Mittlerweile sollte es jeder gehört haben: In der aktuellen Krisensituation rund um die Ausbreitung des Coronavirus ist es besonders wichtig, so oft wie möglich zu Hause zu bleiben und seine Sozialkontakte weitestgehend einzuschränken. Davon erhoffen sich Mediziner, dass weniger Menschen mit dem neuartigen Virus infiziert werden.
Ganz besonders richten sich diese Aufforderungen an junge Leute. Warum, das zeigen Zahlen aus Südkorea. Aus den dortigen Testergebnissen und Sterberaten geht hervor, dass es vor allem Menschen unter 30 sind, die sich mit dem Coronavirus infizieren und andere Menschen anstecken. Sie selbst überstehen die Infektion aber meist ohne Probleme. Viel schlimmer ist das Virus für die ältere Generation, die sich ansteckt: Unter den Todesopfern sind vor allem Menschen über 60 Jahre.
Junge Menschen sind sozial sehr aktiv – und damit ein Risiko
Darauf hat der Wissenschaftler Andreas Backhaus in einem Beitrag hingewiesen. Seine Zahlen stammen aus Berichten des südkoreanischen Zentrums für Krankheitsbekämpfung und -vorsorge, die die Lage in Italien und Südkorea vergleichen. Über einen Tweet des Epidemologen Eric Feigl-Ding von der US-amerikanischen Elite-Universität Harvard verbreiteten sich die Informationen auf Twitter. In Südkorea gibt es bisher knapp über 8000 Infektionen, 81 Todesfälle werden mit dem Coronavirus in Verbindung gebracht.
Laut der Statistik sind von den Infizierten 29,9 Prozent zwischen 20 und 29 Jahren – die größte Kohorte in der Gruppe der Betroffenen. Nur insgesamt 21 Prozent sind bereits älter als 60. Schaut man jedoch auf die Altersverteilung bei den Todesfällen, zeigt sich das genau entgegengesetzte Bild. Kein einziger Infizierter unter 30 Jahren ist an Covid-19 gestorben (bei fast 3000 Fällen zum Zeitpunkt der Studie). Selbst bis zum Alter von 59 Jahren sind es nur acht Todesfälle.
Coronavirus in Südkorea: 88 Prozent der Toten sind 60 oder älter
In den Altersklassen darüber steigen die Todesfälle stark an. 88 Prozent der Toten starben im Alter von 60 Jahren oder älter. 37,3 Prozent waren zwischen 70 und 79 Jahren alt, ein Drittel älter als 80. Die Zahlen aus Südkorea gelten als besonders aussagekräftig, weil dort flächendeckend auch Menschen mit schwachen Symptomen getestet wurden – anders als zum Beispiel in Italien.
Die Statistik legt somit den Schluss nahe: Die jungen Menschen verbreiten das Virus, die alten sterben daran. Jüngere Leute haben zumeist einen aktiven Lebensstil, sie reisen, gehen auf Veranstaltungen, sind sozial stark eingebunden. Dadurch haben sie Kontakt zu vielen anderen Menschen und laufen damit einerseits Gefahr, sich selbst anzustecken, andererseits danach das Virus auch an andere weiterzugeben. Ihnen selbst aber kann Covid-19 selbst bei einer Infektion kaum etwas anhaben. Viele jüngere Menschen bemerken nicht einmal Symptome.

Dramatisch wird es allerdings, wenn sie das Virus an Menschen aus der sogenannten Risikogruppe weitergeben: also ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen. Hier kommt es oft zu schwereren Krankheitsverläufen bis hin zum Tod. Feigl-Ding ist angesichts dieser Verteilung alarmiert: "Ein Virus, das schnell tötet, verschwindet auch schneller. Aber ein Virus, das eine lange Inkubationszeit hat, auch ohne Symptome ansteckend ist, seine Träger langsam tötet und für die größte demografische Gruppe der Träger (junge Menschen) relativ mild ist – dieses Virus wird die Welt erobern."
Quellen: Andreas Backhaus: "Coronavirus: Why it's so deadly in Italy"/ Eric Feigl-Ding auf Twitter