Pandemie-Strategie Gesundheitsminister Lauterbach mit Blick auf Herbst: "Vierte Corona-Impfung für alle anbieten"

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit
Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit
© Bernd von Jutrczenka / DPA
Sehen Sie im Video: Gesundheitsminister Lauterbach will im Herbst "vierte Corona-Impfung für alle anbieten".




STORY: Hinweis: Dieser Beitrag wird ohne Sprechertext gesendet. O-Ton Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister: "Trotz des aktuellen Impfstoffüberschusses wird Deutschland weiteren Impfstoff bestellen. Das folgt der Logik auch der letzten Legislatur. Wir setzen auf ein breites Portfolio von Impfstoffen. Wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Wir werden diese Impfstoffe benötigen. Wir wissen aber nicht, welche Varianten im Herbst uns konfrontieren werden. Was noch fehlt, ist ein sogenannter bivalenter Impfstoff. Ein Impfstoff, der für die Wuhan-Variante wie für die Omikron-Variante wirkt. Über diesen Impfstoff haben wir uns heute verständigt. Er wird von der Firma Moderna vorbereitet. Und wir werden somit im Haushalt weitere 830 Millionen Euro bereitstellen, um auch diesen Impfstoff beschaffen zu können. Dann hätten wir im Herbst Wuhan-Impfstoff und einen Omikron-Impfstoff und bivalenten Impfstoff von der Firma Moderna. Eine Lehre aus der Pandemie ist, nie wollen wir wieder zu wenig Impfstoff haben. Wir bereiten daher auch eine Impfkampagne vor, um den Impfstoff verimpfen zu können, wenn er im Herbst spätestens gebraucht wird. Wir möchten all denjenigen, die das brauchen oder wünschen, eine vierte Impfung anbieten können, auch dann mit den adaptierten Impfstoffen. Wir können nicht über Nacht impfen, wir wollen aber so schnell wie möglich impfen können. Und aus diesem Grunde werden auch die Impfzentren weiter geführt und werden vom Bund mit maximal 100 Millionen Euro pro Monat unterstützt werden."
In Deutschland ist die Corona-Lage derzeit entspannt. Mit Blick auf eine kommende Herbstwelle plant die Regierung jedoch neue Impfstoffe zu beschaffen. Jeder der will, soll eine vierte Impfung bekommen, verspricht Gesundheitsminister Karl Lauterbach.

So entspannt die Corona-Situation derzeit ist, so schnell kann sie sich im Herbst wieder ändern. Die Bundesregierung will daher allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern eine vierte Corona-Impfung ermöglichen und schafft dafür in großem Maßstab neuen Impfstoff an. Für 830 Millionen Euro will sie beim Hersteller Moderna einen neu zugeschnittenen Impfstoff bestellen, der sowohl gegen herkömmliche Virusvarianten als auch gegen die Omikron-Variante wirksam sein soll: Einen entsprechenden Beschluss fasste am Mittwoch das Bundeskabinett, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte.

Die vom Kabinett beschlossene Impfstrategie zielt laut Lauterbach darauf ab, dass bis zum Herbst drei unterschiedlich zugeschnittene Impfstoffe in großer Zahl bereitstehen: erstens die bislang schon eingesetzten Impfstoffe gegen ältere Varianten wie Delta; zweitens ein speziell auf Omikron zugeschnittener Impfstoff, den das Unternehmen Biontech derzeit entwickelt; und drittens der bei Moderna bestellte "bivalente" Impfstoff, der die Wirkung der beiden anderen Impfstoffe kombinieren soll.

Das Kabinett beschloss nach Lauterbachs Angaben zudem, dass die Impfzentren am Leben erhalten werden sollten; dafür stelle der Bund bis zu 100 Millionen Euro monatlich zur Verfügung. Zudem solle es eine neue Impfkampagne geben.

Karl Lauterbach: Stiko-Empfehlung für vierte Corona-Impfung "wünschenswert"

Lauterbach räumte ein, dass es aktuell einen "Überschuss" an Impfdosen in Deutschland gebe – und dass die geplante Bestellung weiterer Vakzine dazu führen dürfte, dass ältere Impfstoffe verfallen. Dies sei aber "in der Sache begründet", sagte er. "Wir können noch nicht vorhersagen, mit welchen Varianten wir im Herbst ringen müssen." Deswegen müsse sich die Regierung durch Impfstoffbestellungen auf alle Eventualitäten vorbereiten.

Geplant sei, dass sich interessierte Bürgerinnen und Bürger bis zum Herbst mit einem Impfstoff ihrer Wahl zum vierten Mal impfen lassen können. Dieses Versprechen der freien Auswahl solle auch gelten, wenn sich alle Interessierten mit demselben Impfstoff impfen lassen wollen – und andere Impfstoffe dann verfallen. "Wenn neue Varianten kommen und neue Impfstoffe, muss man neue Impfstoffe beschaffen, derweil ein Teil der alten Impfstoffe verfällt", sagte der Minister.

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Lauterbach sagte, er hielte eine generelle Empfehlung der Ständigen Impfkommission für eine vierte Impfung für "wünschenswert"; allerdings fehle für eine solche Empfehlung derzeit die medizinische Grundlage, da noch lange nicht klar sei, mit welchen Varianten es das Land im Herbst zu tun haben werde.

Impfpflicht für Gesundheitspersonal soll bestätigt werden

Die Pandemiebekämpfung soll nach Lauterbachs Angaben auch zentrales Thema beim Treffen der G7-Gesundheitsminister am Donnerstag und Freitag in Berlin sein. Die Minister sollten bei ihrem Treffen einen globalen "Pandemiepakt" beschließen, sagte er. Ziel sei es, bei künftigen Pandemien weltweit schneller zu reagieren - durch eine Überwachung von Ausbrüchen, ein schnelleres Eingreifen und eine schnellere Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen. Dazu würden die G7-Minister einen "wegweisenden Beschuss" fassen, sagte Lauterbach.

Der Gesundheitsminister geht zudem von einer Bestätigung der Corona-Impfpflicht für das Pflege- und Gesundheitspersonal durch das Bundesverfassungsgericht aus. Vor der Verkündung des Urteils an diesem Donnerstag sagte Lauterbach: "Über eine Erwartung möchte ich nicht spekulieren." Er glaube aber, "dass wir dann entsprechend reagieren können". Weiter verwies Lauterbach auf die im Vorfeld vorgetragenen Argumente und sagte, er gehe davon aus, "dass die Rechtmäßigkeit der einrichtungsbezogenen Impfpflicht tatsächlich bestätigt wird".

Im Eilverfahren hatten die Richter und Richterinnen in Karlsruhe die Impfpflicht für das Klinik- und Pflegepersonal nicht beanstandet. Kritisch merkten sie im Februar aber an, dass im Gesetz nichts Genaueres zum Impf- und Genesenennachweis stehe.

DPA · AFP
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