Epidemie Experten: Angst vor SARS-Epidemie in Deutschland unbegründet

Die Angst vor einer SARS-Epidemie in Deutschland ist nach Expertenmeinung unbegründet, wenn verdächtige Lungenkranke sofort isoliert und Kontaktpersonen beobachtet würden.

Die Angst vor einer SARS-Epidemie in Deutschland ist nach Expertenmeinung unbegründet. Wenn verdächtige Lungenkranke sofort isoliert und Kontaktpersonen beobachtet würden, "werden wir hier keine Kontaktinfektionen haben", sagte der Leipziger Infektionsexperte Bernhard Ruf am Mittwoch. Immer mehr Unternehmen rieten ihren Mitarbeitern von Dienstreisen in betroffene asiatische Länder ab.

Es werde zwar eingeschleppte SARS-Fälle geben, aber zu keinen "epidemischen Zuständen wie in Hongkong" kommen, sagte Ruf in Interviews der ARD und des ZDF. Die Verbreitung der Krankheit in Kanada sei Folge einer mangelhaften Isolierung in den Wochen zuvor. Die deutschen Krankenhäuser seien gut vorbereitet, sollte es allerdings zu mehreren hundert Infektionsfällen kommen, würde es nicht genügend Isolierstationen geben. Prävention sei daher "oberstes Ziel".

Ruf verwies darauf, dass die Sterblichkeit bei SARS geringer sei als bei einer gewöhnlichen Influenza-Erkrankung. Nach Schätzungen verliefen nur rund drei Prozent der Erkrankungen tödlich. "Ich denke, dass wir auch derzeit viel Hysterie betreiben", erklärte der Infektionsexperte. Die Lungenentzündung werde offenbar über Tröpfcheninfektion übertragen, aber auch das direkte Anhusten bei ungeschützten Augen könne das Virus übertragen. Es gebe die Vermutung, dass eine Infektion auch über Luft oder Wasser möglich sei. Die Entwicklung eines Impfstoffes und eines Medikaments gegen SARS liege noch in weiter Ferne, sagte Ruf.

Reisen in SARS-Gebiete können umgebucht werden

Der Infektionsexperte riet von Reisen in die besonders gefährlichen Gebiete in Asien wie Hongkong oder Singapur ab. Stünde aber eine dringende Reise an, sollten Atemschutzmasken getragen sowie Krankenhäuser und Menschenansammlungen gemieden werden.

Der Präsident des Deutschen Reisebüroverbandes, Klaus Laepple, verwies darauf, dass bei bereits gebuchten Reisen in die von SARS betroffenen Länder zwar keine Stornierungen, aber Umbuchungen möglich seien. "Das Angebot steht von unserer Seite."

Lufthansa-Chef Jürgen Weber kündigte an, auf SARS-bedingte Flugstornierungen flexibel reagieren zu wollen. "Wir wollen keine leeren Flugzeuge durch die Gegend fliegen. Wir brauchen eine bestimmte Auslastung, da wir gerade in dieser schwierigen Zeit wirtschaftlich operieren", sagte er im Morgenmagazin. Es seien bereits Flugzeuge außer Dienst genommen worden, wenn weitere Reduktionen erforderlich sein sollten, werde man das "sehr kurzfristig" tun.

Das Versandhaus Otto sagte bis auf weiteres alle Dienstreisen von und nach Fernost ab. Deutschlands größter Handelskonzern, die Düsseldorfer Metro AG, empfahl, Reisen in die chinesische Provinz Guangdong, nach Hongkong, Singapur und Vietnam auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Auch Karstadt-Quelle gab die "dringende Empfehlung" an seine Einkäufer aus, von Reisen nach Hongkong und China, aber auch in Nachbarländer abzusehen. Am Dienstag hatte sich bereits die Deutsche Post AG zu diesem Schritt entschlossen.

Bei dem SARS-Verdachtsfall in Mannheim stand am Mittwoch eine Bestätigung noch aus. Bei zwei Verdachtsfällen in München sollte am Donnerstag ein endgültiges Ergebnis vorliegen.

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