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Kinocharts Der Börsen-Wolf ist gnadenlos

Nach nur zwei Wochen ist "The Wolf of Wall Street" schon fast der größte Erfolg, den Martin Scorsese in Deutschland je hatte. Aber auch "Der Medicus" schwächelt nicht. Im Gegensatz zu den Neulingen.
Von Patrick Heidmann und Nicky Wong

Platz 1 (1) "The Wolf of Wall Street"

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Wen Sie kennen könnten: Regisseur Martin Scorsese ("Goodfellas") und die Darsteller Leonardo DiCaprio ("Titanic"), Jonah Hill ("Moneyball"), Matthew McConaughey ("Magic Mike") und Jean Dujardin ("The Artist")

Die Geschichte in einem Satz:

Mitte der 80er Jahre wird der junge Börsenmakler Jordan Belfort von seinem Mentor nicht nur in die verlockende Welt der Drogen und der Prostitution an der Wall Street eingeführt, sondern lernt auch die Lektion, dass man zum Reichwerden nicht an das Wohl der Klienten, sondern die eigenen Provisionen denken sollte, was sich Belfort prompt zu Herzen nimmt und eine ebenso beachtliche wie skrupellose Karriere im Finanzgeschäft hinlegt, bei der zwangsläufig auch bald das FBI vor der Tür steht.

Geschwister im Kinoversum:

"Wall Street - Geld schläft nicht", "Casino"

Warum Sie den Film sehen sollten:

Dass Martin Scorsese in seiner langen Karriere bereits (noch) bessere Filme gedreht hat, wird niemand ernstlich bestreiten. Doch auch dieses Mal ist ihm einer gelungen, den man schon allein aufgrund seiner Wuchtigkeit und Detailversessenheit gesehen haben sollte. Von einem - wie meistens bei Scorsese - blendend aufgelegten DiCaprio und tollen Nebendarstellern ganz zu schweigen. Und nicht zuletzt lässt sich herrlich darüber diskutieren, welche moralische Aussage der Regie-Maestro mit diesen drei Stunden Luxus-Ausschweifungen, Koks-Exzessen und Nuttenpartys eigentlich treffen wollte.

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Platz 2 (2) "Der Medicus"

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Wen Sie kennen könnten: die Darsteller Stellan Skarsgård ("Fluch der Karibik 2"), Ben Kingsley ("Schindlers Liste"), Olivier Martinez ("Knight and Day") und Elyas M'Barek ("Fack Ju Göhte")

Die Geschichte in einem Satz:

Jahre nach dem mysteriösen Krankheitstod seiner Mutter zieht es im 11. Jahrhundert einen jungen Engländer nach Persien, wo er nicht nur zum Arzt ausgebildet wird und die große Liebe erlebt, sondern auch zwischen Christenverfolgung und muslimischen Fundamentalisten in Bedrängnis gerät.

Geschwister im Kinoversum:

"Prince of Persia - Der Sand der Zeit", "Die Päpstin"

Warum Sie den Film sehen sollten:

27 Jahre dauerte es, bis aus dem millionenfach verkauften Bestseller ein Film wurde, da will man sich als Fan natürlich selbst ein Bild machen, ob sich das Warten gelohnt hat. Das Ende wurde (nicht unbedingt zum Besseren) verändert, mitunter sind die zweieinhalb Stunden ganz schön lang und wie so oft im europäischen Kino verhindert ein zu geringes Budget das ganz große Breitwand-Epos. Wer das opulente Pathos der Vorlage zu schätzen wusste oder einfach nur mal wieder schöne Männer (darunter in einer gelockten Nebenrolle: "Fack ju Göhte"-Star Elyas M’Barek) mit viel Kajal im Gesicht sehen will, kommt trotzdem auf seine Kosten.

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Platz 3 (5) "Fünf Freunde 3"

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Wen Sie kennen könnten: den Darsteller Sky du Mont ("Der Schuh des Manitu")

Die Geschichte in einem Satz:

Eigentlich war ja Urlaub angesagt, doch auch auf der exotischen Ferieninsel werden George, Julian, Dick, Anne und Timmy natürlich wieder in ein Abenteuer verwickelt, das dieses Mal ein Schiffswrack, einen geheimnisvollen Kompass, ein einheimisches Mädchen und einen skrupellosen Investor beinhaltet.

Geschwister im Kinoversum:

"Fünf Freunde" und "Fünf Freunde 2"

Warum Sie den Film nicht unbedingt sehen müssen:

Den Romanvorlagen von Enid Blyton bleiben die "Fünf Freunde"-Verfilmungen insofern treu, als dass auch sie eigentlich eher wenig gehaltvolles Fast Food denn nahrhafte Spitzenküche sind. Kann man als junger Mensch so weggucken, muss man aber auch nicht. Allerdings sollte man wohl auch betonen, dass dieser Tage sonst sehr viel fragwürdiges ans Kind gebracht wird, daher wollen wir mal nicht zu streng sein. Und das Südsee-Setting verleiht dem neuen Film zumindest optisch eine neue Hochwertigkeit.

