In der kalten Jahreszeit könnten wir wieder stark steigene Corona-Zahlen erleben. Experten wie Virologe Christian Drosten warnen schon vor der nächsten Corona-Welle. Forschende haben nun einen neuen Omikron-Subtyp gefunden, der das Potenzial hat, den Immunschutz durch Impfungen und überstandene Corona-Infektionen zu umgehen. Was wir bisher über BJ.1 wissen.
In Deutschland ist nach wie vor die Omikron-Untervariante BA.5 für fast alle Infektionen verantwortlich – zu 95 Prozent, wie es im aktuellen Wochenbericht des Robert Koch-Instituts heißt. Es entwickeln sich aber immer neue Varianten, die das Potenzial haben, bisherige Sublinien abzulösen – zuletzt BA.2.75. Eine weitere Unterlinie der Omikron-Variante BA.2 – mit dem Namen BJ.1 – ist nun auch in Europa, genauer in Österreich und in den Niederlanden, nachgewiesen worden. Derzeit sind weltweit erst zwischen 70 und 80 Fällen bekannt. Bisher breitet sich die Variante hauptsächlich in Indien aus.
Omikron-Subtyp BJ.1: Viele Mutationen am Spike-Protein
Obwohl erst wenige Fälle bekannt sind, könnte es zu einer schnellen Ausbreitung kommen. Warum? Zahlreiche Mutationen am Spike-Protein sind dafür verantwortlich. Das Coronavirus nutzt das Spike-Protein als Enterhaken, um an die Zellen im Körper anzudocken. Mutiert es an genau dieser Stelle, kann das dem Virus einen Vorteil verschaffen.
Heißt also: Durch die Mutationen am Spike-Protein versucht das Virus, die Immunität in der Bevölkerung zu umgehen. 31 Mutationen konnten Forschende bei der Omikron-Variante BA.2 finden, BJ.1 hat noch mal 13 weitere Mutationen. "Die neu erworbenen Mutationen sind wirklich eine unangenehme Kombination an kritischen Stellen", schreibt Ulrich Elling, Biologe am Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien, auf Twitter. BJ.1 weise einen Rekord an Mutationen auf.
Neue Varianten können neue Welle auslösen
Wie sich die neue Variante BJ.1 genau entwickelt, können Forschende zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Fest steht nur: Durch die vielen Mutationen hat die Variante das Potenzial, unsere bisherige Immunität aus Impfungen und überstandenen Infektionen zu umgehen, was zu einer hohen Ansteckungsfähigkeit führen könnte. "Das Auftreten neuer Varianten per se muss uns nicht beunruhigen. Denn im Allgemeinen ist die Immunkompetenz in der Bevölkerung durch Impfung und Genesung merklich gestiegen", sagte Infektiologe Christoph Spinner gegenüber dem "BR".
Doch dass das Coronavirus durch neue Varianten immer wieder für eine neue Welle sorgen kann, haben wir in den Pandemiejahren bereits gelernt. Und: "Mit jeder neuen Variante steigt die Wahrscheinlichkeit für eine neue Welle, weil das Coronavirus so einen Weg findet, unsere Immunität zu umgehen", erklärte Ulrich Elling im Interview mit dem stern. Ob sich eine Variante durchsetzt, hängt neben der Immunität in der Bevölkerung auch mit den herrschenden Corona-Maßnahmen zusammen.
Krankheiten, die man nicht haben muss

Sie fühlen sich angeschlagen, ein dumpfer Schmerz meldet sich links in Ihrer Brust, er strahlt langsam aus und droht Sie zuzuschnüren. Ein paar Tage später blühen rote Flecken an Ihrer Brust auf, die sich zu einem Band oder Gürtel gruppieren. Spätestens jetzt ist klar: Sie haben eine Gürtelrose, auch Herpes Zoster genannt. Schuld an dieser schmerzhaften Krankheit ist das Varicella-Zoster-Virus (VZV). Stecken Sie sich das erste damit Mal an, bekommen Sie Windpocken. Das geschieht meist in der Kindheit. Danach sind Sie zwar ein Leben lang vor Windpocken geschützt, aber die Erreger bleiben im Körper und können zum Beispiel bei Stress eine Nervenentzündung auslösen - eben die berüchtigte Gürtelrose. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung steigt ab dem 50 Lebensjahr. Die möglichen Komplikationen sind gravierend: Siedeln sich zum Beispiel Bakterien auf der verletzten Haut an, droht Ihnen eine sogenannte Superinfektion: Die Stelle entzündet sich zusätzlich, sie vernarbt, und Ihre Haut kann sich sogar dauerhaft verfärben. Haben sich die Zosterbläschen auf Ihrer Stirn oder Ihrer Kopfhaut gebildet, kann der Erreger vorübergehend Ihre Gesichtsnerven lähmen. Ist das Virus in die Zellen Ihrer Augennerven gekrochen, zerstört es möglicherweise die Binde- und Hornhaut. Unter Umständen können Sie erblinden. Ungefähr jeder siebte, der eine Gürtelrose überstanden hat, entwickelt eine sogenannte postherpetische Neuralgie, starke Nervenschmerzen, die Monate länger dauern als die Gürtelrose selbst. Glücklicherweise kann man sich dagegen impfen lassen.
Was das Auftauchen von BJ.1 bedeutet, ist noch nicht genau absehbar
Ob sich die neue Omikron-Sublinie BJ.1 durchsetzen wird, wird sich erst noch zeigen. "Bis BJ.1 sich ausbreitet, wäre es sicherlich noch eine ganze Zeit hin. Ich halte es aber für sehr wahrscheinlich", sagte Ulrich Elling gegenüber dem "BR". Bisher sei es eine Interpretation basierend auf den wenigen Daten, die zu BJ.1 vorliegen. Auch der Virenanalyst Richard Neher von der Universität Basel sieht es ähnlich. Gegenüber "Watson" schilderte er: "Die Evolution von Sars-CoV-2 ist nach wie vor ausgesprochen schnell und Varianten mit teilweiser Immunflucht werden wohl die nächste Welle dominieren. BJ.1 ist sicherlich eine Variante, die hier genau verfolgt werden muss. Aber nicht die Einzige."
Doch die vielen Mutationen allein heißen noch nicht, dass eine Variante gefährlich sei, führte Richard Neher weiter aus. "Sorgen hat man sich auch wegen der Variante BA.2.75 gemacht. Diese scheint sich außerhalb von Südasien aber kaum zu verbreiten."
Quellen: Twitter, BR, Watson, RKI-Wochenbericht