Eine Gruppe von AfD-Abgeordneten steht zusammen und versteht die Welt nicht mehr. Warum nur schlägt ihnen im Bundestag so viel Ablehnung entgegen?, fragen sie sich. "Blanker Hass", nennt es einer. Dann liefert Norbert Kleinwächter eine Erklärung. Das sei eine klassische Machtstruktur, sagt er.
Um die eigene Position zu stärken, denunziere und verunglimpfe man das Gegenüber. "Das hat bei der Kolonialisierung so funktioniert", meint er. Ebenso bei der Hexenverfolgung, den Apartheids-Regimen und auch im Dritten Reich. "Und genau das Gleiche versucht man jetzt mit uns!"
"Volksvertreter" überlässt dem Zuschauer die Wertung des Gesehenen
Szenen wie diese zeigt die Dokumentation "Volksvertreter" im Stakkato-Takt. Der Regisseur Andreas Wilcke hat vier Abgeordnete der AfD nach der Bundestagswahl 2017 drei Jahre lang begleitet. Er filmte Büro-Besprechungen, interne Sitzungen der Fraktion, öffentliche Auftritte und Besuche im Wahlkreis. Der Film zeigt Abgeordnete, die sexistische Witze machen, die rassistische Aussagen von Parteimitgliedern belächeln, die Verbrechen der deutschen Geschichte verharmlosen. Das alles ist nicht neu, aber selten so nah und eindrücklich dokumentiert worden. Weil man hinter die Bürotüren blicken kann.
Der Film ordnet das Gesehene selbst nicht ein. Es gibt keinen Off-Sprecher, keine Experten. Es ist dem Zuschauer selbst überlassen, ob er die Grenzüberschreitungen als solche identifiziert. Das birgt immer auch die Gefahr, den Porträtierten eine Bühne zu bieten. Doch allein durch die Auswahl der Szenen werden Widersprüche offensichtlich.
Was dem Film fehlt, ist ein Spannungsbogen. Er springt zwischen den Protagonisten hin und her. Szenen starten und enden teilweise abrupt. Der Zuschauer muss sich immer wieder in neuen Umgebungen zurechtfinden. Doch das gelingt mit der Dauer des Films immer besser. Und es lohnt sich.
Der Film "Volksvertreter" läuft ab Donnerstag in ausgewählten Kinos.