Mit einem Inzidenzwert von knapp 96 Neuinfizierungen pro 100.000 Einwohnern gehört Kalifornien zu den am härtesten von der Corona-Pandemie getroffenen US-Bundestaaten. Nun hat sich die Situation im Küstenstaat derart verschärft, dass in Los Angeles Rettungspersonal dazu angehalten wird, "aussichtslose" Fälle nicht in die überlasteten Krankenhäuser zu bringen.
Seit Ende November schießen die Infektionszahlen in Kalifornien in die Höhe: Am Dienstag meldeten die Behörden knapp 31.500 Neuinfektionen und 368 Tote. 27.000 Menschen sind hier seit Ausbruch der Pandemie an Covid-19 verstorben. Dabei wächst in den USA auch die Kritik an der langsamer als erwarteten Einführung des Impfstoffes: Nach Angaben der Centers for Disease Control and Prevention wurden die rund 17 Millionen verteilten Impfdosen bisher nur 4,5 Millionen Menschen verabreicht.
Krankenwagen sollen aussichtslose Fälle nicht transportieren
Vor allem die Krankenhäuser stoßen zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen. Schon vor Ausbruch der Pandemie habe es zu wenige Krankenhausbetten gegeben. In weiten Teilen des Bundesstaates seien die Intensivstationen bereits seit Wochen völlig ausgelastet.
Laut "BBC" werden in einigen überfüllten Krankenhäusern die Patienten in Geschenkläden, auf Parkplätzen oder in Zelten im Freien untergebracht. Krankenwagen stünden teils stundenlang vor den Krankenhäusern in Schlangen, während sie darauf warteten, dass Mitarbeiter die Menschen in der Notaufnahme aufnehmen würden.
Auch eine geplante Entlastung durch Pflegeheime stellt laut einem Bericht der "Los Angeles Times" ein großes Problem dar. In den vier vom Bezirk betriebenen Krankenhäusern benötigten circa 10 Prozent der Patienten keine Krankenhausbehandlung mehr. Dennoch sollen sich mehrere Menschen geweigert haben, in Pflegeheimen untergebracht zu werden. Das Gesetz verbiete eine Verlegung gegen den Willen der Patienten.
Sauerstoff muss rationiert werden
Der "New York Times" zufolge hätten Beamte in den letzten Tagen ein katastrophales Bild der Corona-Krise an der Westküste der USA gezeichnet. Es sei genau das eingetreten, wovor sie gewarnt hätten: Der für die Versorgung der Covid-Kranken wichtige Sauerstoff ist knapp geworden. Der Bundesstaat habe das U.S. Army Corps of Engineers und die California Emergency Medical Service Authority eingesetzt, um Sauerstofftanks zu liefern und nachzufüllen.
Währenddessen seien im Los Angeles County Rettungskräfte angewiesen worden, Sauerstoff zu sparen und nur die Mindestmenge zu verabreichen. Die Sauerstoffsättigung von Covid-Patienten sollte bei oder knapp über 90 Prozent gehalten werden – ein niedrigerer Wert sei bedenklich. Einer von 100 Menschen im L.A. County sei erkrankt.
"Ihr Lebensraum ist nicht so sicher, wie Sie denken", twitterte die örtliche Gesundheitsbehörde bereits Mitte Dezember. Gouverneur Gavin Newsom befürchte, dass das Schlimmste noch bevorstehe. Er rechne mit einem weiteren Anstieg der Zahlen – angetrieben durch Infektionen nach den Ferien.
Corona-Hilfen in Kalifornien sollen aufgestockt werden
Aus einer am Dienstag vom Gouverneursbüro veröffentlichten Erklärung geht hervor, dass in diesem Jahr 4,5 Millionen US-Dollar für die "Erholung für Kaliforniens Unternehmen und Arbeitsplätze" aufgewendet werden sollen. Auf den bereits bestehenden Maßnahmen wie etwa Nothilfen aufbauend, soll dies eine Verdopplung der Investitionen für den Wiederaufbau der Wirtschaft bedeuten. Allein 575 Millionen US-Dollar würden als Sofortmaßnahme für kleine Unternehmen bewilligt werden – zusätzlich zu den anfänglich festgelegten 500 Millionen US-Dollar.
Quellen: "New York Times"; "BBC"; "Los Angeles Times"; Website: Büro des Gouverneurs; Behördenzahlen Corona in Kalifornien; Website CDC