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Jahresrückblick 2014 Das waren die besten Filme des Jahres

Ein nimmermüder Franzose, Zeki Müller, unfassbar coole Untote und das bestgelaunte Weltraumabenteuer seit "Star Wars". 2015 war ein gutes Kinojahr!
Von Sophie Albers Ben Chamo

"Only Lovers Left Alive"

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"True Blood" trifft "Stranger Than Paradise" trifft britischen Humor. Das kam unerwartet, aber Jim Jarmusch hat mit "Only Lovers Left Alive" die bestmögliche Antwort auf "Twilight" geliefert. Die grandiose Tilda Swinton ("Michael Clayton") und der wunderbare Tom Hiddleston ("Thor") spielen ein Vampirehepaar, dass in Tanger und Detroit lebt. Während Eva (Swinton) entspannt und verzückt durchs Untoten-Dasein gleitet, grämt sich Adam (Hiddleston) ob der Unfähigkeit und Zerstörungswut der menschlichen Rasse (die er abschätzig Zombies nennt) und denkt sogar daran, sich das unendliche Leben zu nehmen. Gleichzeitig wird dieses Vampire-in-der-Middeath-Crisis in jeder Minute mit großartig lakonischen Sprüchen bedacht, die schlauer sind, als alle Folgen von "True Blood" zusammen. Es ist ein durchaus liebevoller Blick der Ewigkeit auf unsere sandkornartige Existenz. Und dann kommt auch noch Evas kleine, extrem anstrengende Schwester (Mia Wasikowska) vorbei - direkt aus Los Angeles ("Zombie Central")...

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"Guardians of the Galaxy"

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Der bestgelaunte Film des Jahres! Zu Beginn dieses Science-Fiction-Abenteuers über einen Weltraum-Cowboy, eine geheimnisvolle Kugel, die Allmacht verleiht und drei weitere intergalaktische Haudegen denkt man vielleicht "Ah, noch so ein hammergestylter Sci-Fi-Streifen", aber dann... Nehmen Sie einfach das Popcorn, und genießen Sie den Flug. Ich bin immer noch "Grooot"!

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"Das Schicksal ist ein mieser Verräter"

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Die 16-jährige Hazel leidet an Schilddrüsenkrebs ohne Aussicht auf Heilung. Sie soll deshalb in eine Selbsthilfegruppe gehen, was sie total nervt. Dort lernt sie allerdings den ebenfalls schwerkranken Gus kennen, und plötzlich passiert ganz viel Unerwartetes. "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" ist ganz großes Kino, das in der perfekten Balance zwischen Sentimentalität und Härte vom Sterben im jungen Alter erzählt. Diese Geschichte lässt Sie alle Existenz-, Verlust- und Trennungsängste in großem Schwung rausheulen, während sie trotzdem immer wieder mit Lachern getröstet werden. Und das Beste: Sie sitzen in Ihrer Pfütze nicht allein!

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"Fack Ju Göthe"

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Nicht fehlen darf natürlich die großartige, wunderbare, herrliche Komödienüberraschung des deutschen Kinos: "Fack Ju Göthe". Diese Pauker-Lachnummer hat das alte Genre fulminant generalüberholt und glitzert mit Nachwuchsstar Elyas M'Barek, aber auch mit Leinwandveteranin Uschi Glas (Hut ab vor diesem Auftritt frei von Eitelkeit, Frau Glas!). Ein türkischstämmiger Kleinkrimineller (Klischee Nummer eins) wird Lehrer an einer Schule voller geistig minderbemittelter Kinder (Klischee Nummer zwei), weil unter der Sporthalle die Beute eines Raubzugs vergraben ist. Im Lehrerzimmer trifft er eine intellektuelle Gutmenschin (Klischee Nummer drei), und schon vermischen sich fröhlich der Kampf der Kulturen und Geschlechter. Ich bin vor Lachen und Begeisterung vom Sofa gefallen! Danke, Regisseur und Drehbuchautor Bora Dağtekin!

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"Ida"

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Dieses schwarz-weiße Kleinod des polnischen Regisseurs Pawel Pawlikowski ("The Summer of Love") hat gerade den Europäischen Filmpreis gewonnen. "Ida" spielt im Polen der 1960er Jahre und erzählt die Geschichte der angehenden Nonne Anna. Die 17-jährige Waise erfährt kurz vor dem Ablegen ihres Gelübdes, dass sie eigentlich jüdisch ist, und ihre einzige (über-)lebende Verwandte versucht, dem Kind das "normale" Leben schmackhaft zu machen. Es geht um Politik und Jazz, um den Holocaust und Lebensfreude. "Ida" ist perfektes, überraschendes Kino.

