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Nahrungsergänzungsmittel Weihrauch gegen Entzündungen - sinnvoll oder nur teuer?

Vorsicht bei Präparaten aus dem Internet: Wenn Herkunft und Produktionsbedingungen unklar sind, könnten die Mittel mit bedenklichen Stoffen oder Bakterien verunreinigt sein.
Vorsicht bei Präparaten aus dem Internet: Wenn Herkunft und Produktionsbedingungen unklar sind, könnten die Mittel mit bedenklichen Stoffen oder Bakterien verunreinigt sein.
© Colourbox
Die Werbung verspricht: Weihrauch hemmt Entzündungen und lindert Schmerzen. So sollen die Präparate etwa bei Rheuma, Arthrose oder chronischen Darmleiden helfen. Doch funktioniert das wirklich?
Von Nicole Heißmann

Die alten Ägypter wähnten ihn einst als Schweiß der Götter, die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland brachten den Weihrauch der Legende nach dem kleinen Jesus als Geschenk. Und in Indien wird das duftende Baumharz gemäß der ayurvedischen Heilkunde traditionell gegen Gelenkschmerz eingesetzt. Seit rund 20 Jahren befasst sich nun auch die moderne Medizin damit.

So konnten Zellkulturversuche zeigen, dass die im Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren Entzündungen dämpfen. Besonders reichlich sind sie im Harz des indischen Weihrauchbaumes Boswellia serrata vorhanden. Bei Ratten und Mäusen ließen Boswelliainjektionen Schwellungen an den Pfoten und Entzündungen im Bauchraum abklingen.

Besser nicht zu viel erwarten

An Menschen sind die positiven Wirkungen bislang allerdings nur spärlich erforscht. In ein paar kleineren Untersuchungen schluckten Patienten mit Rheuma, Arthrose oder chronischen Darmleiden entweder Weihrauchpräparate, konventionelle Entzündungsmittel oder Placebos. Als sie danach zu Schmerzen und anderen Symptomen befragt wurden, schnitten die Weihrauchextrakte meist besser ab als Placebos oder ähnlich gut wie herkömmliche Medikamente. Außerdem erwies sich Boswellia als gut verträglich - ein Vorteil gegenüber bekannten Entzündungs- und Schmerzmitteln, die oft Magen und Darm reizen.

Unterm Strich waren die Versuche mit je ein paar Dutzend Probanden jedoch zu klein, um sicher beurteilen zu können, welche Patienten tatsächlich von Weihrauchpräparaten profitieren. Zudem nahmen die Teilnehmer mal höhere, mal niedrigere Dosierungen, und keine Studie dauerte länger als ein halbes Jahr. Eine Datenlage, die weit von den aufwendigen Wirknachweisen entfernt ist, die in Deutschland für Arzneimittel verlangt werden. Zu viel erwarten sollte man von Weihrauch also lieber nicht - auch deshalb, weil chronische Leiden wie Arthrose oder entzündliches Rheuma ohnehin als nicht heilbar gelten.

Hierzulande werden Kapseln oder Pulver mit Weihrauch lediglich als Nahrungsergänzungsmittel verkauft oder in Apotheken auf Wunsch für einzelne Kunden hergestellt. Dabei gelten weniger strenge Auflagen als für fertige Arzneimittel von Pharmafirmen. Trotz der eher mauen Datenlage sind die Präparate allerdings immer noch als echte Kostbarkeit auf dem Markt: Manche Packungen schlagen mit mehr als 50 Euro zu Buche.

Gleichzeitig warnen Experten immer wieder vor den Risiken von Pflanzenpräparaten aus dem Internet, gerade wenn deren Herkunft unklar ist: Werden die Produkte nicht unter einwandfreien Bedingungen hergestellt, können sie mit bedenklichen Stoffen oder Bakterien verunreinigt sein. Deshalb gilt auch für die Einnahme vermeintlich "sanfter" Mittel: Wer sich danach schlecht fühlt, sollte unbedingt zum Arzt gehen.

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