Biologe Wie der Forscher Rudolf Weigl mit Hilfe von Läusen Juden vor den Nazis rettete

Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt den Biologen Rudolf Weigl im Labor
Der Forscher und Biologe Rudolf Weigl in seinem Labor
© Narodowe Archiwum Cyfrowe nac.gov.pl, Foto gemeinfrei
Um im Zweiten Weltkrieg Tausenden Menschen das Leben zu retten, brauchte der Biologe Rudolf Weigl zunächst die Zustimmung der Nazis. Und jede Menge Läuse.

Rudolf Weigl schaffte in seinem Leben etwas, was nur wenigen Menschen gelingt: Der Biologe entwickelte nicht nur einen Impfstoff gegen Fleckfieber und half damit vielen seiner Zeitgenossen im Kampf gegen die schlimme Krankheit. Er war auch mutig genug, um im Zweiten Weltkrieg vielen Juden das Leben zu retten.

Geboren wurde Rudolf Weigl am 2. September 1883 in Prerov, das heute in Tschechien liegt und zum historischen Gebiet Mähren gehörte. Seine Familie war ursprünglich deutsch-mährisch, später galizisch-polnisch geprägt. In Polen machte Weigl nach dem Studium in Lemberg auch Karriere und arbeitete in der biologischen Forschung. Er war Spezialist auf dem Gebiet der Parasitologie.

Parasiten wie Läuse begleiteten ihn sein ganzes Forscherleben. Wie man mit Hilfe dieser gefürchteten winzigen Tiere Menschenleben vor den Schergen eines mörderischen Regimes retten kann, konnte er als junger Mann nicht ahnen.

Rudolf Weigl erfand Impfstoff gegen Fleckfieber

Seinen Durchbruch als Forscher hatte er schon im Ersten Weltkrieg: Als Wissenschaftler im Dienst des Sanitätswesens der österreichisch-ungarischen Armee forschte er an Epidemien – und erfand im Alter von gerade einmal 32 Jahren einen Impfstoff gegen Fleckfieber, eine Krankheit, die durch Kleiderläuse auf den Menschen übertragen wird und Ausschlag und hohes Fieber verursacht. Impfstoffe gegen diese durch Bakterien ausgelöste Krankheit verleihen keine Immunität, mildern den Verlauf der Erkrankung jedoch deutlich, so auch das von Rudolf Weigl erfundene Vakzin.

Für die Nazis waren seine Forschungen sehr interessant – dennoch geriet Weigl zeitweise in Lebensgefahr, als 1941 die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg in Lemberg einmarschierte. Er arbeitete zu der Zeit als Professor für Biologie an der dortigen Universität und musste erleben, wie die deutschen Besatzer 25 Professoren der Hochschule hinrichten ließen. Weigl ließen die deutschen Besatzer jedoch am Leben, er durfte weiterforschen. Fleckfieber war zu der Zeit eine gefürchtete Krankheit, Millionen von Menschen waren in den 1930er Jahren schon mit Weigls Vakzin geimpft worden.

Es genügte dem Professor jedoch nicht, sein eigenes Leben zu schützen und mit Erlaubnis der Nazis an der Universität weiterzuforschen. Ausgerechnet mit Versuchen an Menschen schaffte er es, viele Leben zu retten, darunter auch das vieler Juden. Geschätzt wird die Zahl der insgesamt durch Weigls Arbeit geretteten Menschen auf mehrere Tausend.

Wie schaffte er das? Zunächst gelang es ihm, seine Arbeit als kriegswichtig einstufen zu lassen. Dann benötigte er viele Menschen – und noch viel mehr Läuse, die das Fleckfieber übertragen konnten. Die infizierten Läuse wurden mit dem Blut der Menschen gefüttert. Aus den Därmen der Tiere gewannen Weigl und seine Angestellten schließlich das Serum gegen Fleckfieber. Wer für Weigls Forschung im Einsatz war, konnte nicht deportiert und ermordet werden. Die Forschung bewahrte so viele Menschen vor dem Tod.

Nach dem Krieg arbeitete Weigl in Polen als Professor weiter, er wurde jedoch zeitweise im kommunistischen Polen beschuldigt, mit den Deutschen im Zweiten Weltkrieg kollaboriert zu haben, 1957 starb Weigl einen knappen Monat vor seinem 74. Geburtstag.

Den Medizin-Nobelpreis erhielt Weigl nie

Erst nach 1989 erinnerte man sich wieder gern in seiner Heimat an den Biologen und Forscher und seine außergewöhnliche Vita. Vom Staat Israel wurde ihm posthum im Jahr 2003 der Titel "Gerechter unter den Völkern" verliehen. Dieser Ehrentitel ist nicht-jüdischen Menschen vorbehalten, die während des Nationalsozialismus ihr eigenes Leben riskierten, um Juden vor der Ermordung zu retten. Eigentlich hätte er auch den Medizinnobelpreis verdient, für den er vielmal vorgeschlagen worden war – 1932, 1936, 1942 und 1946. Diesen Preis erhielt er jedoch nie.

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