"Wie verabschiedet man sich von einer Brust? Ich habe versucht, das ganz bewusst zu tun - ich hatte ein Vierteljahr lang Zeit bis zur Operation. Bei meiner Art von Tumor wird zunächst eine Chemotherapie empfohlen. Ich hatte mich vorher mit meinem Körper und meiner Brust so wohl gefühlt! Mein Abschied ist mir äußerst schwer gefallen, er bestand dann zum Beispiel aus schönen Halbschalen-BHs von "Marie-Jo", meiner Lieblingsfirma. Ich habe sie angezogen und geweint, bitterlich. Mit meiner besten Freundin habe ich Abschiedsfotos gemacht, mal mit nacktem Oberkörper, mal in einer Bluse.
In der ersten Zeit nach der Operation und während der Chemo konnte ich gar keinen Sex zulassen. Ich fühlte mich chemisch kastriert und in meinem Körper nicht mehr zu Hause. Ich hatte trockene Schleimhäute, kein Haar mehr am Körper, diese Riesennarbe, ich habe mich geschunden gefühlt und gar nicht erotisch. Zärtlichkeit dagegen war mir sehr wichtig. Als die Haare wieder kamen, die Narbe heilte, stieg auch das Bedürfnis nach körperlicher Nähe langsam wieder. Es wurde zu einem innigen Gefühl, wenn mein Mann nachts seine Hand auf meine linke Seite legte. Ohne die Brust spürt man das Herz viel, viel stärker.
Mein Mann sagte immer wieder, er finde mich begehrenswert. Und ich hatte dann Schuldgefühle, wenn ich ihn zurückwies. Wir haben uns gesagt, diese Phase ist begrenzt - und das war sie. Wenn wir Sex hatten, war ich danach glücklich.
Lange Zeit hatten wir sehr wenig Sex, dafür aber haben wir auf einmal Gespräche auf ganz anderer Ebene geführt. Das hat unsere Partnerschaft sehr intensiviert. Natürlich müssen auch wir uns immer wieder neu aufeinander einstellen, aber trennen werden wir uns so schnell nicht! Und: Ich habe zum Geburtstag eine Digitalkamera bekommen. Ich will wieder Fotos von mir machen."