Es sind die letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs, und der zehnjährige Nanning braucht Essen. Er wohnt auf Amrum, das Friesenhaus teilt er sich mit der hochschwangeren Mutter, der aufrechten Tante Ena, den jüngeren Geschwistern Dankwart und Mechthild. Der Vater fehlt, er lebt in Hamburg, auf dem Festland.
Die Nahrung auf der Nordseeinsel ist knapp. Und so ziehen Nanning und sein bester Freund Hermann los, welche zu suchen. Die beiden helfen der Bäuerin bei der Kartoffelsaat und werden mit Milch und Futter für die Hühner entlohnt. Sie fangen Schollen, im Kniepsand und auf See, nur mit Mühe schaffen es die beiden wieder an Land. Sie fangen und töten Kaninchen, lernen, ihnen das Fell über die Ohren zu ziehen. Mit Sam Gangsters, einem alten Insulaner, geht Nanning außerdem auf Seehundjagd, der Junge muss als Köder herhalten. Er sammelt Kiebitz- und Enteneier in den Dünen und versucht vergeblich, einem Bienenschwarm Honig abzuluchsen.
Ein Riss geht durch Amrum
So wird Nanning zum Ernährer der Familie. Eine große Verantwortung, doch die Insel gibt ihm zugleich Freiheit und Abenteuer. Zur Schule geht er kaum noch, zumal er dort von den anderen Kindern gehänselt wird. Er sei kein Insulaner, sagen sie, weil er in Hamburg geboren wurde. Außerdem sind seine Eltern überzeugte Nationalsozialisten. Zu Hause an der Küchenwand hängt ein Porträt von Adolf Hitler. Nannings Mutter ist BDM-Führerin und verehrt den Führer; sein Vater, ein SS-Obersturmführer schreibt Gesinnungsliteratur; sein Onkel ist Parteivorstand auf der Nachbarinsel Föhr. Nanning kann mit alldem nichts anfangen, aber er gehört zu dieser Familie, und das bekommt er zu spüren.