Das Glück ist ein Turnschuh Wie das Laufgefühl wieder kommt

Nachdem sie eine Weile nicht gelaufen ist, musste Alexandra Kraft ganz langsam wieder anfangen - und hat es gehasst, alle an sich vorbeiziehen zu sehen. Nun fühlt sie sich langsam besser.

Bis gestern war ich ein Hinterherläuferin. Alle überholten mich. Sogar die, von denen ich auf den ersten Blick immer dachte, die sehen so unsportlich aus, die können niemals schneller und fitter sein als ich. Waren sie dann aber doch. Lustig war das nicht. Für mein Ego eine Katastrophe. Und dem ehrgeizigen Reflex nicht doch einen Gang hochzuschalten, musste ich obendrauf wiederstehen. Ich konnte einfach nicht schneller. Zumindest nicht ohne hechelnd und mit hochroten Kopf am Straßenrand zu enden. Ich musste schrecklich vernünftig sein. Eklig.

Nun gibt es Hoffnung. Denn es ist wieder da. Dieses wunderbar befreiende Gefühl. Wenn die Gedanken wild durch die Gegend treiben. Es keine Grenzen mehr zu geben scheint, und die Ideen nur so übereinander purzeln. Etwa drei Wochen bin ich nun wieder im Training, zwei Mal pro Woche. Und das reicht schon, dass mein Herz-Kreislaufsystem sich deutlich verbessert hat. Von Null auf Anfängermodus. Sogar dazwischen liegen Welten.

Und ich spürte zum ersten Mal wieder so etwas wie Leichtigkeit. Plötzlich war die Lauferei nicht mehr eine pure Qual. Mir tat nicht gleich alles weh. Die Luft blieb mir auch nicht weg – selbst den kleinen Berg vor unserem Haus meisterte ich ohne große Not.

Ich weiß, über das Runners High wurde schon viel geschrieben. Mir haben auch schon einige Wissenschaftler sehr glaubhaft gesagt, dass es das nicht gar gibt. Und alles nur pure Einbildung sei. Mindestens genauso viele haben mir erzählt, ich müsste mich dafür bis an den Rand der kompletten Erschöpfung bringen.

Vielleicht bin ich ein Sonderfall. Kann auch sein, dass ich alles nur fantasiere, alles ein reiner Wunschtraum ist. Aber mein Runners High funktioniert. Ohne aberwitzige Anstrengung. Und obwohl ich in diesem Frühling im Grunde Laufanfängerin bin.

Einfach so, wie gestern. Es zu beschreiben fällt schwer. Das Laufen passierte von einem Moment auf den anderen nur noch nebenbei. Die Automatik hatte übernommen. Ich konnte denken, hatte die weltbesten Ideen. Mir fiel der perfekte Einstieg für eine Geschichte ein, über den ich schon seit Ewigkeiten gegrübelt hatte. Wunderbar. Ich war fröhlich, entspannt und munter. So bin ich dann auch eine Runde mehr gelaufen, als ich eigentlich wollte. Zum ersten Mal überholte ich die ältere Dame, die immer morgens zu selben Zeit auf der Bahn ist. Und wandelte mich von der Hinterherläuferin zum wieder zur Überholerin. Ein schönes Gefühl.

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