Erkältungen Legenden um die verstopfte Nase

  • von Angelika Unger
Kälte macht erkältet, Nasensprays sind harmlos und Sauna hilft gegen Schnupfen? Von wegen! stern.de räumt auf mit acht Irrtümern rund ums Thema Erkältung.

Eine Erkältung bekommt man, wenn man sich lange im Kalten aufgehalten hat.

Erkältungen werden durch Viren verursacht. Ein Zusammenhang zwischen Kälte und Erkältungen konnte noch nie nachgewiesen werden. Dass sie in der kalten Jahreszeit besonders oft auftreten, hat wahrscheinlich folgenden Grund: Im Herbst und Winter halten sich die Menschen oft in schlecht gelüfteten Räumen auf, rücken näher beisammen - so können die Erreger leicht von Opfer zu Opfer überspringen.

Allerdings verengt Kälte die Gefäße in der Nasenschleimhaut, die Viren gelangen dadurch leichter durch die Nase in die Blutbahn. Insofern kann Kälte zwar keine Erkältung auslösen, eine Ansteckung aber immerhin begünstigen.

Nasensprays sind harmlos

Nasensprays lassen die Schleimhäute abschwellen, so dass man besser atmen und der Schleim aus den Nebenhöhlen abfließen kann. Länger als eine Woche anwendet, lassen sie jedoch die Schleimhäute austrocknen und können im Extremfall sogar chronischen Schnupfen auslösen.

Daher sollte man Nasensprays nicht zu lange benutzen, sondern nach den schlimmsten Schnupfentagen auf Salzwassersprays umsteigen. Die wirken zwar erst nach einigen Stunden, sind aber auch bei Daueranwendung harmlos. Eine weitere natürliche Alternative gegen eine verstopfte Nase ist ein Kamilledampfbad.

Aus einer Erkältung kann eine Grippe werden

Rund 200 verschiedene Viren können eine Erkältung verursachen - unter anderem Rhino-, Adeno- und Coronaviren. Die echte Grippe wird dagegen von einem anderen Virentyp ausgelöst: dem Influenzavirus. Daher kann eine Erkältung sich niemals zu einer Grippe ausweiten.

Allerdings kann eine Erkältung das Immunsystem schwächen - dann haben Grippeviren leichteres Spiel. Eine weitere Gefahr sind so genannte bakterielle Superinfektionen wie Mittelohrentzündung, Mandelentzündung oder Lungenentzündung.

Antibiotika helfen gegen Schnupfen

Antibiotika helfen nur gegen bakterielle Infektionen. Erkältungen aber werden durch Viren ausgelöst - hier sind Antibiotika wirkungslos.

Ein Arzt wird daher nur dann ein Antibiotikum verschreiben, wenn zu der Erkältung eine bakterielle Superinfektion wie Mittelohrentzündung, Mandelentzündung oder Lungenentzündung hinzukommt. Dies kann man unter anderem daran erkennen, dass sich das Nasensekret gelbgrünlich verfärbt.

Sauna schafft Erkältung Linderung

Erkältungen kann man herausschwitzen - an diese simple Formel glauben alle, die erkältet in die Sauna gehen. Tatsächlich sind die krassen Temperaturwechsel durch Sauna und kalte Güsse aber eine Belastung für das durch die Erkältung ohnehin schon angeschlagene Immunsystem. Für gesunde Menschen ist Sauna aber genau das Richtige, um sich abzuhärten.

Wenn man erkältet ist, ist Küssen tabu

Entwarnung für Verliebte: Offenbar kommt es nur selten vor, dass man seinen Partner beim Küssen ansteckt. Wahrscheinlich gelangen die Erkältungsviren über den Speichel in den Magen und werden dort zersetzt. Die körperliche Zuwendung sorgt für einen Wohlfühleffekt - das stärkt die Abwehr sogar.

Und auch Gesunde sollten im Herbst und Winter besonders viel knutschen: Es gibt Hinweise, dass der Austausch von Bakterien und Viren das Immunsystem stärkt.

Vitamin C und Echinacea schützen vor Erkältungen

Die Vitamin-C-Legende gehört zu den am meisten verbreiteten Irrtümern rund ums Thema Erkältung. Jahrzehnte lang glaubte man, dass Vitamin C die Abwehr stärkt. Australische und finnische Forscher widerlegten diese Annahme jedoch: Sie werteten 55 Studien aus den letzten 65 Jahren aus und stellten fest, dass eine direkte vorbeugende Wirkung des Vitamins bei Erkältungen nie nachgewiesen werden konnte. Zu viel Vitamin C scheidet der Körper einfach aus.

Ebenso wirkungslos: der Sonnenhut-Extrakt Echinacea. Amerikanische Forscher zeigten, dass der Stoff nicht besser vor Erkältungen schützt als ein Placebo.

Eine Erkältung ist harmlos und kann einfach ignoriert werden

Meist verschwinden Erkältungen nach einer, höchstens zwei Wochen wieder. Schont man sich aber in dieser Zeit nicht, riskiert man, seinen ohnehin schon geschwächten Körper zu überlasten. Wer sich erkältet überanstrengt, kann sich im schlimmsten Falle Folgeerkrankungen wie Bronchitis oder gar eine Lungen- oder Herzmuskelentzündung einhandeln.

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