Rund 280.000 Besucher haben die weltgrößte Bücherschau an den fünf Messetagen besucht. Im Vorjahr waren es 270.000 Besucher gewesen. Mehr als 7.200 Einzelaussteller aus 101 Länder hatten sich präsentiert, so viele wie noch nie.
"Die Rückmeldungen von Ausstellern und Besuchern sind überwältigend positiv, die Besucherzahlen und Reaktionen auf unser Gastland Korea machen diese Messe zu einem großen Erfolg", zog Buchmesse-Chef Juergen Boss Bilanz. Rund 95 Prozent der befragten Besucher und Aussteller hätten die Messe als geschäftlich erfolgreich gewertet. Die nächste Buchmesse ist für den 4. bis 8. Oktober 2006 geplant. Gastland wird dann Indien sein.
Orhan Pamuk gelingt der Balanceakt
Für seine Mittlerrolle zwischen Europa und der Türkei hat Orhan Pamuk den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten: Bei der Entgegennahme des bedeutenden Preises erwies sich Pamuk dieser Auszeichnung als würdig. In einem für ihn schwierigen Balanceakt nahm der international bekannteste Autor der Türkei sowohl Europa als auch sein Heimatland aufs Korn.
Beim Festakt in der Paulskirche kriegten am Sonntag diejenigen in Deutschland und Europa ihr Fett ab, die der Türkei den Zutritt nach Europa verweigern wollen. Am Tag zuvor hatte der aus großbürgerlichem Haus stammende Autor auf der Buchmesse bereits die Türkei ins Visier genommen und Meinungsfreiheit sowie die Garantie der Menschenrechte unmissverständlich eingefordert.
Bekräftigung der Kritik
Dabei versuchte Pamuk alle Zweifel auszuräumen, dass er unter dem Eindruck des gegen ihn angestrengten Prozesses wegen "Schmähung des Türkentums" seine kritischen Äußerungen abschwächen wollte. Pamuk hatte im Februar dieses Jahres in einem Interview einer Schweizer Zeitung von den Massakern an "einer Million Armenier" 1915/1916 im Osmanischen Reich und von der Ermordung von 30.000 Kurden in der Türkei gesprochen.
"Ich verteidige, das was ich gesagt habe, Wort für Wort", bekräftigte der Istanbuler Autor am Samstag vor der Presse. Er werde dafür in dem Verfahren, das inzwischen eine internationale Dimension erhalten hat, "mit erhobenem Haupt" die Verantwortung übernehmen.
Doch die Politik interessiert Pamuk eigentlich nur am Rande. So war seine mit Spannung erwartete Rede in der Paulskirche vor allem ein Loblied auf die europäische Literatur und den Roman, den der türkische Schriftsteller für eine der bedeutendsten Kunstformen hält, die Europa hervorgebracht hat. Völker gelangten über Romane zu den tiefsten Einsichten, glaubt Pamuk.
DPA/Reuters