Nicht mehr zu wissen, dass die Marmelade auf das Brot gestrichen wird und nicht auf das Brettchen, sich an ein bestimmtes Wort nicht mehr zu erinnern oder eine veränderte Handschrift – das sind alles Symptome einer Demenz. Die Zahl der Demenzkranken in Deutschland nimmt der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) zufolge kontinuierlich zu. Derzeit leben in Deutschland etwa 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz-Erkrankung, die meisten von ihnen sind von Alzheimer betroffen. Es gibt deutlich mehr Menschen, die neu an Demenz erkranken als Sterbefälle. 2021 seien etwa 440.000 Menschen neu erkrankt.
Auffällig ist, dass es wesentlich mehr Erkrankte unter 65 Jahren als bisher angenommen gibt, teilte die DAlzG mit. In Deutschland sei aktuell von mehr als 100.000 Demenz-Erkrankten in dieser jüngeren Altersgruppe auszugehen, hieß es. Demenz gilt gemeinhin als Erkrankung des hohen Lebensalters. Es ist richtig, dass die Zahl der Demenz-Erkrankungen mit zunehmenden Alter steigt, doch es gibt auch Menschen, die bereits deutlich vor ihrem 65. Lebensjahr an einer Demenz erkranken. Im Alter von 45 bis 65 Jahren ist etwa jeder 1.000ste betroffen, in Deutschland zwischen 20.000 und 24.000 Menschen. Weniger als 2 Prozent aller Demenzerkrankungen fallen auf das Alter unter 65 Jahre, informiert die DAlzG.
Doch René Thyrian, Vorstandsmitglied der DAlzG, geht nicht von einem tatsächlichen Anstieg der Erkrankungshäufigkeit bei Menschen unter 65 Jahren aus. "Die Ursache dafür, dass diese Zahl deutlich höher ist als in früheren Veröffentlichungen, liegt vor allem darin, dass sich die Diagnostik in den letzten Jahren deutlich verbessert hat." Erst heute werde eine Demenz auch bei Jüngeren erkannt und nicht mit anderen Erkrankungen wie einer Depression verwechselt, heißt es in der Mitteilung der DAlzG.
Mehr Frauen als Männer von Demenz betroffen
Die Zahlen machten deutlich, wie groß der Bedarf an Unterstützung für jüngere Menschen mit Demenz und deren Familien sei, betonte Monika Kaus, erste Vorsitzende der DAlzG. Schließlich stünden viele Betroffene beispielsweise noch im Beruf und hätten Kinder in Schule und Ausbildung.
Je nachdem, wie sich die Altersstruktur der Bevölkerung in den nächsten Jahren entwickle, ist laut DAlzG damit zu rechnen, dass die Zahl der Menschen mit Demenz über 65 Jahren bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen könnte.
Was man über Alzheimer-Demenz wissen sollte

Der Psychiater und Neuropathologe Alois Alzheimer beschrieb 1901 den Krankheitsverlauf seiner Patientin Auguste Deter. Mit nur 51 Jahren litt sie an "Vergesslichkeit und Wahnvorstellungen". Altersbedingte Demenz war damals bereits zwar bekannt, aber dafür war Deter viel zu jung. Sechs Jahre später starb sie "völlig verblödet", wie Alzheimer notierte. Bei der Obduktion erkannte der Arzt unter dem Mikroskop abgestorbene Nervenzellen sowie großflächige Ablagerungen im Gehirn. 1907 veröffentlichte Alzheimer eine Abhandlung über eine "eigenartige Erkrankung der Hirnrinde". Drei Jahre später bezeichnete das "Lehrbuch der Psychiatrie" diese Krankheit erstmals als Alzheimerische Krankheit – kurz: Alzheimer.
Es sind doppelt so viele Frauen wie Männer an Demenz erkrankt. Derzeit etwa 1,2 Millionen Frauen und rund 600.000 Männer. Die meisten Betroffenen leben in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Wenn man allerdings den Anteil an Demenz erkrankter Menschen an der Gesamtbevölkerung in den einzelnen Bundesländern betrachtet, ist der Anteil von Menschen in Sachsen und Sachsen-Anhalt mit 2,5 Prozent am höchsten und in Berlin und Hamburg mit 1,7 Prozent am niedrigsten.
Quellen: Mitteilung Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Infoblatt Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Deutschen Alzheimer Gesellschaft, DPA