"Spiel der Macht" Das Aufwühlen verschlafen

Der Roman "Spiel der Macht" behandelt das Schicksal des amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Huey P. Long, der 1935 ermordet wurde. Die neue Verfilmung von Regisseur Steven Zaillian kann da leider nicht ganz mithalten.

Mit dem Namen Huey P. Long verbindet sich die Erinnerung an eine der ungewöhnlichsten Politikerkarrieren in den an solchen nicht gerade armen USA. Long war von 1928 bis 1932 Gouverneur von Louisiana im Süden Amerikas, danach stieg er sogar zum Senator in Washington auf. 1935 verkündete Long seine Absicht, Präsident der USA zu werden. Doch dazu kam es nicht mehr: Bereits kurz darauf wurde der Senator, der aus einer armen, kinderreichen Farmerfamilie zum mächtigen Provinzfürsten aufgestiegen war, von einem Arzt erschossen.

Dieses Politikerschicksal hat Robert Penn Warren 1946 zu seinem vielgerühmten Roman "All the King's Men" verarbeitet. Der deutsche Buchtitel "Das Spiel der Macht" ist nun auch der Titel der Verfilmung von Steven Zaillian. Die Besetzung ist herausragend: Sean Penn verkörpert den charismatischen Gouverneur, der im Film den Namen Willie Stark hat. Dazu sind die britischen Darsteller Jude Law, Kate Winslet und Anthony Hopkins in Hauptrollen zu sehen. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Reporters Jack Burden, der von Law gespielt wird.

Burden kommt aus großbürgerlichen Verhältnissen. Fasziniert verfolgt er den Aufstieg eines Mannes, der allerdings noch viel lernen muss, bevor er zum mitreißenden Redner und umjubelten Volkstribun wird. Stark ist der Mann aus dem und für das Volk, also keineswegs wohlgelitten bei den etablierten Politikern und ihren reichen Finanziers. Diese wollen deshalb Einfluss auf Burdens wohlwollende Berichterstattung über Starks Karriere nehmen. Der Reporter zieht die Konsequenzen und wechselt in den Stab des triumphal gewählten Gouverneurs von Louisiana.

Eine sträflich unterforderte Kate Winslet

In der neuen Funktion kommt Burden allerdings bald in einen schweren Gewissenskonflikt. Denn er soll einen Gegner Starks mundtot machen, dem der Journalist privat ganz besonders verpflichtet ist: Richter Iwin ist nämlich sein Pflegevater, dem Burden viel zu verdanken hat. Doch der verrät den Richter, indem er dessen Vergangenheit auf der Suche nach Belastungsmaterial nicht ohne Erfolg durchwühlt. Dabei wird der Reporter auch mit eigenen Verdrängungen konfrontiert. Das Drama nimmt seinen Lauf, daran kann auch Burdens Jugendliebe, dargestellt von der sträflich unterforderten Kate Winslet, nichts ändern. Am Ende liegen zwei Leichen im Louisiana State Capitol von Baton Rouge, der Hauptstadt des US-Südstaates.

Die spektakuläre Geschichte und die herausragende Besetzung, dazu das Drehbuch eines der besten Hollywood-Autoren, dessen Skript für Steven Spielbergs "Schindlers Liste" mit dem Oscar ausgezeichnet wurde - all das hätte für ein besonderes Filmereignis garantieren müssen. Doch "Das Spiel der Macht" lässt den Betrachter kalt. Das liegt nicht daran, dass der Aufstieg und Sturz eines Mannes schon zu oft zu sehen gewesen ist. Der Grund für das Scheitern des Films ist einfach der: Diese Geschichte eines Provinzcharismatikers erweckt keine echten Emotionen. Und ausgerechnet Oscar-Preisträger Penn raubt der wichtigsten Figur viel an Wirkung, weil er in seiner Rolle allzu übertrieben herumzappelt und gestikuliert.

Der Film kommt zu spät

Dass Politik ein schmutziges Geschäft ist, das manchmal für einen der Beteiligten auch tödlich und für andere im moralischen Bankrott enden kann, ist im Jahr 2007 keine sonderlich originelle Erkenntnis mehr. Das mag 1946, als der Roman "All the King's Men" herauskam und zum Bestseller wurde, noch von ganz anderer Sprengkraft gewesen sein. Damals lag der gewaltsame Tod des Gouverneurs auch noch nicht so lange zurück. Nun aber verfolgt man das Schicksal des Politikers und des Journalisten doch recht unbeteiligt. Der Film kommt einfach zu spät, ein aktueller Nutzen oder gar Brisanz ist nicht erkennbar.

AP
Wolfgang Hübner/AP

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