Wir kennen sie doch alle. Diese gestählten Frauen mit Sixpack und strahlend weißen Zähnen, die uns von Laufmagazinen und Fitness-Heften anlächeln. Uns mit ihren Heilsversprechen "Bikinifigur in zehn Tagen" oder "Flacher Bauch über Nacht" in den Wahnsinn treiben. Natürlich habe ich viele der Übungen und angepriesenen Programm ausprobiert. Ganz oft bildete ich mir nach der ersten Runde ein, dass mein Bauch schon viel straffer sei. Was natürlich Quatsch war. Und wenn dann nach zehn Tagen von Sixpack nichts zu sehen war, flogen Zeitschrift und Übungen in den Müll. Vorbei war es mit der Motivation und dem Glauben an den Erfolg. Frust pur. Bis ich zum nächsten Mal im Kiosk eine dieser Wunderfrauen sah. Eine echte Endlosschleife.
Seit ich vor elf Jahren Mutter geworden bin, kämpfe ich mit meiner Taille. Ich kenne eigentlich keine Frau in meinem Freundeskreis, die sich nicht beklagt, seit der Geburt des Kindes nie wieder richtig schmal geworden zu sein. Hängende Haut, Dehnungsstreifen und Hautrisse. Es ist leicht, als Mutter in ein Hamsterrad zu geraten. Fitnessstudie, Zumba, Laufen. Getrieben von der Hoffnung, dass alles wieder so schön straff sein kann, wie vor dem Kind.
Unsere Umwelt macht es uns verdammt schwer. Überall lauert der Glaube, mit der nötigen Disziplin und ein bisschen Training wird schon wieder alles gut. An den Zeitungsständen lächelt uns zigfach das Bild der perfekten Frau mit der perfekten Figur entgegen. In der Werbung gibt es keine Falten und Fettpölsterchen. Alle reden uns ein: Du schaffst es - wenn du nur willst und dich anstrengst.
Schluss damit. Wir sollten uns nicht mehr länger quälen lassen. Nicht mehr mit dem beklemmenden Gefühl in den Spiegel schauen, nicht genug getan zu haben. Eine Versagerin zu sein, was unsere Figur angeht. Denn die Wahrheit ohne Photoshop und Co ist eine andere. Mutter zu werden verändert einen Körper dramatisch. Es gibt kaum mehr einen Weg zurück. Ist aber nicht schlimm, finde ich. Im Gegenteil. Der Fotografin Hope Stawski ist es gelungen, in einem zauberhaften Bildprojekt zu zeigen, was es heißt Mutter zu sein. Ein Bild ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Das der Fotografin in Unterwäsche gemeinsam mit ihrem 15-Jährigen Sohn Henry (Hier geht es zum Bild). Es ist so wunderbar ehrlich, endlich mal nicht verstellt. Und es unglaublich mutig, in Zeiten, in denen Illusionen häufiger sind als Wahrheiten. Lächelt mir an der Kasse im Supermarkt mal wieder eine dieser Sixpack-Frauen entgegen, denke ich daran. Das macht mein Leben sehr viel entspannter.