Er litt unter Knochenbrüchen und Darmparasiten. Seine Lungen waren schwarz vom Ruß. Um seine Leiden zu lindern, hatte er eine Naturapotheke dabei. Außerdem war er tätowiert. Es gibt wohl nur wenig, das man über den 5000 Jahre alten Ötzi noch nicht weiß. Trotzdem wird die Gletschermumie auch über drei Jahrzehnte nach ihrer Entdeckung weiter untersucht und erforscht.
Zu den mittlerweile über hundert Studien und Untersuchungen gesellt sich nun ein weiterer Befund dazu. Dabei ging es in erster Linie gar nicht um Ötzi selbst. Ein internationales Forscherteam wollte eigentlich das Vorkommen der humanen Papillomviren (HPV) beim prähistorischen Menschen erforschen und untersuchte hierfür das Genom aus dem Oberschenkelknochen des etwa 45.000 Jahre alten Ust'-Ishim und des etwa 5300 Jahre alten Ötzi.
In beiden Fällen wiesen die Wissenschaftler das Virus im Erbgut nach. Es ist wohl der früheste Nachweis von HPV bei anatomisch modernen Menschen. Bei der Untersuchung handelt sich jedoch um ein Pre-print, das vor der offiziellen Veröffentlichung in einem Fachmagazin noch ein wissenschaftliches Peer-Review-Verfahren durchlaufen muss. Zuerst hatte das wissenschaftliche Magazin "Science" darüber berichtet.
Stiko empfiehlt HPV-Impfung für Kinder und Teenager
HPV, im Fachjargon Humane Papillomviren, gelten als weit verbreitete Erreger, die meist durch Geschlechtsverkehr übertragen werden und verschiedene Krebsarten auslösen können. In vielen Fällen verläuft die Infektion harmlos und bleibt unbemerkt. Trotzdem empfiehlt die Ständige Impfkommission in Deutschland eine Impfung für Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren.
Die Impfung gilt einer aktuellen Studie aus dem Fachblatt "Eurosurveillance" als effektiv und soll unter anderem vor Gebärmutterkrebs schützen. Das Virus kann zudem Mund- und Rachenkrebs auslösen. Deutschlandweit erkranken jährlich ungefähr 6250 Frauen und etwa 1600 Männer an Krebs durch HPV.
Haben wir und beim Neandertaler angesteckt? Oder umgekehrt?
Die aktuelle Untersuchung soll weitere Erkenntnisse darüber liefern, wie sich die unterschiedlichen HPV-Stämme verbreitet und entwickelt haben. Bisher konnten Forscher den Ursprung des Virus 60.000 Jahre zurückverfolgen. Bisherige Beobachtungen legen nahe, dass sich das Virus bereits mit den ersten Menschenaffen entwickelte. Die ersten anatomischen Menschen könnten sich allerdings bei der Paarung mit infizierten Neandertalern angesteckt haben.
Die Ötzi-Untersuchung könnte diese Vermutung allerdings widerlegen. Demnach dürfte das HP-Virus schon deutlich länger in der modernen Menschenart verbreitet gewesen sein als angenommen. Im Umkehrschluss könnte das auch bedeuten, dass sich der Neandertaler angesteckt hat und nicht umgekehrt.