Vogelgrippe Kommt der Frühling, kommt die Stallpflicht

Kaum ist der strenge Winterfrost abgeflaut, denken Experten auch schon an die Rückkehr der Zugvögel - und die Gefahr der Vogelgrippe. Ihr Rat: Erneute Stallpflicht für Geflügel - ab März.

Wegen der wachsenden Vogelgrippegefahr hat das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit eine erneute Stallpflicht für heimisches Geflügel empfohlen. Die Maßnahme solle während des Vogelzuges ab 1. März zwei Monate lang gelten, teilte das Institut auf der Insel Riems mit. Als größtes Risiko bezeichneten die Experten aber illegale Geflügelimporte. Bayern legte unterdessen einen detaillierten Notfallplan für den Fall einer Grippe-Pandemie vor.

Zweimonatige Aufstallung angeraten

Institutspräsident Thomas Mettenleiter sagte, dass eine Einschleppung des Grippevirus' vom Typ H5N1 über Zugvögel nicht ausgeschlossen werden könne. Außerdem ließen sich für Deutschland anhand der Vogelzugrouten keine begrenzten Risikogebiete ausweisen. Eine erneute zweimonatige Aufstallung biete daher den bestmöglichen Schutz der Geflügelbestände. Außerdem sollte die Überwachung von Wildvögeln wieder intensiviert werden.

Bislang wurden demnach keine Fälle aus den Überwinterungsgebieten gemeldet. Ein Teil der Zugvögel überquert aber auf seinem Rückflug die betroffenen Gebiete in der Türkei, wie das Institut weiter mitteilte. Hier könne es zu einem Kontakt mit infiziertem Geflügel und zur Infektion mit dem Virus kommen. Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von diesen Zugvögeln auf Hausgeflügel und Wildvögel sei nicht genau zu beziffern, erklärte Mettenleiter.

Notfallplan rechnet mit 16.000 Erkrankten pro Woche

Das größte Einschleppungsrisiko gehe aber weiterhin von illegalen Importen von Geflügel und Geflügelprodukten aus den betroffenen Ländern Europas und Asiens aus. Wegen der Importverbote und Auflagen sei das Einschleppungsrisiko im legalen Handel vernachlässigbar. Das Institut empfiehlt aber verstärkte Kontrollen, Deklarationspflicht auf EU-Ebene für Reisende aus den Ausbruchsländern sowie verstärkte Informationen der Reisenden zu den Einfuhrbestimmungen.

Bayern rechnet nach den Worten von Gesundheitsminister Werner Schnappauf damit, dass sich jeder dritte Einwohner infiziere und die Hälfte davon ärztliche Hilfe brauche, sollte das Vogelgrippe-Virus H5N1 mutieren und von Mensch zu Mensch übertragbar werden. Dem Notfallplan des Freistaats zufolge müssen sich die bayerischen Krankenhäuser während einer einmonatigen Spitzenphase auf 8.000 bis 16.000 schwer erkrankte Grippe-Patienten pro Woche einrichten.

Bayern legt Grippe-Pandemie-Plan vor

Je nach Verlauf könnten Kindergärten, Schulen und öffentliche Bäder geschlossen oder Besuche von Konzerten oder Altenheimen verboten werden. Für Ärzte und Krankenhäuser lägen genaue Handlungsanleitungen bereit. Trotz aller Maßnahmen sei im schlimmsten Fall mit 14.000 Todesfällen im Freistaat zu rechnen. Schnappauf sprach von einem Ausnahmezustand, der nicht nach heutigen Maßstäben gemessen werden könne. Durch Wachsamkeit und gute Vorbereitung könnten Schreckensszenarien aber vermieden werden.

Der Freistaat hat demnach 1,9 Millionen Therapieeinheiten von antiviralen Medikamenten wie Tamiflu und Relenza im Wert von 22 Millionen Euro beschafft. Zunächst sollen Ärzte, Polizisten und Risikogruppen geimpft werden. Der "Bayerische Influenza-Rahmenplan" soll in den nächsten Tagen an Ärzte, Apotheker und Krankenhäuser verschickt werden.

mit AP

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