Operationen sind Vertrauenssache, Patient:innen müssen sich darauf verlassen können, von fachgerecht ausgebildetem medizinischem Personal betreut zu werden. An der Universitätsmedizin in Mainz war dies bei zumindest einer Operation nicht der Fall.
Dort assistierte eine Reinigungskraft bei einer Zehenoperation. Zuerst hatte die "Allgemeine Zeitung" aus Mainz darüber berichtet. Das Klinikum hat den Vorfall aus dem Oktober 2020 mittlerweile bestätigt. Bei der Operation sollte einem Patienten der kleine Zeh amputiert werden. Währenddessen sei der Mann allerdings unruhig geworden, zeichnet Norbert Pfeiffer, Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin, das Geschehen nach. Daher habe der Chirurg die Reinigungskraft um Hilfe gebeten.
Reinigungskraft unterstützt bei OP: "Das hätte nie passieren dürfen"
Die Frau, die über keinerlei medizinische Ausbildung verfügte und über eine Fremdfirma an der Klinik arbeitete, sollte das Bein des Patienten festhalten und dem Operateur die Instrumente reichen. Nach Angaben der OP-Managerin, die den Vorfall damals dokumentierte, blieb unklar, inwieweit dabei die hygienischen Vorgaben eingehalten wurden.
Pfeiffer fand bei einer Pressekonferenz für dieses Vorgehen deutliche Worte: "Das hätte nie passieren dürfen." Richtig wäre es gewesen, einen Kollegen hinzuzurufen oder das OP-Management zu informieren. Gleichzeitig betonte Pfeiffer auch, dass die Reinigungskraft "nicht selber Hand angelegt" habe: "Es hat nicht eine Reinigungskraft jemanden operiert." Zudem handele es sich um einen Einzelfall.
Die wichtigsten Waffen der Medizin gegen Krebs

Bei den meisten örtlich begrenzten Tumoren ist eine Operation die wichtigste Behandlung – und oft der erste Schritt. Ziel ist es, das von Krebs befallene Gewebe möglichst vollständig zu entfernen. Chirurg entnehmen auch angrenzende, gesunde Gewebe, in die womöglich schon Tumorzellen eingedrungen sind, ebenso dazugehörige Lymphknoten, weil sich Metastasen hier oft zuerst bilden. Die Ärzte gehen hierbei so schonend wie möglich vor und versuchen, das betroffene Organ und seine Funktion weitgehend zu erhalten. Nicht immer braucht es eine offene Operation, manchmal reicht heute auch ein minimal-invasiver Eingriff, bekannt als Schlüsselloch-Chirurgie, etwa bei Tumoren im Magen und Darm oder bei Gebärmutterhalskrebs. Der Arzt setzt dann nur einen kleinen Schnitt, durch den er chirurgische Geräte sowie eine kleine Kamera in den Körper einführen kann.
Uniklinik Mainz trennt sich von Mitarbeiter
Eigentlich waren zwei Mediziner für den Eingriff vorgesehen gewesen, diese hätten allerdings kurzfristig bei einem Notfall einspringen müssen. Der Ersatz-Operateur ging zunächst davon aus, die Operation auch alleine bewältigen zu können. Eine Assistenz stand offenbar nicht zur Verfügung. Es habe in diesem Fall einen "Blackout" und ein "individuelles Fehlverhalten" eines Arztes gegeben, betonte Pfeiffer. Die Klinik habe sich mittlerweile von dem Mitarbeiter getrennt.

Dieses individuelle Fehlverhalten und Versagen des Fach- und Oberarztes bedauere die Universitätsmedizin sehr, betonte der Vorstandsvorsitzende der Einrichtung. "Das hätte nicht passieren dürfen." Es habe sich um einen Blackout und ein individuelles Versagen gehandelt. Das Arbeitsverhältnis mit dem Mediziner sei nach einem arbeitsrechtlichen Verfahren mittlerweile aufgelöst worden.
Quellen: "Allgemeine Zeitung" / SWR / DPA