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Platz 4 (4) "Nicht mein Tag"

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Wen Sie kennen könnten: die Darsteller Moritz Bleibtreu ("Der Baader Meinhof Komplex"), Axel Stein ("Mann tut was Mann kann") und Jasmin Gerat ("Kokowääh")

Die Geschichte in einem Satz:

Gelegenheitsgauner Nappo nimmt bei einem Banküberfall den dort angestellten Till als Geisel und flieht mit ihm Richtung Amsterdam - ein irrer Trip, während dem der biedere Bürofuzzi Stück für Stück den inneren Gangster aus sich herauskommen lässt.

Geschwister im Kinoversum:

"Bang Boom Bang"

Warum Sie den Film sehen sollten:

Weil es im deutschen Kino kaum einen Regisseur gibt, der sich so sehr auf deftige Komödien mit Kultpotenzial versteht, wie Peter Thorwarth. In seinem ersten Film seit acht Jahren schert der sich mal wieder herzlich wenig um politische Korrektheit oder Weichspüler-Gags und fährt damit so gut wie seit "Bang Boom Bang" nicht mehr. Außerdem ist Bleibtreu - der allem Erfolg zum Trotz immer noch am meisten unterschätzte Schauspieler Deutschlands - immer einen Kinobesuch wert.

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Platz 5 (6) "Fack Ju Göhte"

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Wen Sie kennen könnten: die Darsteller Elyas M'Barek ("Türkisch für Anfänger"), Karoline Herfurth ("Vincent will Meer") und Katja Riemann ("Bandits")

Die Geschichte in einem Satz:

Um an das Diebesgut heranzukommen, für dessen Erbeutung im Gefängnis gelandet ist, versucht sich Zeki Müller nach seiner Entlassung als Aushilfslehrer, der allerdings mehr von Bierbüchsen und Kraftausdrücken als von Pausenbroten und Literatur versteht und deswegen nicht nur Stress mit den Kids, sondern auch mit der ebenso strengen wie niedlichen Referendarin bekommt.

Geschwister im Kinoversum:

"Türkisch für Anfänger", "Bad Teacher"

Warum Sie den Film ruhig (noch einmal) sehen können:

Weil "Türkisch für Anfänger"-Macher Bora Dagtekin zwar kein perfekter Film gelungen ist, aber das vor lauter Lachen niemanden stört. Sein zweiter Kinofilm ist DIE Erfolgsgeschichte des Jahres - und Hauptdarsteller Elyas M'Barek zurecht unser kommender Superstar.

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Das Neueste zum Thema Kino und Film finden Sie auf unserem Twitter-Kanal @stern_kino.

Platz 6 (3) "Der Hobbit: Smaugs Einöde"

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Wen Sie kennen könnten: Regisseur Peter Jackson ("Der Herr der Ringe") und die Darsteller Martin Freeman ("Sherlock Holmes"), Sir Ian McKellen ("X-Men"), Benedict Cumberbatch ("Star Trek Into Darkness") und Orlando Bloom ("Fluch der Karibik")

Die Geschichte in einem Satz:

Während sich Gandalf mit dunklen Vorahnungen bald von der Truppe entfernen muss, setzen Bilbo und die Zwerge ihren Weg durch den Düsterwald und Seestadt fort, immer verfolgt von blutrünstigen Orks und mit dem Ziel vor Augen, dem Drachen den Schatz von Erebor wieder abzujagen.

Geschwister im Kinoversum:

"Der Hobbit - Eine unerwartete Reise"

Warum Sie den Film sehen sollten:

Die Frage stellt sich vermutlich nicht, wenn Sie zu den Millionen von Fans von Tolkiens bzw. Peter Jacksons Schöpfungen gehören. Und sollten Sie nach dem ersten Teil skeptisch sein, können wir Ihnen versichern, dass der neue Film - nicht nur, aber auch dank Drache Smaug - deutlich temporeicher, spannender und einfach besser ist. Trotzdem sind auch dieses Mal zweieinhalb Stunden viel zu lang und insgesamt drei Filme für die etwas dünne Geschichte einfach nicht nötig.

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Platz 7 (-) "I, Frankenstein"

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Wen Sie kennen könnten: die Darsteller Aaron Eckhart ("The Dark Knight") und Bill Nighy ("Fluch der Karibik 2")

Die Geschichte in einem Satz:

Dr. Frankensteins Kreatur Adam fristet ihr unsterbliches Dasein in der Stadt Darkhaven, wo sie bald im gnadenlosen Krieg zwischen den Gargoyles und den Dämonen eine entscheidende Rolle spielt.

