Sie tragen Rot. Die Frauen, die Fotograf Poulomi Basu in Nepal fotografiert hat, tragen Rot. Es ist eine symbolträchtige Farbe. Sie steht für Liebe, für Leiden - und für Blut. In Nepal steht Blut allerdings vor allem für eines: Unreinheit. Frauen, die ihre Tage haben, werden daher oft ins Exil geschickt. So will es die umstrittene "Chaupadi"-Tradition, die auf einem veralteten Verständnis des Frauenkörpers und viel Aberglaube fußt.
Während der Monatsblutung ist es Frauen untersagt, ihr Zuhause zu betreten. Angeblich bringen sie Unglück über die Familie. Stattdessen nächtigen sie in kleinen Hütten, in Ställen oder unter freiem Himmel. Das ist gefährlich. Wind, Wetter und Kälte setzen ihnen zu. Die hygienischen Zustände sind miserabel. Fernab von jeglicher medizinischer Versorgung entwickeln viele Frauen Infektionen oder bekommen Fieber. Nicht selten endet das Exil tödlich.
Poulomis Bilder erzählen leise - doch zeugen von einer himmelschreienden Ungerechtigkeit
Erst wenn die Monatsblutung abklingt, dürfen Frauen wieder zu ihren Familien zurückkehren.
Die Fotografin Poulomi Basu hat Frauen während des Exils begleitet, mit ihnen gesprochen und sie fotografiert. Den Verbannten hat sie so ein Gesicht und eine Stimme gegeben. Ihre Fotografien holen die Frauen aus dem Schattendasein wieder in die Mitte der Gesellschaft.
Poulomi wurde für ihre Fotoserie "A Ritual of Exile: Blood Speaks" mit dem "FotoEvidence Book Award 2017" ausgezeichnet. Ein Buch mit den Bildern wird im Oktober 2017 erscheinen. "A Ritual of Exile" deckt auf, wie das "Chaupadi"-Ritual das Leben junger Frauen zerstört, sie ungewissen Gefahren aussetzt und krank macht. Körperlich wie psychisch. Poulomi leistet wichtige Aufklärungsarbeit. Sie geht dorthin, wo Tabus und die ungleiche Behandlung von Männern und Frauen wurzeln: im Kleinen, im Privaten. Sie erzählt Einzelschicksale, ohne zu dramatisieren. Die Bilder sprechen für sich, ganz leise. Und erzählen deshalb umso lauter von einer himmelschreienden Ungerechtigkeit.
