Ebola-Hund eingeschläfert Excalibur ist nur ein trauriges Symbol

Der Tod des spanischen Ebola-Hundes Excalibur erregt die Gemüter. Gestern erklärte stern-Redakteurin Mirja Hammer den Hype für wahnsinnig. Hier widerspricht ihr ein Kollege.

Es war nicht nur böse, es war vor allem unfassbar dumm, den Hund Excalibur zu töten. Natürlich hätte man ihn nicht umbringen müssen. Man hätte den Hund in Quarantäne halten können. Sobald sich Symptome zeigen, hätte man ihn aus sicherer Entfernung töten können. Dazu wäre es vermutlich nicht gekommen. Der Hund hätte nur ein paar Eimer Wasser und einen Sack Trockenfutter benötigt. Ein Risiko wäre mit ihm nicht verbunden gewesen, aber Aufwand und Kosten, die sich die spanischen Behörden sparen wollte.

Fehler der Klinik

Und das ist herzlos. Nicht, weil Excalibur ein Hund ist und Hunde sakrosankt sind. Sondern, weil Excalibur der Hund der Krankenschwester Teresa Romero ist. Und ihr, einer kinderlosen Frau, bedeutet der Hund eine Menge. Nach dem wenigen was man weiß, hat sich die Krankenschwester bei der Pflege des Geistlichen Manuel Garcia Viejo infiziert. Sie sagt, sie habe das Protokoll streng befolgt. Die berechtigte Vermutung lautet, dass das Protokoll in der Klinik Carlos III. wohl ungenügend war. Selbst die bereitgestellten Schutzanzüge sollen für Ebola ungeeignet gewesen sein. Teresa Romero musste die kontaminierten Anzüge selbst ausziehen, dabei soll die Hülle mit ihrer Haut in Berührung gekommen sein. Selbst bei der Diagnose versagte die Klinik. In einem Telefonat sagte Romero: "Ich habe auf meinem Handy die Tageszeitung gelesen und dort stand, dass ich positiv auf Ebola getestet wurde. Niemand hatte sich getraut, mir das ins Gesicht zu sagen." Jämmerlicher geht es nicht.

Keine Ehrung für Romero

Offiziellen Widerspruch zu diesen Vorwürfen gibt es nicht. Trifft das zu, hat die Schlamperei im spanischen Gesundheitswesen die Infizierung von Romero verursacht. Aber noch niemand aus der Klinikleitung hat sich bei ihr entschuldigt. Kein Repräsentant des Staates hat ihren mutigen Einsatz gewürdigt. Dabei würde es dringend Zeit für Worte der Anerkennung, wenn Teresa Romero sie noch hören soll, denn auch ihr droht der Ebola-Tod. Statt einer Ehrung hat sich Spanien für diesen Weg entscheiden: Einsatzpolizei belagerte den Appartementblock, Anwohner und Protestler wurden herumgestoßen und am Ende wurde der Hund getötet. Abbitte gegenüber Teresa Romero und eine Charmeoffensive hätten anders ausgesehen.

Lektion für alle Krankenschwestern

Auch Zynikern, denen die offenkundige Undankbarkeit der Behörden egal ist, sollten schlucken, denn dieses Vorgehen war zutiefst dumm. Jede Krankenschwester und jeder Pfleger in ganz Europa beobachtet den Vorgang genau, ob sie nun Hunde mögen oder nicht. Sie alle haben eins gelernt: Zuerst wird man mit schlechter Ausrüstung in den Einsatz geschickt und dann wird man weggeworfen. Kein gutes Signal, falls man in ein paar Wochen hunderte von freiwilligen Krankenschwestern braucht.

Soviel Aufwand für einen Hund

Und natürlich gibt es noch das ewige Totschlagargument, wieso man für einen Hund mehr Aufwand treiben sollte, als für die Infizierten in Afrika. Das hört sich logisch an. Auch meine Kollegin Mirja Hammer argumentierte in ihrem Stück "Ist ein Tier mehr wert als 10.000 Menschenleben?" in diese Richtung.

Das kann man nicht widerlegen. Aber komisch nur, dass diese Inquisitions-Frage nicht bei der iPhone-Präsentation gestellt wurde. Auch dort war Millionen von Käufern ein neues Handy wichtiger, als die Bekämpfung der Seuche in Afrika.

Im Fall von Excalibur ist die Frage ohnehin vollkommen absurd. Die Situation entstand nur, weil die weißen Infizierten aus Afrika ausgeflogen werden, während die schwarzen Kranken zum Sterben in einer Ecke eines improvisierten Krankenhauses abgelegt werden. Mit rationaler Logik ist das Ganze nicht zu erklären.

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