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"Fack ju Göhte 3" "Jetzt bin ich die Coole" – Uschi Glas über ihre Kultrolle als Lehrerin Leimbach-Knorr

Uschi Glas in "Fack ju Göhte 3"
Uschi Glas spielt auch in "Fack ju Göhte 3" die Rolle der ausgebrannten und frustrierten Lehrerin Ingrid Leimbach-Knorr.
© Constantin Film Verleih GmbH / Reiner Bajo
Uschi Glas spielt in "Fack ju Göhte 3" (an Karfreitag im TV) erneut die ausgebrannte Lehrerin Leimbach-Knorr. Im stern-Gespräch verriet die heute 76-Jährige, was sie an der Rolle reizt, warum sie plötzlich von Jugendlichen angesprochen wird und warum sie ihr Hautcreme-Debakel bis heute kränkt. 

"Fack ju Göhte 3" läuft am Karfreitag um 20.15 Uhr als Free-TV-Premier auf Sat.1. Zur Start des Kinofilms 2017 sprach der stern mit Uschi Glas über ihre Kultrolle als ausgebrannte Lehrerin Leimbach-Knorr. Lesen Sie hier das Interview noch einmal.

Frau Glas, geht Lehrerin Frau Leimbach-Knorr nach "Fack ju Göhte 3" in Rente oder sehen wir Sie doch nochmal in Ihrer neuen Kultrolle?

Von "Fack ju Göhte" wird es bestimmt keine Fortsetzung geben. Die Geschichte ist auserzählt, die Schüler haben ihr Abitur und verlassen das Gymnasium, wenden sich ihrem Beruf zu. Ich denke, Bora Dagtekin (Regisseur und Drehbuchautor, Anm. d. Red.) wird sich was Neues ausdenken. Ob mit oder ohne Leimbach-Knorr, weiß ich nicht.

Wie kam es dazu, dass Sie knapp 50 Jahre nach den "Pepe, der Pauperschreck"-Filmen wieder in einer Schülerkomödie mitspielen?

Ich fand den Bogen reizvoll, am Anfang meiner Karriere die Schülerin gespielt zu haben und jetzt die Lehrerin zu sein. Außerdem kannte ich Bora Dagtekins Arbeit und wusste, dass er als junger Regisseur Komödie kann. Das hat mich gereizt.

Uschi Glas 1968
Uschi Glas 1968: Mit 24 Jahren spielte sie in der Schulkomödie "Die Lümmel von der ersten Bank" die Rolle der Schülerin Marion Nietnagel.
© Picture-Alliance / Picture Alliance

Und jetzt haben Sie mit 73 Jahren plötzlich 20-jährige Fans.

Die sind sogar noch jünger. Ich gehe mit meinem Verein Brotzeit, der benachteiligten Kindern ein kostenloses Frühstück zur Verfügung stellt, seit Jahren in Schulen. Bislang erkannte mich da kein Mensch. Woher auch? Das Halbblut Apanatschi liegt ein halbes Jahrhundert zurück. Plötzlich schreien die Schüler alle auf, wenn ich in die Klasse komme und staunen: 'Frau Leimbach-Knorr' und wollen Fotos mit mir. Jetzt bin ich die Coole.

Lehrer Zeki Müller nennt die Schüler in "Fack ju Göhte 3" "Zecken", oft kommt das Wort "Arschloch" vor. Stört Sie die derbe Sprache nicht?

Der Film erzählt eine traurige Geschichte: Von Kindern, die keine Chance bekommen, denen immer wieder erzählt wird, sie seien nichts wert und sie könnten nichts. Ich glaube, dass die derbe Sprache ein Stilmittel ist, um das zu verdeutlichen. Insofern hat sie ihre Berechtigung.

"Fack ju Göhte 3" wird in Deutschland voraussichtlich der erfolgreichste Kinofilm des Jahres werden. Trotzdem rümpfen viele Feuilleton-Kritiker die Nase. Sind wir Deutschen zu kritisch?

Ich glaube, dass viele ein gestörtes Empfinden haben. Wenn etwas aus Hollywood kommt, ist das meist automatisch toll. Das gilt für deutsche Filme nicht, da wird ein anderer Maßstab angelegt. "Fack ju Göhte" ist das beste Beispiel: Die Leichtigkeit und der Spaß, den die Zuschauer am Ende im Kino zu sehen bekommen, sind kein Zufall. Das ganze Team arbeitet sehr professionell und hart, da wird viel Geld in die Hand genommen. Der Erfolg gibt den Machern Recht.

"Fack ju Göhte 3": "Jetzt bin ich die Coole" – Uschi Glas über ihre Kultrolle als Lehrerin Leimbach-Knorr

Was hat Sie bei den Dreharbeiten am meisten erstaunt?

Das Chaos, das wir anrichten. Wir drehen ja in Schulen, die zu Beginn total gepflegt sind. Doch binnen kürzester Zeit verwandeln sie sich in Müllhalden, mit Graffitis überall und kaputten Wänden und Türen. Da dachte ich schon ein paar Mal: 'Wenn jetzt der Schulleiter kommt, kriegt er einen Herzinfarkt.'

Sie werden für ihre Rolle als ausgebrannte Lehrerin Leimbach-Knorr gefeiert. Wie sehr nerven Sie alte Geschichten, die immer wieder zu lesen sind: von der CSU-Uschi oder Ihrer Hautcreme.

Wenn ich Beschimpfungen bekomme, ist mir das nicht egal. So abgebrüht bin ich nicht. Die Creme-Geschichte hat mich damals sehr verletzt, weil sie einfach nicht gestimmt hat. Das hat mich sehr gekränkt, weil ich wusste, dass es persönlich ist. Auf der anderen Seite: Ich muss mein Leben so aufrecht und geradlinig führen, dass ich in den Spiegel gucken kann. Wenn das andere stört, kann ich es nicht ändern. Es ist ja mein Leben.

Was kommt als nächstes?

Ich bin sehr eingespannt mit meinem Verein Brotzeit. Wir haben leider zu viele hungernde Kinder in Deutschland und es wird nicht weniger. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass wir in einer Parallelgesellschaft leben. Viele Menschen bekommen gar nicht mit, wie viele bedürftige Grundschüler es gibt. Zu den 200 Schulen, die wir betreuen, kommen in diesem Jahr noch 40 dazu.

Also keine Filme mehr?

Wenn ein gutes Buch kommt, wenn mich was reizt. Es muss mir Spaß machen. Sonst gehe ich lieber in meine Schulen.

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