"Der Herr der Ringe" Worum geht es?

Wovon handelt die Geschichte? Wer sind die Guten, wer die Bösen? Und wer hat sich das alles ausgedacht? Anfänger bekommen hier Antworten auf offene Fragen.

Beim titelgebenden Herrn handelt es sich um den Herrscher Sauron, versteckt im wüsten Land Mordor. Er taucht nie in Person auf, man spürt nur sein großes, lidloses Auge. Unbemerkt hat der Bösewicht fast alle der insgesamt 20 magischen Ringe in seine Gewalt gebracht. Für die absolute Macht braucht er jedoch noch den von ihm selbst geschmiedeten Einen Ring, der die Kräfte der anderen bündelt, sie unterjocht und den Träger unsichtbar macht.

Dieses wichtige Teil gerät über Umwege in die Hände von Hobbits, einem friedlichen Volk von zur Fettleibigkeit neigenden, aber flinken Knirpsen. Genauer gesagt, vererbt der weit gereiste Bilbo Beutlin seinem Lieblingscousin Frodo das Schmuckstück. Doch der weise Zauberer Gandalf entdeckt bald die schreckliche Natur des Rings. Um die Welt vor dem Untergang zu bewahren und das Böse endgültig zu vernichten, bleibt nur ein Ausweg: Frodo muss den Ring in sein Schmiedefeuer werfen, in die Schicksalsklüfte des Vulkans Orodruin. Dummerweise steht der mitten in Mordor.

Die beschwerliche Reise, hin und zurück mehr als 4000 Kilometer zu Fuß, zu Boot, zu Pferd und zu Adler, tritt Frodo nicht allein an: Acht Gefährten, darunter drei weitere Hobbits, unterstützen die heimliche Mission. Auf der treffen die tapferen Männer - Abenteuer waren in jener mythischen Vorzeit ausschließlich Männersache - fürsorgliche Freunde und erbitterte Feinde. Sie kämpfen gegen Ungeheuer und Dämonen, schlagen blutige Schlachten über und unter der Erde. Action bis zum Abwinken also.

Ort des Geschehens: ein fiktiver, mittelalterlicher Kontinent, größer als Australien und so schön wie Neuseeland. Es gibt hohe, schneebedeckte Berge, dichte Wälder, viel wilde Natur; gekämpft wird mit Pfeilen, Speeren und Schwertern; Hochtechnologie heißt hier Wassermühle und Handwebstuhl. Neben den Hobbits leben dort noch Elben, Menschen und Zwerge, zudem Orks, Uruk-hai, Trolle, Ringgeister und andere Monster wie Balrog oder die Riesenspinne Kankra.

Wer hat sich das ausgedacht?

Ein kinderlieber, englischer Literaturprofessor namens John Ronald Reuel Tolkien. Brite durch und durch, der Tweedanzüge und Pfeiferauchen liebte, für Gärten, Bäume und Ackerland schwärmte. Tolkien in einem Brief an eine Freundin: »Ich bin eigentlich ein Hobbit.«

Geboren wurde er 1892 im südafrikanischen Bloemfontein, dort arbeitete sein Vater für eine Bank. Drei Jahre später zog seine Mutter mit ihm und dem jüngeren Bruder zurück in eine Kleinstadt bei Birmingham. Die Eltern starben früh, ab seinem zwölften Lebensjahr wurde Ronald (so rufen ihn Freunde) vom Priester und einer Tante betreut.

Nach dem Ersten Weltkrieg verdiente er sein Geld als Lexikograf beim »Oxford English Dictionary«, später berief man Tolkien zum Professor für angelsächsische und englische Literatur in Oxford. Das Buch »Der kleine Hobbit«, Vorgeschichte des »Herrn der Ringe«, schrieb er vor allem für seine vier Kinder.

Nach der Veröffentlichung 1937 arbeitete er zwölf Jahre lang an der Ring-Story. Da er nie richtig tippen gelernt hatte, entstand das Manuskript im Zwei-Finger-Suchsystem. Das Meisterwerk erschien 1954/55 und wurde ein internationaler Bestseller, übersetzt in mehr als 25 Sprachen. Bereits der erste Scheck überstieg Tolkiens Jahresgehalt als Professor, er wurde reich und so berühmt, dass er bald eine geheime Telefonnummer und ein neues Haus brauchte. Tolkien starb 1973 im Alter von 81 Jahren, seine Fantasiewelten und Geschöpfe sind bis heute putzmunter.

