"Projekt Gold" Wie Heiner Brand unsterblich wurde

Es war ein sehr mutiges Projekt, das der Regisseur Winfried Oelsner und der Produzent Frank Stephan Limbach in Angriff nahmen: Sie wollten einen Film drehen über den Weg der deutschen Handball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land, die Anfang 2007 stattfand.

Und natürlich hatten sie dabei ein höchst erfolgreiches Vorbild, nämlich Sönke Wortmanns "Deutschland, ein Sommermärchen" - der Kassenschlager über die Fußball-WM 2006 und die Spiele der DFB-Kicker. Die Mannen um Trainer Jürgen Klinsmann waren bekanntlich Dritte im Wettbewerb geworden, was ein gutes, aber kein völlig unerwartetes Resultat war. Den Handballern gaben trotz des Heimvorteils nur wenige Experten Chancen auf einen vorderen Platz, die Konkurrenten aus einigen anderen Nationen erschienen weit stärker. Aber wer will schon sehen, wie die eigene Mannschaft unter "ferner liefen" abschneidet. Oelsner und Limbach ließen sich jedoch nicht von ihrem Plan abbringen und begannen ihr "Projekt Gold".

Die Handballer bleiben in jeder Situation Sportler zum Anfassen

Ihr Mut wird belohnt: Mit dem Titel "Projekt Gold" kam der Film über den WM-Gewinn der deutschen Handballer bereits am Montag auf die Leinwände. Um es vorweg zu sagen: Es ist die Begegnung mit sympathischen jungen Männern, die sich einer der härtesten Sportarten überhaupt verschrieben haben. Und es ist nicht zuletzt die Begegnung mit einem schnauzbärtigen Mann, der bereits als Spieler Weltmeister war und es am Sonntag, den 4. Februar 2007, noch einmal als Trainer wurde - Heiner Brand. Mit ruhiger Hand und Stimme führte er seine Truppe aus ganz jungen wie auch sehr erfahrenen Spielern entgegen allen Prognosen zum Titel, der im Finale gegen die starken Polen vor fast 20.000 enthusiastischen Zuschauern in der Kölnarena errungen wurde.

"Projekt Gold" blickt hinter die Kulissen dieses Sieges und zeigt, wie bescheiden die Umstände waren, unter denen die Handballer - ganz im Gegensatz zu den verwöhnten Fußball-Millionären - ihren Weg gingen. In einer der besten Szenen des Films gleich am Anfang demonstriert ein Psychologe den Spielern, was absoluter Siegeswille ausmachen kann. Und nur mit diesem erreicht die deutsche Mannschaft, spielerisch den Kroaten, Spaniern und Franzosen durchaus unterlegen, dann auch das große Ziel. Je näher das in Sichtweise rückt, desto mehr wächst die Begeisterung unter den Zuschauern und in der ganzen Nation. Doch die Helden steigen keineswegs in Luxusherbergen ab, sie bleiben in jeder Situation Sportler zum Anfassen.

Eisenharte Burschen mit langen Verletzungslisten

Einige der Weltmeister sind in ihren Vereinen in der Handball-Bundesliga nur Ersatzspieler, die ausländischen Stars weichen mussten. Umso größer die Freude, es im eigenen Land allen gezeigt zu haben. Welchen Preis moderne Hochleistungssportler dafür bezahlen, lassen die Erzählungen einiger Spieler über die in ihrer Laufbahn bereits erlittenen Verletzungen mehr als nur erahnen. Es sind eisenharte Burschen, dieser Henning Fritz, Florian Kehrmann, Markus Baur und der hünenhafte Christian Schwarzer, mit 37 Jahren der Senior in einer Truppe, deren zweitjüngster Spieler, der 23-jährige Michael Kraus von Frisch Auf Göppingen, im Jahr 2000 der "Boy des Jahres" einer großen Jugendzeitschrift war.

Für Schwarzer bildete der WM-Titel den grandiosen Abschluss einer langen Karriere, von der sein Körper gezeichnet ist. Für Kraus können noch weitere Triumphe kommen. Aber den größten aller Handballer-Siege vor eigenem Publikum, das wird sich auch für ihn wohl kaum wiederholen. Der Film "Projekt Gold" hat eines der schönsten deutschen Sportmärchen verewigt. Solche wahren Märchen lässt man sich gerne erzählen.

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Wolfgang Hübner/AP

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