Intendant Avi Toubiana "Nach dem Pogrom ist vor dem Pogrom, das ist unser Dilemma"

Intendant Avi Toubiana
Avi Toubiana, Intendant der Jüdischen Kulturtage
© Jüdische Kulturtage Berlin
Avi Toubiana ist Intendant der Jüdischen Kulturtage Berlin. Nach dem 7. Oktober 2023 und seinen Folgen dachte er daran, hinzuschmeißen.

Herr Toubiana, die letzten Jüdischen Kulturtage sind nur zwei Wochen vor den traumatischen Angriffen der Hamas auf Israel zu Ende gegangen. Wie haben Sie diese Pogrome erlebt?
Nachdem die Kulturtage beendet waren, sind meine Frau Diana und ich für einige Tage nach Israel geflogen und erst kurz vor den Angriffen nach Berlin zurückgekehrt. Es hat uns die Schuhe ausgezogen, nicht nur was dort geschehen ist, sondern wie die Reaktionen vieler Menschen in Deutschland ausfielen. Ich war mir nicht sicher, ob es Sinn ergibt, die Kulturtage noch weiterzuführen.

Zur Person

Abraham "Avi" Toubiana, 1977 bei Düsseldorf geboren, arbeitete als Automechaniker, Caterer, mit seinem Bruder David trat er jahrelang als Comedy-Duo "The Tadbrothers" auf Seit 2022 ist er Geschäftsführer des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden Niedersachsens, mit einer Frau Diana Reizman-Toubiana leitet er die Jüdischen Kulturtage Berlin.

Was hat Sie dazu bewogen, Ihre Meinung zu ändern?
Weil wir ja immer weitermachen, weitermachen müssen. Nach dem Pogrom ist vor dem Pogrom, das ist unser Dilemma, und unsere Realität. Man braucht sich bloß die Liste der Anschläge in Europa der vergangenen Jahre anzuschauen, die zwar nicht so brutal und mörderisch ausfielen, wie jene in Israel, aber brutal und mörderisch genug. Die kommenden Kulturtage werden dennoch andere sein, allein was die Sicherheitslage anbelangt. Was sich zudem verändert hat, ist leider unsere finanzielle Situation.

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