Vor dem Erfolg kommt das Scheitern, das gilt für viele große Erzählungen, und offenbar ganz besonders für die Geschichte von Miriam "Midge" Maisel: Die Komikerin (gespielt von Rachel Brosnahan) ist zu Beginn der fünften und finalen Staffel von "The Marvelous Mrs. Maisel" (Amazon Prime) an einem Tiefpunkt, wieder einmal. Sie liegt im Bett, zwei Zehen sind abgefroren, am Ende der vierten Staffel hatte sich Maisel in Stöckelschuhen durch einen entsetzlichen New Yorker Schneesturm gekämpft – eine quälend lange Szene, die durchaus metaphorisch zu verstehen war. Doch wie so oft in den vergangenen Staffeln steht sie wieder auf, wie eine Dauerläuferin, die nur ihr Ziel vor Augen hat: endlich den Durchbruch zu schaffen.
Vier Staffeln lang haben die Zuschauer bereits Maisels Weg nach oben verfolgt. Sie haben sich eingerichtet in der farbenfrohen Welt, die Amy Sherman-Palladino ("Gilmore Girls") und ihr Mann Daniel Palladino, die Macher der Serie, Folge um Folge heraufbeschwören. Da sind die wunderbaren Szenen aus dem Alltag der jüdischen Familie Weissman, die rasanten Dialoge und die detailverliebten Kostüme und Kulissen, die "Marvelous Mrs. Maisel" so einzigartig in der Serienlandschaft machen.
"The Marvelous Mrs. Maisel" endet mit der fünftel Staffel
Zu Beginn der Serie, die seit dem Jahr 2017 läuft, hatte sich Maisel, frisch verlassen von ihrem untreuen Ehemann, auf die Bühne eines New Yorker Nachtclubs gestellt und schmutzige Witze erzählt – der Beginn einer Karriere, die bisher nie so ganz zünden wollte. Meist, weil Maisel sich selbst im Weg stand, etwa den homosexuellen Sänger Shy Baldwin auf der Bühne outete und prompt aus seinem Vorprogramm geschmissen wurde. "Zwei Schritte nach vorn, drei Schritte zurück, ich habe keine Lust mehr", beschwert sich Maisel in der neuen Staffel.
Rachel Brosnahan spielt Midge Maisel als ambivalente Heldin: ungestüm, oft unüberlegt, gleichzeitig mit überbordendem Witz, charmant und liebenswürdig. Eine Naturgewalt, die die von Männern geprägte Welt der 50er- und 60er-Jahre durcheinanderwirbelt.
In der fünften Staffel von "The Marvelous Mrs. Maisel" erlebt Midge den Durchbruch
In der finalen Staffel ist nun fast von Beginn an klar: Der erhoffte Durchbruch kommt – aber zu welchem Preis? Die Zuschauer bekommen einen Einblick in Maisels Zukunft, in der nicht alles rosig zu sein scheint. Vor dem Aufstieg muss sie allerdings noch die üblichen großen und kleinen Hürden nehmen: Bei einer Fernsehproduktion ringt sie mit ihren überheblichen Autoren-Kollegen um die besten Witze, zu Hause in der riesigen New Yorker Wohnung muss sie ihre Familie im Zaum halten. Tony Shalhoub, der als "Monk", bekannt geworden ist, und Marin Hinkle spielen Maisels verschrobene Eltern, den vergeistigten Abe Weissman und seine Frau Rose, die als Kupplerin die Kinder der jüdischen Familien der Upper West Side zusammenbringt.

Die Figuren, die Maisels bunte Welt bevölkern, sind über fünf Staffeln hinweg zu alten Bekannten geworden: die exzentrischen Schwiegereltern, Ex-Mann Joel, der im Verlauf der Serie an Charakter gewonnen hat, und allen voran Susie Meyers (Alex Borstein), Maisels schlecht gelaunte und doch sympathische Agentin und die zweite Heldin der Serie. Meyers kämpft unzählige Kämpfe für ihren Star, mehr als einmal richtet sie Maisel wieder auf.
20 Emmys hat die Serie gewonnen
Insgesamt 20 Emmys haben Amy Sherman-Palladino und Daniel Palladino für "The Marvelous Mrs. Maisel" gewonnen – darunter den Preis für die "Beste Comedy-Serie", eine Auszeichnung, die noch niemals zuvor an eine Streaming-Show gegangen war. Die Entscheidung, die Sendung zu beenden, scheinen beide nicht ganz freiwillig getroffen zu haben. "Wir haben den Beschluss gemeinsam gefasst, nachdem uns gesagt wurde, dass die fünfte die letzte Staffel sein wird", hat Sherman-Palladino gerade erst der "New York Times" erzählt. Als Zuschauer konnte man bereits seit einiger Zeit spüren, dass die Geschichte von Midge Maisel womöglich auserzählt ist, die immer neuen Dramen nicht mehr so wie am Anfang fesselten. Jetzt müssen die Protagonisten ihre kitschig-schöne Welt verlassen. Aber die Zuschauer haben immerhin acht Folgen lang Zeit, um sich an den Abschied zu gewöhnen.