesischen Behörden, die ihn, wie die Dokumentation zeigt, polizeilich verwarnten und in Folge nachweislich und unter Androhung einer Strafe mundtot machten. Wenliang starb später an einer Corona-Infektion.

Von Menschen wie Olfert Landt, Geschäftsführer eines Berliner Labors, das früh Test-Kits auf Covid-19 produzierte. Landt berichtet, dass die Nachfrage nach den Kits schon im Februar so groß gewesen sei, dass er ahnte, dass etwas im Anmarsch ist. Und der, als er zu dieser Zeit in der Oper zufällig auf den damals amtierenden Gesundheitsminister Jens Spahn traf, diesen direkt auf die Gefahr des Virus ansprach. Der Minister jedoch, so erzählt es Landt, schätzte die Lage ganz anders ein. 

Oder die Geschichte von Nadia Vallati. Sie war für das Italienische Rote Kreuz in Bergamo, als dort das Virus wütete. Vallati, die noch Monate später mit den Tränen kämpft, wenn sie von den vielen, vielen Notrufen erzählt und der Unmöglichkeit überall rechtzeitig zu sein. "Die Leute", erzählt sie, "fielen wie Laub von den Bäumen". Die Bilder der Lastwagen-Kolonnen, auf denen sich die Särge mit Corona-Toten aus Bergamo stapelten, gingen um die Welt.

Das alles passierte vor der Eilmeldung der WHO.

Minutiöse Rekonstruktion

Wechs Dokumentation ist eine minutiöse Rekonstruktion der Anfangswochen der Pandemie. Der Film hinterfragt die Entscheidungsprozesse der WHO, bei Gesundheitsbehörden weltweit und in der Politik. Begleitet Investigativjournalisten bei der Arbeit in Peking und gibt Einblicke in vertrauliche Aufzeichnungen, die zeigen, wie chinesische Behörden die Welt wider besseres Wissen über Wochen im Unklaren ließen und damit Möglichkeiten zur Eindämmung des neuen Coronavirus verschleppten. Und die Dokumentation liefert auch Antworten, auf die Frage, ob die Pandemie hätte verhindert werden können. Aber schauen Sie selbst. 

Michael Wechs Dokumentarfilm "Der Ausbruch – War die Pandemie vermeidbar?" läuft am Dienstag, 17. Mai 2022, ab 20.15 Uhr im ZDF. In der ZDFmediathek ist er bereits am Vortag ab 10 Uhr abrufbar.

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