Brezeln sind großartig. Am besten mit ordentlich Butter drauf. Natürlich esse ich sie immer mit schlechtem Gewissen. Aber alle fünf Jahre aus einem anderen Grund!
Erst hieß es: Butter? Willst du dich umbringen? Nimm doch bitte Margarine. Die ist pflanzlich und sooo viel gesünder. Was haben wir über Butter versus Margarine gestritten. Heute wissen wir, der Unterschied in der Lebenserwartung macht vielleicht drei Monate aus, und die haben wir mit dem Lesen und Diskutieren längst verplempert.
Mit dem Streuer zum Herzinfarkt
Dann kam die Zeit, wo das Salz auf der Brezel verteufelt wurde. Salz - mit dem Streuer direkt zum Herzinfarkt. Selbstmord aus dem Handgelenk geschüttelt, jedes Körnchen kostet dich einen Tag. Heute wissen wir, es gibt tatsächlich Menschen, die Salz in ihrem Körper anhäufen. Sie haben "geizige Gene", speichern viel Flüssigkeit und pumpen diese ständig durch die Adern, um sich nicht innerlich zu pökeln. Die haben ein Problem mit Salz. Wer aber ohne Grund nicht mehr salzt, der darf sich nicht wundern, wenn ihm das Leben plötzlich fad vorkommt.
Anschließend kamen die versteckten Fette in Verruf. Und da hat jedes Gebäck einiges zu bieten. Der berühmte Test: Drücke das Lebensmittel deiner Wahl gegen ein Stück Papier, und schau durch die Fettflecken der Wahrheit ins Gesicht. Es sieht so harmlos aus, ist aber teuflisch. Der Teufel steckt im Detail, und kurz dahinter stecken die versteckten Fette und grinsen sich ins fette Fäustchen, bei jedem, der sich diese Zeitbombe einverleibt. Wenn die Erfinder der Backkunst gewusst hätten, was sie da anrichten, sie hätten wie der Herr Nobel nach der Erfindung des Dynamits aus schlechtem Gewissen ihr ganzes Geld gestiftet. Und wir hätten heute nicht nur den Friedensnobelpreis, sondern auch den Brezelpreis für friedliche Backwaren.
Bretzel nur gegen Waffenschein
Denn seit George W. Bush beinahe an einer Brezel erstickte, gelten die in den USA als Biowaffen. Man hat ja auch im Irak schon Mehl gefunden, das dazu geeignet war, daraus weitere Brezeln zu backen! In den USA bekommt man "Pretzels" nur noch gegen Waffenschein ausgehändigt. Und auf ihnen steht ein Warnhinweis: "Achtung! Wenn Sie von dieser Teigware mehr abbeißen, als in Ihrem großen Maul Platz hat, führt dies zu akuter Atemnot, Schadenfreue und Lachanfällen in weiten Teilen der Weltbevölkerung."
Aus ebendiesem Lande kam jetzt der neueste Grund, keine Brezeln mehr zu essen: LOW CARB! Kalorien sparen durch weniger Kohlenhydrate. Nun heißen die Dinger ja nicht zufällig wie Hydra, die griechische Schlange, der für jeden Kopf, den wackere Recken ihr mit schwingendem Schwert abschlagen, prompt zwei neue Köpfe nachwachsen. So ist das mit den Kohlen-Hydraten auch. Zucker wird ausgetauscht gegen Saccharin. Schmeckt doch auch süß. Toll! Die Zunge lässt sich täuschen, der Zuckerfühler im Hirn nicht. Vehement verlangt er: mehr Süßes! Niemand hat jemals nachgewiesen, dass man durch Zuckerersatz leichter abnehmen kann. Im Gegenteil: Saccharin wird in der Tierzucht eingesetzt, denn es führt dazu, dass Schweine schneller zunehmen. Wunder über Wunder: Es funktioniert auch beim Menschen.
Sie haben es sich verdient
Bei Low-Carb-Brot ist für mich endgültig Schluss. Diesen Wahnsinn werde ich nicht mitmachen. Denn wenn ich Brot esse, dann gerade weil es Kohlenhydrate enthält. Ich gehe jetzt zu meinem Lieblingsbäcker, kaufe mir eine ofenfrische Laugenbrezel, lasse auf dem noch warmen Teig ein Stückchen Butter zerfließen und ziehe endlich die Konsequenz aus allem, was ich in den vergangenen 20 Jahren aus der so genannten Ernährungswissenschaft gelesen habe: Ich nehme nur noch das ernst, was mir schmeckt: Das wird mein Körper schon sortiert bekommen. Und wenn ich zu dick werde, esse ich von dem gleichen Zeug ein bisschen weniger. Dass das funktioniert, wussten schon meine Oma und der Erfinder der Brezel und alle, die sich nie um Ernährungstrends gekümmert haben und nun plötzlich so was von im Trend liegen. Verdient haben sie es sich. Durch beharrlich guten Appetit. Gesundheit!