Wer sind die Bösen?

Es wimmelt im »Herrn der Ringe« nur so von Orks - hässlichen, meist dunkelhäutigen Gesellen mit schwarzen Augen und gelben Reißzähnen. Sie sind von Natur aus boshaft und ungehobelt und hassen sich sogar untereinander. Zur typischen Ork-Ausrüstung gehören Krummsäbel, Speer, Peitsche und Trommeln, sie foltern ihre Gefangenen und essen gern Ponys. Die Rohlinge gibt es im Kleinformat mit krummen Beinen bis hin zu den mannshohen Uruk-hai, einer besonders teuflischen Züchtung aus Orks und Menschen.

Die Uruk-hai stellen auch die Truppen des Zauberers Saruman (gespielt vom erprobten Kino-Fiesling Christopher Lee). Früher einer der klügsten Köpfe der guten Seite und Vorsitzender des Weißen Rates, hat ihn die Aussicht auf Weltherrschaft korrumpiert. Nun will er den Einen Ring selbst besitzen und geht dafür über Hobbit-Leichen. Mit seinem Diener Schlangenzunge verschanzt sich Saruman im unbezwingbaren Turm von Orthanc. Zudem treiben sich weitere Monstren in Mittelerde herum: klobige Trolle, die bei Kontakt mit Sonnenlicht zu Stein erstarren; Werwölfe, die von den Orks als Pferde benutzt werden; und Balrogs, uralte Feuerdämonen, besonders gut geeignet für Spezialeffekte. Und die neun Ringgeister: Die todbringenden schwarzen Reiter sind zuerst auf Pferden unterwegs, später steigen sie um auf geflügelte Ungeheuer.

Eine maßgebliche Rolle zwischen Gut und Böse spielt Sméagol. Wahrscheinlich ein mutierter Verwandter der Hobbits, gelangte er durch heimtückischen Mord vor langer Zeit an den Einen Ring und will ihn nun von den Hobbits zurückerobern. Sméagol hat große Plattfüße, blasse, leuchtende Katzenaugen und lange Finger, mit denen er Fische fängt und roh verschlingt. Wegen der glucksenden Laute, die er von sich gibt, nennt man ihn auch Gollum - ein besonderer Liebling der Ring-Fangemeinde.

Und wer die Guten?

Die größten Sympathieträger sind die Hobbits: Frodo, der Ringträger, sein Diener Sam und die zwei Freunde Merry und Pippin. Hobbits, eine menschliche Unterart, werden nicht größer als 90 Zentimeter, weshalb man sie auch Halblinge nennt. Sie benötigen keine Schuhe, ihre haarigen Füße haben lederartige Sohlen. Hobbits betreiben Handwerk und Ackerbau und sind keinem Rauch- oder Saufgelage abgeneigt, so erklären sich ihre breiten, rotbackigen Gesichter.

Ihre Heimat ist das Auenland mit seinen sanften Hügeln und Flüsschen, dort hausen sie bevorzugt in Höhlen mit runden Türen und Fenstern. Die vier Hobbits werden von einer politisch korrekt zusammengewürfelten Schar begleitet: Gimli für die Zwerge (etwas größer als Hobbits, stämmige Burschen mit langen Bärten und Äxten), Legolas für die Elben (unsterbliche Halbgötter, elegant und weise; sie haben magische Kräfte und lieben Musik, Poesie und die Seefahrt) sowie Aragorn und Boromir für die Menschen.

Boromir fällt den Verführungskünsten des Rings zum Opfer, dafür hilft später sein Bruder Faramir weiter. Aragorn, der größte Jäger und Reisende seiner Epoche, entpuppt sich als geheimer Erbe der alten Könige, seine heilenden Hände holen einige der Hauptdarsteller ins Leben zurück. Und: Gandalf, der Graue. Ein mächtiger Zauberer, der die Gefährten anführt und nach dem Kampf gegen einen riesigen Dämon als Gandalf, der Weiße, wiedergeboren wird. Er ist der Chefstratege im Ring-Krieg.

Matthias Schmidt