Lange Zeit hat Monika Pacek kaum gewagt von einem eigenen Kind zu träumen. Heute tollt ihr zweijähriger Sohn Cyprian fröhlich herum. Eine Nierentransplantation ermöglichte der heute 31-Jährigen, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. An diesem Samstag ist der bundesweite Tag der Organspende. Die Zahl der Spender ist nach wie vor sehr viel geringer als der Bedarf. 8500 Menschen warten allein in Deutschland auf eine neue Niere, dem gegenüber steht die Zahl von etwa 2300 Transplantationen jährlich.
Insgesamt bekommen jedes Jahr mehr als 4000 Menschen ein Spenderorgan. Transplantationen sind für Ärzte fast schon Routine. Das gilt jedoch nicht für eine Schwangerschaft bei Frauen mit einer transplantierten Niere. Genaue Statistiken gibt es für Deutschland nicht. Hochgerechnet nach den Zahlen anderer Industrieländer wagen pro Jahr etwa 30 bis 40 Frauen nach einer Nierentransplantation eine Schwangerschaft, schätzt Horst Kierdorf, Chefarzt für Nieren und Hochdruckkrankheiten im Klinikum Braunschweig.
Mit 14 Jahren nierenkrank
"In Deutschland leben 3000 bis 4000 nierenkranke Frauen im gebärfähigen Alter", vermutet Kierdorf. "Die meisten Dialyse-Patientinnen haben keinen Zyklus, sind nicht empfängnisbereit", sagt der Mediziner. Wird Nierenkranke schwanger, führt der körperliche Stress einer Dialyse fast immer zur Fehlgeburt.
Zahlen zur Organspende
Im vergangenen Jahr haben in Deutschland 1217 Menschen nach ihrem Tod Organe gespendet, transplantiert wurden ingesamt 4709. Derzeit warten in der Bundesrepublik 12.000 Patienten auf ein neues Organ, mehr als 8000 von ihnen auf eine Niere. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation sterben in Deutschland täglich drei Menschen, weil es nicht genug Spender gibt.
Mit einer gespendeten Niere kann die Schwangerschaft zwar problematisch werden: "Es bleibt eine Hochrisikoschwangerschaft, aber die Risiken sind heute beherrschbar", sagt Kierdorf. Wobei das Risiko nicht vorrangig für die Frauen, sondern für das ungeborene Kind gilt.
Bei Familie Placek war der Kinderwunsch trotz aller Risiken sehr groß. Schon mit 14 Jahren wurde die Nierenerkrankung bei Monika Placek festgestellt. Mit 16 Jahren musste sie dreimal pro Woche an die Dialyse. 1997 erhielt sie eine Spenderniere, doch ihr Körper nahm das neue Organ nicht an. Erst die zweite Transplantation 2001 führte zum Erfolg. Damals lebte sie noch in Polen, während ihr Mann in Braunschweig studierte. "Wir dachten immer häufiger an ein Kind", erinnert sich Artur Placek.
Andere Medikamente während der Schwangerschaft
Noch in Polen sprach die junge Frau mit ihren Ärzten darüber und ihre Medikamente wurden gewechselt. Bei einigen der Medikamente wird das Risiko einer Fehlgeburt erhöht. Die Mediziner greifen deshalb bei Schwangerschaften auf ältere Mittel zurück, die zwar langfristig das Diabetes-Risiko erhöhen, aber von den Embryonen besser vertragen werden.
Für die Placeks lief alles wie geplant: Kaum waren sie nach Braunschweig gezogen, meldete sich Cyprian an. Fast jede Woche stand während der Schwangerschaft ein Arztbesuch auf Monika Placeks Terminplan. Nach 36 Wochen kam der Junge per Kaiserschnitt auf die Welt. "Um die gespendete Niere nicht bei einer natürlichen Geburt zu gefährden, werden die Kinder mit Kaiserschnitt geholt", erläutert Kierdorf. "Ich hatte große Angst, dass das Kind vielleicht krank sein könnte", erinnert sich Monika Placek. Doch es ist alles gut gegangen und heute nimmt sie ihren kleinen Cyprian glücklich in den Arm.