Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller hat auf der Frankfurter Buchmesse um ihren Freund und Ko-Autor Oskar Pastior getrauert. Ihr jüngstes Buch "Atemschaukel", in dem sie das Schicksal in der Stalin-Zeit von Rumänien nach Russland deportierter Deutscher schildert, haben beide gemeinsam zu schreiben begonnen, bevor Pastior vor drei Jahren während der Buchmesse starb. "Für mich ist das so traurig, dass ich jetzt alleine hier sitzen muss", gestand die 56-jährige Autorin am Mittwoch. "Ich muss ihm so dankbar sein", sagte sie unter Tränen und dem Beifall des Publikums.
"Wie wenn man das Licht ausschaltet"
Der Tod Pastiors, der Georg-Büchner-Preisträger ist, sei für sie sehr überraschend gekommen: "Das war ja, wie wenn man das Licht ausschaltet." Lange Zeit danach habe sie nicht an dem Buch weiterarbeiten können, das auf den Erinnerungen an Pastiors Zeit in einem sowjetischen Arbeitslager basiert. "Ich konnte diese Notizen gar nicht an mich heranlassen", so Müller. Erst nach etwa einem dreiviertel Jahr sei es ihr gelungen, zu akzeptieren, "dass ich das jetzt alleine machen muss".
Müller berichtete von einer Reise in die Ukraine, auf der sie gemeinsam die Überreste des Arbeitslagers aufsuchten. Der Schriftsteller habe in der Nähe des Ortes, an dem er so viel Hunger gelitten habe, "unglaublich viel gegessen", obwohl er zuckerkrank gewesen sei und zu Hause immer sehr diszipliniert gegessen habe, berichtete Müller. "Er hat gesagt, er möchte dem Essen die Ehre erweisen."
Nur ein leichter Infekt
Müllers erster Auftritt auf der diesjährigen Buchmesse war mit Spannung erwartet worden. Die frisch geehrte Nobelpreisträgerin hatte am Dienstag eine Lesung in Essen abgesagt. Danach hatte es unterschiedliche Meldungen über ihren Gesundheitszustand gegeben. Müller sei nicht ernsthaft erkrankt, betonte Christina Knecht, Sprecherin des Hanser Verlags. "Sie hat lediglich einen leichten Infekt und ist etwas mitgenommen durch die Aufregungen der vergangenen Tage."