Nach dem massiven Corona-Ausbruch mit mindestens 657 Infizierten hat der Landkreis Gütersloh den Schlachtereibetrieb Tönnies umgehend geschlossen und rund 7000 Menschen in Quarantäne geschickt. Außerdem werden alle Schulen und Kitas des Landkreises bis zu den Sommerferien dichtgemacht. Durch diesen Schritt solle "der Herd bei Tönnies eingegrenzt" und die Bevölkerung im Kreisgebiet vor Infektionen geschützt werden, sagte eine Sprecherin des Kreises am Mittwoch. Unter den Tönnies-Beschäftigten seien zahlreiche Mütter und Väter mit schulpflichtigen Kindern. Die Schließung von Schulen, Kitas und bei der Tagesbetreuung im gesamten Kreisgebiet gelte ab Donnerstag und bis zum Beginn der Sommerferien in NRW am 29. Juni.

Landrat Sven-Georg Adenauer betonte auf einer Pressekonferenz, das Schul- und Kitaschließungen "ein probates Mittel" im Kampf gegen eine weitere Verbreitung seien und immer noch besser als ein "kompletter Shutdown" des Landkreises. Viele Eltern hatten sich empört über die neuerlichen Schließungen gezeigt.
657 neue Fälle von Corona-Infektionen
Der Schlachtbetrieb in Rheda-Wiedenbrück gehört Clemens Tönnies, dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04. Allein seit Anfang der Woche sind dort mindestens 657 neue Fälle von Corona-Infektionen festgestellt worden. Insgesamt wurden bislang 1050 Tests durchgeführt, aber erst 500 ausgewertet. Das heißt, dass die Fallzahlen noch steigen werden. Bald solle ein zweiter Testdurchlauf erfolgen, ergänzte Landrat Adenauer. Die komplette Schließung werde rund zwei Wochen dauern, sagte Adenauer. Es gehe nun darum, die weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern, um den "kompletten Shutdown des Landkreises" zu verhindern. Dazu müssen die Infektionsketten genau nachverfolgt werden, ergänzte der Leiter des eingerichteten Krisenstabes, Thomas Kuhlbusch.
Dem Unternehmen zufolge ist noch nicht ganz klar, ob es einen oder mehrere Infektionsherde gebe. Der oder die Herde müssten in den vergangenen Wochen in den Betrieb hereingetragen worden sein, da die behördlich verordneten Tests vor drei bis vier Wochen bei den betroffenen Mitarbeitern noch negativ gewesen seien.

"Wir können uns nur bei der Bevölkerung und den Familien des Landkreises entschuldigen", sagte ein Sprecher des Unternehmens und der Familie Tönnies. Noch habe man keine "genaue Erklärung", warum es gerade jetzt zu dem massiven Ausbruch gekommen sei. Aber es gebe Hinweise: Die Aufhebung der Reisebeschränkungen habe möglicherweise zum Infektionsgeschehen beigetragen. So seien Hunderte Mitarbeiter aus Osteuropa zuletzt wieder zu ihren Familien und Verwandten gereist. Hinzu kommen die Arbeitsbedingungen. Offenbar tragen die "klimatischen Bedingungen" in Kühlräumen, in denen viele Personen arbeiteten, dazu bei, dass es zu diesem "Spreading Event" gekommen sei, sagte der Sprecher. Hier sei die Übertragung durch Aerosole offenbar massiv befeuert worden. Das Unternehmen werde nun eng mit den Behörden zusammenarbeiten, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen.
Anmerkung der Redaktion: Der Text wurde aktualisiert. Zuvor war von 400 Infizierten die Rede. Dies wurde geändert. Außerdem wurde präzisiert, dass 7000 Menschen in Quarantäne seien. Zuvor war von 7000 Mitarbeitern die Rede.