Es gibt Kinofilme, und es gibt Phänomene. "Ist es Khan? Bitte, bitte sag' mir, ist Benedict Cumberbatch Khan?" Daniel, 29, aus Berlin hat den Gesichtsausdruck eines Fünfjährigen, der einen Bagger sieht. Ich weiß, dass ich es ihm schlicht und ergreifend nicht verraten DARF. Neben Scotty-Darsteller Simon Pegg hat mir auch Regisseur JJ Abrams gerade höchstpersönlich das Versprechen abgenommen, wirklich rein gar nichts zu verraten, das das Filmerlebnis von "Star Trek - Into Darkness" schmälern könnte - dem zweiten Teil der jüngsten "Star Trek"-Kino-Generation. Natürlich sage ich nichts, Ehrensache. "Tach pa Tach pe", wie die Klingonen sagen.
Am Montagabend hat "Into Darkness" am Potsdamer Platz in Berlin Deutschland-Premiere gefeiert. Auf dem langen schwarzen Teppich stehen Decks im "Star Trek"-Design für die Moderatoren. Darüber hängt eine aufwendige Beleuchtungskonstruktion, die aufwendigste bisher, sagt der Konstrukteur. Eine Woche hat der Aufbau gedauert. Schon am Nachmittag drängen sich rund 150 Fans an den Gittern zum Teppich. Einige warten seit dem Vormittag. Daniel - in seiner rotschwarzen Starfleet-Uniform - steht hier sei 15 Uhr und hofft auf "einen netten Abend und Fotos", wie er sagt. Vor vier Jahren, als der neue "Star Trek" Premiere feierte, habe er eins mit Spock-Darsteller Zachary Quinto ergattert. Diesmal hoffe er auf eins mit Pille-Darsteller Karl Urban. Der ist aber gar nicht da. Immerhin das kann ich ihm sagen.
"Unser Captain Kirk"
"Star Trek", das ist eine eigene Welt, ein ganzes Universum - mit Fans, Conventions, Klingon-Linguisten und bändeweise Literatur. Doch JJ Abrams ("Super 8") hat es wieder geschafft, auch einen Film für Menschen zu drehen, die nicht jede Folge der Fernsehserie aus den 60ern auswendig können. "Das war von Anfang an das Ziel, beide abzuholen", sagt der freundliche Mann, der jedem Menschen erst einmal die Hand schüttelt, wenn er einen Raum betritt. Auch Quinto (Spock), Chris Pine (Kirk), Zoe Saldana (Uhura) und Pegg (Scotty) sind da. Aber um ganz ehrlich zu sein, sind diesmal nicht die Schauspieler die Stars: Es ist allein der Film mit seiner mächtigen Geschichte. Vielleicht noch der Regisseur. "Er ist unser Captain Kirk", sagt denn auch Pegg.
Der Kirk im Film muss mit Hilfe seiner "Familie" die Welt retten, als ein Terrorist (um dieses schnell und gern ergriffene Wort zu benutzen) James-Bond- und "24"-mäßig die Starfleet angreift. Der Bösewicht flieht daraufhin ins Klingonen-Territorium, mit denen sich kein Mensch anlegen will, weil das sofort Krieg bedeutet. Aber dann, nachdem der Warp-Antrieb angeworfen wurde, ist was faul im Star-Trek-Universum.
"Wir können nicht alle glücklich machen"
Ohne ein Wort zuviel zu verraten: Abrams hat sich "Star Trek" ein weiteres Mal zu eigen gemacht. Er hat die Geschichte in ihre Einzelteile zerlegt, durch verschiedene Prismen betrachtet und neu zusammengefügt. Die Emotionen sprudeln, die visuellen Effekte sind gewaltig. Und besagten Cumberbatch (bekannt aus der Serie "Sherlock Holmes") wird man so schnell nicht vergessen.
Daniel geht erst nächste Woche ins Kino - einen Tag vor dem offiziellen Start. Und das obwohl er Abrams' Neuerfindung von 2009 nicht mochte. "Roddenberry (der "Star Trek"-Schöpfer, Anm.d.Red.) dreht sich im Grab um", sagt er. "Aber man muss eben mit der Zeit gehen", fügt er hinzu und lacht laut.
"Wir können nicht alle glücklich machen", hat auch Abrams gesagt. Aber viele. Überzeugen Sie sich selbst, wenn "Star Trek - Into Darkness" am 9. Mai in die Kinos kommt.
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