Karin Baumhöver, 44 "Der Verlust der Haare war schlimmer als die OP"

Diagnose: Juni 2002, Tumor in rechter Brust. Behandlung: September 2002 Amputation rechte Brust inklusive Lymphknotenentfernung, Brustaufbau aus Bauchgewebe; Oktober 2002 Chemotherapie in sechs Zyklen; seit Februar 2003 Hormonersatztherapie über fünf Jahre.

"Wir waren zehn Jahre verheiratet, hatten zwei Kinder und ein Haus. Wir kannten auch Krisen, aber wir blieben zusammen. Es war die große Liebe! Dann aber ging es bei mir jobmäßig aufwärts und bei meinem Mann abwärts, er verfiel in Depressionen. Als er von seiner Kur mit einer anderen zurückkam, wurde bei mir der Krebs diagnostiziert. Das war der Anfang vom Ende. Mir brach der Boden unter den Füßen weg, und ich dachte, ich sterbe gleich zweimal - an Krebs und an gebrochenem Herzen. Mein Mann besuchte mich im Krankenhaus mit den Kindern, aber da war keine Zärtlichkeit, kein Gespräch mehr.

Ich hatte wahnsinnige Angst, verstümmelt zu werden. Die Brust ist und war für mich immer auch Symbol für die Weiblichkeit. Ich konnte mir nicht vorstellen aufzuwachen, und da ist nichts mehr. Ich bin glücklich über die Entscheidung, sofort einen Brustaufbau gemacht zu haben. Ein Jahr danach habe ich mir die Brusthöfe ästhetisch tätowieren lassen. Andere haben mit 40 Jahren einen Hängebusen, bei mir ist alles aus Bauchgewebe modelliert, da hängt nichts. Ich kann meinen Busen annehmen als den meinen. Ich fand und finde mich schön.

Zu erreichen über:

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Musiktipp: Georg Kreisler: Everblacks Vol. 2, Doppel-CD; Preiser; ca. 32 Euro

Okay, die Narbe am Bauch sieht aus wie bei Old Shatterhand frisch nach dem Kampf. Obwohl ich keine Kinder mehr will, habe ich auch ein Jahr gebraucht, um zu akzeptieren, dass ich meine Regel nicht mehr habe. Der Verlust der Haare, auch ein Symbol der Weiblichkeit, war für mich schlimmer als die Operation. So reduziert zu sein, sich nicht wiederzuerkennen. Die Perücke habe ich nur einmal aufgesetzt, ich fühlte mich damit fremd und krank. Das Erlebnis war eine Initialzündung: Ich habe angefangen, textile Hüte aus watteweichen Stoffen für andere betroffene Frauen zu entwerfen und zu nähen - und mir damit ein zweites berufliches Standbein aufgebaut.

Heute, drei Jahre nach dem Krebs, bin ich wieder bereit für intensives Glück. Männer interessieren mich wieder. Ich glaube immer noch an die große Liebe. An Sex habe ich lange nicht gedacht. Aber das Thema ist nicht beiseite gestellt. Ich habe ein bisschen Angst davor, aber nicht viel. Ich hoffe einfach, dass die Natur mir sagt, wie das geht - mit einem neuen Mann. Und ich selbst sage mir jeden Tag: Das Leben ist schön, du musst nur dabei sein!"

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