Geschwister im Kinoversum:

Die "Underworld"-Filme und "Van Helsing"

Warum Sie den Film nicht sehen sollten:

Wenn die Starttermine eines Films immer wieder verschoben werden, ist das meist kein gutes Zeichen. Wenn sie dann letzten Endes im Januar anlaufen, ist das meistens der Todeskuss. "I, Frankenstein" ist - trotz einer prominenten Besetzung, zu der sogar der einmalige Bill Nighy gehört - leider keine Ausnahme. Diese fürchterlich öde Mischung aus Horror und Fantasy, die mit dem legendären "Frankenstein"-Roman quasi nichts zu tun hat, sollte man sich getrost sparen.

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Platz 8 (8) "12 Years a Slave"

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Wen Sie kennen könnten: Regisseur Steve McQueen ("Shame") und die Darsteller Chiwetel Ejiofor ("2012"), Brad Pitt ("Der seltsame Fall des Benjamin Button"), Paul Giamatti ("Hangover 2") und Michael Fassbender ("Inglorious Basterds")

Die Geschichte in einem Satz:

Bei einer Tournee wird der Violinist Solomon Northup, der Mitte des 19. Jahrhunderts mit seiner Familie als freier Mann in den Nordstaaten lebt, von seinen Kollegen verraten, gekidnappt und als Sklave in die Südstaaten verkauft, wo er zwölf Jahre unter menschenunwürdigen Bedingungen verschiedenen Mastern und Aufsehern dienen muss.

Geschwister im Kinoversum:

"Die Farbe Lila"

Warum Sie den Film sehen sollten:

Weil noch kein Film sich so gnadenlos und weit in die Institution Sklaverei, einem bis heute nicht hinlänglich aufgearbeiteten, düsteren Kapitel der US-Geschichte, vorgewagt hat wie der Golden-Globe-Gewinner von Steve McQueen. Ohne Rührseligkeiten oder Klischees, ohne Mitleid erheischen zu wollen oder seinen Protagonisten auf die Opferrolle festzuschreiben durchleuchtet der Brite mit unglaublicher Präzision die schrecklichen Mechanismen aus Angst, Gewalt und Entwürdigung. Er verzichtet dabei weder auf schwer zu ertragende Brutalität noch auf kaum weniger leicht bekömmlichere Schönheit in den durchkomponierten Bildern. Hauptdarsteller Ejiofor, Fassbender als tyrannischer Sklavenhalter und Neuentdeckung Lupita Nyong'o sind (genau wie der Rest des Ensembles) so fantastisch, dass sie zusammen mit McQueen und dem gesamten Film verdientermaßen als Oscar-Favoriten gelten. Ein Meisterwerk für die Ewigkeit!

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Platz 9 (7) "Die Eiskönigin - Völlig unverfroren"

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Wen Sie kennen könnten: die Stimme von Hape Kerkeling ("Horst Schlämmer - Isch kandidiere!")

Die Geschichte in einem Satz:

Weil sie ihre magischen Fähigkeiten nicht kontrollieren kann und aus Versehen das ganze Land in ewigen Winter versetzt, zieht sich die frisch gekrönte Königin Elsa in einen Eispalast zurück, doch ihre Schwester Anna versucht - gemeinsam mit Naturbursche Kristoff, seinem Rentier und dem sprechenden Schneemann Olaf - alles wieder ins Lot zu bringen.

Geschwister im Kinoversum:

"Rapunzel - Neu verföhnt"

Warum Sie den Film sehen sollten:

Weil Disney hier an die schöne Tradition anknüpft, pünktlich zur Weihnachtszeit ein klassisches Märchen mit vielen Musical-Einlagen auf die Leinwand zu bringen. Nur schade, dass neben ein paar amüsanten Momenten, schmissigen Songs und tollen Schnee-Animationen so wenig von der Andersen-Vorlage "Die Schneekönigin" übrig und die Action wichtiger als die Figuren ist.

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Platz 10 (-) "Homefront"

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Wen Sie kennen könnten: die Darsteller James Franco ("Die fantastische Welt von Oz"), Jason Statham ("Transporter"), Winona Ryder ("Beetlejuice") und Kate Bosworth ("Superman Returns")

Die Geschichte in einem Satz:

Als seine Tochter sich in der Schule mit den Falschen anlegt, wird DEA-Agent Phil Broker in einen gnadenlosen Konflikt mit dem Drogenbaron Gator verwickelt, in dem nicht nur das Leben des Mädchens auf dem Spiel steht.

Geschwister im Kinoversum:

"The Last Stand", "Safe - Todsicher"

Warum Sie den Film nicht sehen sollten:

Sylvester Stallone mag zwar für das "Rocky"-Drehbuch mal für den Oscar nominiert gewesen sein. Doch sein Skript zu "Homefront" ist trotzdem kaum mehr als Action von der Stange. Dass Jason Statham, dessen stoisches Auftreten anfangs mal cool war, inzwischen aber nur noch eintönig ist, die Hauptrolle spielt, macht die Sache nicht besser. Und James Franco war als Drogenboss in "Spring Breakers" deutlich cooler als hier. Der einzige Höhepunkt ist das Wiedersehen mit Winona Ryder!

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