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"Lego Movie"

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Der "Lego Movie" hatte ziemlich miese Voraussetzungen. Niemand hat ihn für voll genommen, denn was sollen die berühmten Plastikklötzchen aus Dänemark denn bitte erzählen. Weit gefehlt! Die "21"- und "22 Jump Street"-Regisseure Phil Lord und Chris Miller haben die Lego-Wahrheit "Alles ist baubar" zur totalen Kinoanarchie genutzt. So treffen Gandalf und Batman, Dumbledore und Ninja Turtles aufeinander, wenn es darum geht, die Kreativität der Welt vor skrupellosen Geldmachern zu retten. Gute Laune garantiert!

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"A Most Wanted Man"

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Issa Karpov ist ein junger Tschetschene, der nach der Flucht aus russischen und türkischen Foltergefängnissen in Hamburg landet, wo sein Auftauchen das Leben eines Bankiers, einer Asylanwältin und des Leiters einer deutschen Spionageeinheit für immer verändert. "A Most Wanted Man" bietet die Chance, zum letzten Mal einem der größten Schauspieler unserer Zeit bei der Arbeit zuzusehen. Regisseur Anton "Control" Corbijn hat mit Philip Seymour Hoffmans massivem Einsatz einen großartigen Agenten-Thriller gedreht. Und dann ist da noch die wunderbare Nina Hoss, die Hoffman noch mehr zum Strahlen bringt.

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"Nightcrawler"

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Um sich über Wasser zu halten, filmt Lou Bloom Unfälle und Tatorte und verkauft die Bilder an TV-Sender. Je mehr er filmt, desto skrupelloser wird er. Mit "Nightcrawler" scheint sich das Kino mit ganzer Härte und einem ausgezehrten Jake Gyllenhaal gegen die immer größere Konkurrenz des Fernsehens zu wehren. Tatsächlich ist die Geschichte von Lou, der wortwörtlich über Leichen steigt, um die krassesten Bilder an TV-Sender liefern zu können, eine packend gute, die natürlich auch mit unserer Sensationslust spielt. Es geht letztlich um unsere eigene Grenze - als Konsument oder Handykamera-Besitzer. Wann schalten wir ab, wenn wir das Leiden anderer betrachten? Schalten wir überhaupt ab?

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"Monsieur Claude und seine Töchter"

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Claude und Marie Verneuil, reich, katholisch und bis zum Anschlag bourgeois, haben vier Töchter und wünschen sich nichts sehnlicher, als dass sie Männer aus gutem Hause heiraten. Doch eine nach der anderen schleppt "eine Enttäuschung" an. "Monsieur Claude und seine Töchter" ist eine wunderbar selbstkritische Komödie über Rassismus. Gerade in diesen Tagen tut es gut, darüber lachen zu können, denn zumindest im Film wird alles gut. Das sieht im realen Frankreich anders aus.

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"The Congress"

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Die alternde Schauspielerin Robin Wright wird gezwungen, eine digitale Kopie ihrer selbst erschaffen zu lassen, damit die Filmstudios mit ihrem alterslosen Abbild machen können, was sie wollen. Außerdem muss sie unterschreiben, niemals wieder selbst aufzutreten. Der israelische Filmemacher Ari Folman macht sich in diesem Mix aus Realfilm und Animation frei von allen Traditionen und Vorstellungen, wie eine Geschichte auszusehen hat. Mit einer alles überflutenden Fantasie zeichnet er eine düstere Zukunft des Showbusiness, in der der echte Harvey Keitel neben einem gezeichneten Tom Cruise brilliert. "The Congress" macht da weiter, wo Hollywood mit seinen nicht enden wollenden Blockbuster-Flops aufhört. Und das ist ein spannender Augenschmaus!

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"Mister Turner"

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Der Maler William Turner ist ein grummeliges, grunzendes, freundliches Genie. Mike Leigh zeigt den gefeierten britischen Künstler des 19. Jahrhunderts in einem wunderbaren Porträt, das von großer Kunst und Menschlichem, allzu Menschlichem berichtet. Timothy Spall erweckt den den Meister des Lichts fulminant zum Leben - mit aller Deftigkeit, Eigenartigkeit, Strahlkraft und Größe. Wenn Sie nach diesem Film nicht mit dem Malen anfangen wollen, weiß ich auch nicht.

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"Lucy"

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Die taiwanesische Mafia platziert Drogen in Lucys Bauch, die sie außer Landes schmuggeln soll, doch die Substanz tritt aus und macht aus Lucy eine übermenschliche Waffe, die ihren Peinigern Rache schwört und auch gleich unser Weltgefüge in Frage stellt. "Lucy" hat das Zeug zum Kultfilm, bietet brillante Action, was zum Grübeln und eine unvergessliche Scarlett Johansson!

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